Sehnsucht der Dunkelheit (German Edition)
»Wir müssen gleich wahrscheinlich um unser Leben rennen.«
Als laut schreiende Wachen herbeistürmten und Kanister voller Gas in ihre Zelle warfen, ließ Ember einen Feuerstrom los, der die Kanister sogleich auf sie zurückschleuderte.
Portia musterte die Männer mit zur Seite geneigtem Kopf. »Diese Sterblichen sollten gesteinigt werden.« Sie winkte beiläufig mit der Hand, und ein Zementbrocken löste sich aus dem Fußboden und schoss auf einen der Männer zu. Carrow hielt Ruby die Augen zu, als er mit der Wucht einer Rakete auftraf. Der Kopf des Mannes explodierte wie eine Melone.
»Hör mit der Angeberei auf, Portia«, sagte Ember. »Wir haben Wichtigeres zu tun.« Sie wandte sich an Carrow. »Zuerst einmal wirst du dafür bezahlen, dass du mich geschlagen hast, Hexe.«
»Wenn du ihr wehtust«, sagte Ruby mit glänzenden Augen, »tu ich dir noch viel mehr weh.« Carrow zog Ruby zurück und schob sie hinter ihren Rücken.
Warum zögerte Ember? Sie könnte sie alle einfach zu Asche verbrennen.
»Lass sie doch«, sagte Portia. »Die Kämpfe verlagern sich nach draußen, und ich habe nicht vor, ohne meine Maske und meine Klauen einzugreifen. Wir müssen sie sofort suchen.«
Ember warf Carrow einen Blick zu, der Schmerzen verhieß, schnippte dann aber nur mit den Fingern nach Lanthe. »Komm.«
Als Lanthe an Carrows Seite stehen blieb, warf Portia einen letzten zornigen Blick über die Schulter zurück. »Melanthe, du Verräterin. Mögest du im Himmel verrotten.« Sie blickte den Gang hinab. »Zusammen mit deinem Engel. Er wird dich holen kommen.«
Sobald sie verschwunden waren, sagte Lanthe: »Da geht sie hin, die einzige Macht, hinter der wir uns hätten verstecken können. Und sie haben recht. Thronos wird hinter mir her sein, ebenso wie dein … äh … Gemahl, wenn er sich erst genug erholt hat.«
Rubys Blick wanderte unruhig hin und her. »Ich hab Angst, Crow.«
Carrow hob das Mädchen hoch. »Ich weiß, aber ich werde nicht zulassen, dass dir irgendwas passiert.« Als Ruby schniefte, sah Carrow ihr tief in die Augen. »Sieh mich an. Ich werde dich hier rausbringen. Ich schwöre es.«
Leichter gesagt …
Im Gefängnistrakt war die Hölle los. Embers Feuer loderte überall, während sie ihre Verbündeten aus den Zellen befreite. Männliche Unsterbliche schleppten wild um sich schlagende Frauen davon.
Nur wenige Meter entfernt, griff der Lykae Uilleam vier Wachen an. Obwohl er nach wie vor seinen Wendelring trug und sich nicht vollständig in einen Werwolf verwandeln konnte, machte er ihnen im Handumdrehen den Garaus: Einem zerbiss er die Kehle, während er die anderen mit seinen Klauen zerfetzte.
Volós, der Anführer der Zentauren, zertrampelte jeden, der ihm über den Weg lief, und ließ eine Spur zerquetschter Leichen hinter sich zurück.
Sukkuben zerrten die sterblichen Wachen zu Boden und vergewaltigten sie in wilder Raserei. Carrow hielt Ruby mit einer Hand die Augen zu, aber ihr Stöhnen war nicht zu überhören, als sie sich zum ersten Mal seit Wochen wieder nährten.
»Du weißt schon, dass wir im Arsch sind, wenn wir auch nur einen Fuß aus unserer Zelle setzen, oder?«, fragte Lanthe.
»Wenn wir dich von deinem Halsband befreien, könntest du dann ein Portal erschaffen?«
Lanthe hatte ihr erzählt, dass sie immer erst neue Kräfte sammeln musste, nachdem sie eines erschaffen hatte. Doch ihre Miene hellte sich sogleich auf. »Wir könnten auf der Stelle hier weg sein.«
»Dann müssen wir Fegley finden.« Und seinen Daumen. »Ich glaube, ich weiß, wo er sein könnte.« Als der Aufseher vor einer kleinen Ewigkeit Ruby zu ihnen gebracht hatte, war er aus einem Nebenzimmer von Chases Büro eingetreten. Möglicherweise versteckte er sich auch jetzt dort.
»Bist du bereit?«, fragte Carrow.
Als Lanthe nickte, begaben sie sich vorsichtig hinaus in das Chaos.
»Ich hab dir doch gesagt, dass wir bald entkommen werden«, sagte Lothaire.
Als sich das ganze Gebäude zu verschieben begann, hatte Malkom es irgendwie geschafft, sich in eine sitzende Position hochzuarbeiten, auch wenn er dabei Höllenqualen litt. Chase hatte recht behalten: Malkom hatte viel über Folter hinzugelernt. Aber er hatte die Schmerzen ertragen und Chase mit blutigen Fängen ins Gesicht gelacht.
»Auf die eine oder andere Weise wird dies noch heute Nacht ein Ende finden«, sagte der Vampir. Was auch immer dieses Wesen war, das den gegenwärtigen Aufruhr ausgelöst hatte, es war hinter dem Erzfeind her. Der Vampir
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