Sehnsucht der Dunkelheit (German Edition)
war jedenfalls zum Kampf bereit. Er schritt auf und ab und verhöhnte das Wesen. »Ich erwarte dich längst. Wo bleibst du denn, Dorada! Hast du etwa Angst vor mir, du alte Vettel?«
Malkom stand mühsam auf, während der Boden unter ihm bebte. Die metallenen Wände begannen sich zu verziehen. Das Glas seiner Zelle würde dem Druck nicht mehr lange standhalten. Die Freiheit ist nahe. Er malte sich bereits aus, auf welche verschi edenen Arten er die Hexe bestrafen würde …
Plötzlich fiel sein Halsband zu Boden. Er blickte auf. Ein weibliches Wesen mit einer Aura extremer Macht passierte gerade seine Zelle. Sie sah wie eine wandelnde Leiche aus und war von einem Rudel Wendigos umringt. Hat sie mich von dem Halsband befreit?
Ohne Vorwarnung erschien eine weitere Frau vor seiner Zelle, diesmal eine dunkelhaarige Zauberin, und erhob die flammenden Hände gegen ihn. Was zum Teufel … ?
Sie schleuderte Feuer gegen das Glas, zerschmetterte es, um ihn zu befreien. Ehe sie mit einer Geschwindigkeit verschwand, die seiner fast gleichkam, sagte sie: »Geh und finde deine Frau, Dämon.«
»Das werde ich.«
Endlich würde sich Malkom an Carrow Graie rächen können. Er setzte mühsam einen Fuß vor den anderen, nach seiner Folter immer noch dem Wahnsinn nahe, und humpelte hinaus.
Chaos. Die Hitze des Feuers versengte ihm die Haut. Das Stöhnen der Metallwände, die sich weiter verbogen, dröhnte in seinen Ohren. Die stöhnenden Sukkuben, die sich selbstvergessen paarten, und die blutigen Gemetzel in den Gängen heizten Malkoms Wahnsinn nur noch weiter an. Als er ein tiefes Brüllen aus der Richtung der Zelle des Vampirs vernahm, wandte er den Kopf zurück. Gleich davor stand diese tote Frau und erteilte ihren Wendigos den Befehl, sich auf Lothaire zu stürzen. Ihr grauenhaftes Gesicht war zu einem Lächeln verzerrt.
Irgendwie gelang es dem Erzfeind bislang noch, sich selbst zu verteidigen und die wild geifernden Kreaturen immer wieder aus seiner Zelle zurückzudrängen. Doch Lothaire kämpfte auf verlorenem Posten.
»Slaine?«, brachte er heraus. »Ich könnte Hilfe gebrauchen.«
Der Kopf der Frau fuhr zu Malkom herum, ihr verbliebendes Auge heftete sich auf sein Gesicht. » Riiiiiinnnnnnngggggg?«
Malkom schüttelte langsam den Kopf, dann wandte er sich um. Er machte sich auf den Weg zur Zelle der Hexe und rief dabei über seine Schulter: »Wo ist deine Loyalität jetzt, Vampir?«
31
»Willst du mir jetzt vielleicht von Thronos erzählen?«, murmelte Carrow, während sie Ruby trug und Lanthe zu Chases Büro führte. »Da wir ja gerade vor ihm auf der Flucht sind.«
»Er ist meinetwegen verkrüppelt«, sagte Lanthe leise. »Ich habe ihn dazu ›überredet‹, sich von einer großen Höhe hinabzustürzen – ohne seine Flügel zu benutzen.«
Nett. »Die Männer – genauer gesagt, so ziemlich jeder hier – lieben uns, oder?«
Lanthe nickte voller Bitterkeit. »Ich bin in der Tat für meinen Charme bekannt.«
Während sie sich dem Ende des Korridors näherten, schlichen immer mehr Wendigos durch den Gang, der quer dazu verlief. Sie gierten nach Blut, Knochen und Fleisch. Ihre roten Augen leuchteten im Halbdunkel, ihre drahtigen Körper leicht vornübergebeugt, ihr Gang ungelenk.
Lanthe und Carrow drückten sich gegen die Wand. Carrow presste Rubys Gesicht gegen ihre Schulter.
Als die Kreaturen schnüffelnd die Luft einsogen, raste Carrows Herz. Wir können ihnen nicht entkommen. Eine Sekunde verging … dann noch eine … Einer machte einen Schritt in ihre Richtung …
Schreie ertönten aus einem anderen Korridor, und schon rannten die Wendigos in diese Richtung davon.
Das war verdammt knapp gewesen. Beim nächsten Mal würden sie vielleicht nicht so viel Glück haben. Mit diesem Gedanken rannte Carrow in die entgegengesetzte Richtung davon, in einen anderen Flügel des Gebäudes, wo die Büros und Labors lagen. Hier hatte ein noch viel entsetzlicheres Massaker stattgefunden als in ihrem Zellentrakt. Überall lagen tote Menschen.
Die drei schlichen durch eine Hölle, die aus Kämpfen, Sex und … Nahrungsaufnahme bestand. Immer noch stiegen Steinbrocken aus der Tiefe empor, sodass der Boden uneben und instabil war.
Doch schließlich erreichten sie unbeschadet das Büro. Die Tür war aufgebrochen worden und hing schief in den Angeln. Carrow ignorierte ihr ungutes Gefühl und trat vorsichtig ein. Leer .
Durch das Fenster blickte sie in eine weitere stürmische Nacht hinaus, ähnlich der, die Chase vor zwei
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