Seherin von Kell
Frau fast ehrfürchtig begrüß-
ten.
»Ich denke gar nicht daran«, entgegnete Silk spitzbübisch. »Dafür macht es mir viel zuviel Spaß, und ich habe ja noch nicht einmal richtig angefangen. Bitte, meine Herren«, wandte er sich wieder an seine Freunde, »gestattet, daß ich weitermache, denn sonst stehen wir um Mitternacht noch hier. Also dies ist Sadi – ihr müßtet euch eigentlich an ihn erinnern – , der Obereunuche in Königin Salmissras Palast.«
»Ehemaliger Obereunuche, Kheldar«, verbesserte ihn Sadi. »Meine Herren.« Er verbeugte sich.
»Eure Exzellenz«, grüßte Hettar. »Ich bin überzeugt, wir werden später nähere Erklärungen hören.«
»Ihr erinnert euch natürlich alle an Cyradis«, fuhr Silk fort, »die heilige Seherin. Sie ist jetzt etwas müde. Sie mußte heute mittag eine sehr wichtige Entscheidung treffen.«
»Wo ist dieser Riese, der mit Euch in Rheon war, Cyradis?« fragte Barak.
»Mein Führer und Beschützer gab sein Leben für unseren Sieg, Lord von Trellheim.«
»Das tut mir ehrlich leid«, versicherte ihr Barak ernst.
»Und das«, sagte Silk scheinbar gleichmütig, »ist Seine Kaiserliche Majestät Kal Zakath von Mallorea. Er war uns hin und wieder eine große Hilfe.«
Garions Freunde blickten Zakath überrascht und mißtrauisch zu-gleich an.
»Ich würde sagen, daß wir gewisse frühere Spannungen jetzt als behoben ansehen können«, erklärte Zakath höflich. »Garion und ich haben unsere Unstimmigkeiten mehr oder weniger bereinigt.«
»Es ist mir eine große Freude, Eure Kaiserliche Majestät«, sagte Mandorallen mit einer knarrenden Verbeugung, »miterleben zu dürfen, daß uns ein weltweiter Friede beschieden sein wird.«
»Euer Ruf als Held der westlichen Welt ist Euch vorausgeeilt, Lord von Mandor«, entgegnete Zakath in fast vollkommener mimbratischer Sprechweise. »Ich nehme nun jedoch wahr, daß der Ruf nur ein armseliger Schatten der ungeheuren Wirklichkeit ist.«
Mandorallen strahlte über das ganze Gesicht.
»Das macht Ihr großartig«, flüsterte Hettar dem Kaiser von Mallorea zu.
Zakath grinste ihn an. Dann wandte er sich an Barak. »Wenn Ihr Anheg das nächste Mal seht, Lord von Trellheim, dann richtet ihm bitte aus, daß ich ihm eine Rechnung für alle meine Schiffe senden werde, die er nach Thull Mardu im Meer des Ostens versenkt hat.
Ich halte einige Wiedergutmachung für angebracht.«
»Ich wünsche Euch alles Glück der Welt, Majestät«, entgegnete Barak und grinste. »Aber ich fürchte, Ihr werdet feststellen, daß Anheg die Tür zu seiner Schatzkammer nur äußerst zögernd öffnet.«
»Beruhige dich«, mahnte Garion Lelldorin leise, der sich bei der Erwähnung von Zakaths Namen mit bleichem Gesicht grimmig
hoch aufgerichtet hatte.
»Aber…«
»Es war nicht seine Schuld«, sagte Garion. »Dein Vetter fiel in einer Schlacht. So etwas kommt vor. Es hat keinen Sinn, nachtragend zu sein. Das ist es nämlich, weshalb ihr in Arendien in den vergangenen fünfundzwanzig Jahrhunderten keinen Frieden mehr hattet.«
»Und ich bin sicher, daß ihr alle Eriond – ehemals Botschaft – wie-dererkennt«, sagte Silk aufs neue in scheinbarem Gleichmut. »Er ist der neue Gott von Angarak.«
»Er ist was?« rief Barak.
»Du solltest wirklich versuchen, dich auf dem laufenden zu halten, mein lieber Barak.« Silk polierte die Fingernägel an der Wamsbrust.
»Silk!« rügte Eriond.
»Entschuldige.« Silk grinste. »Könnt Ihr mir noch einmal verzeihen, Eure Göttlichkeit?« Er runzelte die Stirn. »Wie ist eigentlich die korrekte Anrede für dich?«
»Wie wär's mit Eriond, ganz einfach?«
Relg war totenbleich geworden und fiel fast instinktiv auf die Knie.
»Bitte tut das nicht, Relg«, sagte Eriond. »Immerhin kennt Ihr mich schon, seit ich ein kleiner Junge war, nicht wahr?«
»Aber…«
»Steht auf, Relg.« Eriond half dem Ulgo auf die Füße. »Oh, übrigens, mein Vater läßt Euch grüßen.«
Relg schmolz schier vor Ehrfurcht.
»Na gut«, sagte Silk zögernd. »Wir sollten es wohl nicht länger verheimlichen. Meine Herren, ich bin sicher, ihr erinnert euch alle an die Markgräfin Liselle, meine Verlobte.«
»Deine Verlobte?« staunte Barak.
»Irgendwann muß wohl jeder einmal häuslich werden.«
Sie gratulierten alle. Aber Sammet wirkte nicht sehr erfreut.
»Was hast du denn, Liebste?« fragte Silk sie in aller Unschuld.
»Meinst du nicht, daß du etwas vergessen hast, Kheldar?« fragte sie ihn giftig.
»Nicht, daß ich
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