Sehnsucht der Dunkelheit (German Edition)
hindurchhinkte. Auch wenn sein Körper schwer verletzt war, wurde er spielend mit sämtlichen Geschöpfen fertig, die ihm über den Weg liefen.
Sein Anblick erinnerte sie an die Nacht, in der sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte, nachdem er all diese Dämonen bekämpft hatte. Doch jetzt wurde sie Augenzeugin , wie er ein derartiges Gemetzel veranstaltete. In jener Nacht hatte er sie verletzt, ohne es zu beabsichtigen. Jetzt jedoch war genau das sein Ziel.
Moment mal … Malkoms Halsband war fort? Sie wich ins Zimmer zurück und ließ sich gegen die Wand sinken. Oh ihr Götter. La Dorada verlieh nur dem Bösen Macht?
Nein. Sie weigerte sich zu glauben, dass er böse war. Trotzdem war selbst ihr klar, dass sich jegliche Hoffnung darauf, mit ihm normal reden zu können – so weit hergeholt sie auch gewesen sein mochte – , in dieser Nacht in Luft auflöste.
Hatte sie ihn aufgegeben? Natürlich nicht. Aber im Augenblick musste sie sich darauf konzentrieren, Ruby aus einem einstürzenden Gebäude und einem Kriegsgebiet herauszubringen.
»Hexe, ich könnte mal Hilfe bei diesem Verschluss gebrauchen«, rief Lanthe.
Carrow eilte zu ihr zurück. »Wir müssen uns beeilen.«
Unbeholfen presste die Zauberin die blutige Hand auf den hinteren Teil ihres Halsbandes. »Ich schaff es einfach nicht, den Daumen flach da draufzudrücken.«
Fegley war immer noch bei Bewusstsein und beobachtete alles wie betäubt.
Carrow setzte Ruby ab und winkte ihr zu, sie solle ihr die Hand überlassen.
Lanthe warf sie ihr zu, doch plötzlich blitzte funkelndes Metall zwischen ihr und Carrow auf.
»Ah-ah, nicht so hastig!«, sagte Ember triumphierend. Sie hielt die Hand in die Höhe, die sie soeben abgefangen hatte.
»Wo zum Teufel kommst du denn her?«, fuhr Carrow sie an. Die Zauberin war ja schon schnell gewesen, ehe sie ihren Wendelring losgeworden war. Doch jetzt war ihre Geschwindigkeit wahrhaft atemberaubend.
»Ich bin schnell wie die Flammen, Hexe. Und das hier werde ich behalten.«
Portia trat langsam neben sie, während sie ihre eigene Maske und Handschuhe anlegte. »Uns gefällt die Quote, so wie sie jetzt ist, wo ihr alle völlig machtlos seid. Ember, kümmere dich um den Aufseher.«
Ember richtete ihre lodernde Hand auf Fegley.
Carrow bedeckte Rubys Augen, während der Mann die seinen weit aufriss. Er kreischte, als die Zauberin ihn zu Asche verbrannte.
»Denk immer daran, was wir dir gesagt haben, Ruby.« Mit einem letzten forschenden Blick auf das Mädchen verschwanden sie.
»Was haben sie dir gesagt?«, fragte Carrow, während sie das Mädchen von dem rauchenden Häufchen Asche fort auf die andere Seite des Raums zerrte.
»Dass ich wie sie sein kann.« Sie rieb sich die Augen, die vom Rauch brannten. »Dazu muss ich nur eine Zauberin töten.«
»Du tötest überhaupt niemanden!«, sagte Carrow wütend. »Zunächst einmal bist du noch viel zu klein, und zweitens hat dich niemand dafür bezahlt . Wir werden über all das noch reden, wenn wir erst mal zu Hause sind.« Sie schaffte es gerade noch, sich das »Fräulein!« zu verkneifen, das ihr auf der Zunge gelegen hatte.
»Das war’s dann wohl mit unserem tollen Plan.« Lanthe murmelte einen Fluch. »Sieht so aus, als ob wir uns unseren Weg hier heraus erkämpfen müssten.« Sie durchwühlte einen Haufen Waffen und zog ein Schwert heraus. »Nur gut, dass ich mit so einem Ding ganz gut umgehen kann.«
»Ich bin auch nicht schlecht.« Es hatte seine Vorteile, mit legendären Schwertkämpferinnen wie Regin befreundet zu sein. Carrow blickte sich kurz nach einer guten Waffe für sich selbst um, schnappte sich ein Kurzschwert und eine Scheide und schnallte sich Letzteres um die Taille. Dann erstarrte sie. »Warte mal, Lanthe. Sieh dir nur den Rauch an der hinteren Wand an. Der zieht irgendwohin ab.«
»Meinst du, dahinter liegt noch eine Kammer?«
»Könnte sein.« Sie eilten hinüber und schoben ein Regal beiseite, sodass eine weitere getäfelte Tür zum Vorschein kam. Carrow gelang es, die Schwertspitze in die Ritze zu schieben und sie einen Spaltbreit zu öffnen. Lanthe packte die Kante mit ihren Metallklauen, und gemeinsam schoben sie sie auf.
Ein Schwall frischer, feuchter Luft wehte ihnen ins Gesicht und ließ ihre Haare fliegen. Vor ihnen lag ein Tunnel, der leicht nach unten führte.
»Das muss ein Fluchtweg sein«, sagte Lanthe. »Der führt vermutlich zum Strand.«
Carrow musterte die Umgebung. »Aber die Erde bebt immer noch. Sollen wir den Tunnel oder
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