Sehnsucht der Dunkelheit (German Edition)
pantomimisch zu verstehen, dass sie ihn ebenfalls waschen wollte. Das war nicht Teil der Abmachung gewesen. Wenn er allerdings bedachte, in welcher Form er bislang für sein Entgegenkommen belohnt worden war … Sie hatte ein Kleidungsstück abgelegt und bot ihm an, ihn zu säubern.
Ihre Hände auf ihm. Wasser auf ihm.
Er würde wie die Vampire riechen, die er hasste. Aber er würde ihr besser gefallen. Würde er es über sich bringen, in das Becken zu steigen, das sich immer mehr mit Wasser füllte, um ihr nahe zu sein?
Er würde sich ausziehen müssen. Wenn er die Armbänder abnahm, würde sie die Bissnarben sehen und in ihnen möglicherweise die Male eines Blutsklaven erkennen. Die Vorstellung erfüllte ihn mit Scham.
Fast noch schlimmer erschien es ihm, sich vollständig zu entkleiden. Es war eine Sache, wenn andere Männer ihn nackt sahen, aber eine Frau? Vermutlich war das in all den Jahren ein- oder zweimal vorgekommen, aber wenn, dann ohne sein Wissen. Freiwillig hätte er seinen Körper bestimmt nicht hergezeigt.
Dieser Frau hier schien der Anblick seines Gesichts zu gefallen. Sie hatte ihn mit unverhohlener Anerkennung gemustert, und er konnte es kaum fassen. Womöglich würde sie sich auch zu seinem Körper hingezogen fühlen.
Ob sie sich ebenfalls vollständig entkleiden würde? Vielleicht zeigte sie ihm diese Brüste, die er am liebsten ablecken würde? Oder sie entfernte sogar das seidene Dreieck, das ihr Geschlecht verhüllte?
Er zeigte auf ihr Oberteil und gestikulierte in rascher Folge mit den Fingern.
Mit einem Lächeln zog sie es quälend langsam nach oben, bis rosafarbene Seide zum Vorschein kam, so durchnässt, dass sie sich eng an ihre Kurven schmiegte. Die Spitze enthüllte mehr, als sie verbarg.
Seine Lippen öffneten sich. Die Götter mussten sich einen Spaß mit Malkom erlauben, dass sie ihm so eine schöne Frau gaben. Oder war sie womöglich sein wohl verdienter Lohn?
Einen außergewöhnlichen, flüchtigen Moment lang fühlte er sich tatsächlich wie der glücklichste Mann auf der ganzen Welt.
Als Carrow ihr Oberteil auszog, brannte der Blick des Dämons auf ihrer Haut, so spürbar wie eine Berührung. Mit zusammengezogenen Augenbrauen, als ob er Schmerzen leide, stieß er ein leises Knurren aus und befühlte geistesabwesend den starren Umriss seines Schafts.
Sie nahm sich Shampoo und Seife und lockte ihn erneut mit dem Zeigefinger. Doch er ging nur am Rand des Beckens auf und ab. Da nun sein Mienenspiel besser zu erkennen war, konnte sie Schweißperlen auf seine Oberlippe sehen. Da wurde ihr etwas klar: Er hatte Angst davor, ins Wasser zu steigen.
Seine Phobie ergab durchaus einen Sinn. Wann hätte er auch je schwimmen lernen oder sich an größere Mengen Wasser gewöhnen sollen?
»Okay, ich schätze, dann werde ich das hier ganz allein genießen müssen.« Nur mit ihrer Unterwäsche bekleidet, watete sie in die Mitte, wo es etwas tiefer war, und tauchte komplett unter die Wasseroberfläche, um sich von Kopf bis Fuß zu waschen. Sie machte ein großes Theater darum, sich die Haare einzushampoonieren, und stöhnte hier und da verzückt, als ob das popelige Militärshampoo so orgasmusauslösend wie eine Flasche Herbal Essences wäre.
Er lief weiter auf und ab.
Nachdem sie endlich sämtliche Knoten aus ihrem eigenen Haar herausgekämmt hatte, trat sie unter einen der Ströme, die von der Decke herabflossen, um das Shampoo auszuspülen. Als sie ihr Gesicht dem Wasser entgegenhob und mit den Händen über ihren Bauch und ihre Schenkel fuhr, empfing sie eine ganze Reihe verschiedenster Gefühlsregungen von ihm, von denen eine so etwas wie … Ehrfurcht war.
Er sah sie an, wie er seinen letzten Sonnenaufgang angestarrt haben könnte.
Endlich näherte er sich vorsichtig dem Rand. Sie kam ihm entgegen und nahm einen seiner Arme, um die Verschnürung seiner Lederarmbänder zu lösen. Doch sogleich kehrte das Misstrauen in seinen Blick zurück. Wieder dachte sie: Ich ziehe Dornen aus der Pfote eines Löwen .
»Vertrau mir, Dämon.«
Aber er durfte ihr nicht vertrauen. Denn am Ende würde sie ihn verraten. Denk jetzt nicht daran. Genieße einfach den Moment.
Nachdem sie ihm das zweite Armband abgenommen hatte, runzelte sie die Stirn. Die Haut über seinem Handgelenk war von Bissnarben übersät. Vampirbisse.
Mythenweltgeschöpfe bildeten nur in ihrer Kindheit und Jugend Narben aus, ehe sie als Erwachsene die Unsterblichkeit erlangten, die ihren Körper für alle Zeit konserviert.
Weitere Kostenlose Bücher