Sehnsucht der Dunkelheit (German Edition)
seinem Vorgesetzten streiten würde, irgend so ein namenloser, gesichtsloser Kerl, der uns studieren will, während Chase uns einfach alle am liebsten sofort auslöschen würde.«
Carrow rieb sich die Stirn, voller Sorge um Malkom.
Lanthe berührte ihre Schulter. »Sieh mal, was passiert ist, ist passiert. Du musst dich jetzt darauf konzentrieren, für Rubys Gesundheit und Sicherheit zu sorgen. Und natürlich musst du ein Möglichkeit zu entkommen finden, damit du Fegley umbringen kannst.«
Carrow schwor: »Das wird eine verdammt blutige … «
Plötzlich hallte Malkoms Gebrüll durch die Gänge.
Carrow stieß einen Schrei aus. »Er ist hier, in diesem Korridor!«
Als Malkom vom Donnern seines eigenen Herzens geweckt wurde, fand er sich in einer bizarren Zelle wieder. Sein Körper war von unzähligen Wunden übersät. Als er begriff, dass er sich nicht länger in seiner Welt befand und auch nicht mehr mit seiner Frau zusammen war, entrang sich seiner Brust ein verzweifelter Schrei.
Wieder einmal war er verraten worden. Nicht von ihr, nicht auch noch von meiner Frau. Doch als er jetzt an sich hinabsah, entdeckte er das Halsband – genau das gleiche, wie sie es getragen hatte. Ein Sklavenhalsband. Er packte es mit beiden Fäusten und zog mit aller Kraft daran. Nichts. Es öffnete sich nicht einen Millimeter weit.
Sie hatte ihn wieder zu einem Sklaven gemacht.
» Ich bring dich um, Hexe! «, brüllte er. Konnte sie ihn hören? War sie in der Nähe? Er spürte, dass sie nicht weit war, genau wie in jener ersten Nacht in Oblivion, als sie sich vor ihm versteckt hatte.
Es spielte keine Rolle, wo sie war. Er würde sie bis ans Ende dieser oder jeder anderen Welt verfolgen.
Er stand unbeholfen auf. Nur mit Mühe konnte er sich auf seinen verletzten Beinen aufrechthalten und hinkte zu der Glaswand, die ihn gefangen hielt. Andere Geschöpfe aus einer ganzen Reihe von Faktionen wurden hinter ähnlichen durchsichtigen Wänden festgehalten und musterten ihn misstrauisch.
Als er mit den Fäusten gegen das Glas trommelte, murmelte eine männliche Stimme in einiger Entfernung: »Schlag noch einmal gegen die Wand, Vämon, und du atmest vergiftete Luft.« Er klang belustigt, und sein Akzent erinnerte Malkom an den der Vampire. »Die Sterblichen lassen sie aus der Decke strömen.«
Die Sterblichen – dieselben Soldaten, die wiederholt in seine Welt eingedrungen waren. Was wollten sie von ihm? Warum hatten sie Carrow nach Oblivion geschickt, um ihn herzulocken?
Ihre Falle hatte nur zu gut funktioniert. Malkom hatte sich so schrecklich nach dem gesehnt, was sie zu bieten hatte. Alles, was in der vergangenen Woche – der besten seines Lebens – zwischen ihm und der Hexe geschehen war, hatte nur unweigerlich auf einen weiteren Verrat abgezielt.
An der Öffnung des Portals hatte sie so getan, als ob sie es bereute, ihn zu hintergehen, aber man konnte weder ihren Worten noch ihren Taten trauen. Sie hatte ihm außerdem gesagt, dass sie für immer verbunden seien, und er war so dumm gewesen, ihr zu glauben. Wann würde er es endlich lernen? Wenn du vertraust, wirst du verletzbar.
Malkom war tatsächlich auf der Welt, um bestraft zu werden.
Nur nicht von ihr. Wieder brüllte er mit weit aufgerissenen Augen die Decke an. Ich würde jeden einzelnen Verrat noch einmal durchleben, wenn ich diesen letzten dadurch ungeschehen machen könnte.
Dem herzzerreißenden Gefühl des Verlusts folgte ungeheure Wut. Sein Zorn verlangte danach, besänftigt zu werden. Denn er war zugleich geboren worden, um selbst zu bestrafen. Malkom hatte noch jedem seine gerechte Strafe zukommen lassen, der ihn verraten hatte.
Carrow würde es nicht anders ergehen. Er würde einen Weg finden, freizukommen und sie zur Strecke zu bringen. Malkom hatte sich gegen Kallen gewendet, den er wie einen Bruder geliebt hatte. Die Hexe würde einen tausendfach höheren Preis bezahlen.
Wer mich verrät, tut dies nur einmal.
28
Die Schreie der Gefangenen hallten von den Zellenwänden wider – Schreie des Wahnsinns, der Frustration und hilfloser Wut.
Bald gehöre ich auch zu ihnen , dachte Carrow düster. Es war beinahe schon wieder eine ganze Woche vergangen, in der sie hier in der Falle saß. Wie lange sollte das noch so weitergehen?
Bisher hatte es ihr nie etwas ausgemacht, im Gefängnis zu sitzen, aber es war auch immer ein Ende in Sicht gewesen. Doch jetzt nagte auch noch das schlechte Gewissen an ihr, wegen allem, was sie Malkom angetan hatte. Sie hatte
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