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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Leichenschauhaus um die Ecke könnten die Überreste von Edda Lou Hatinger liegen, fast schon unwirklich vor.
    Mit einem unwirschen Ächzen versuchte er die Erinnerung an seine Rachsucht zu verscheuchen. Er hatte sich richtig darauf gefreut, ihr ordentlich seine Meinung zu geigen und sie aufheulen zu hören, wenn endlich bis in die letzten Windungen ihres verschlagenen Gehirns durchgedrungen war, daß sie sich das mit ihrem Einzug in Sweetwater abschminken konnte.
    Nur weil er in seiner Dummheit die Kassiererin von Larssons Laden sexy gefunden hatte, ein paarmal mit ihr das Bett geteilt und an ihrer sanften Haut genuckelt hatte, mußte er sic h jetzt ein Alibi aus den Fingern saugen, damit sie ihn nicht wegen Mordverdachts einsperrten.
    Vorwürfe hatte er sich ja schon einige anhören müssen.
    Faulheit, was in Tuckers Augen keine Sünde war. Leichtsinn im Umgang mit Geld, was er bereitwillig zugab. Feigheit, was Tucker lieber als Diskretion bezeichnete. Ehebruch, wogegen er sich auf das Schärfste verwahrte. Mit verheirateten Frauen hatte er außer vor einigen Jahren mit Sally Guilford nie geschlafen – und die hatte in Scheidung gelebt.
    Aber Mord? Zum Totlachen, wenn es nicht so schrecklich gewesen wäre! Sein Vater hätte keine Hemmungen gehabt und sich schiefgelacht. Er war der einzige Mensch gewesen, den Tucker wirklich gefürchtet hatte. Und selbst er hatte es Tucker bei den ihm verhaßten Jagden nicht austreiben können, absichtlich danebenzuschießen.
    Aber Edda Lou war natürlich nicht erschossen worden. Er hatte Francies verstümmelten Körper allzugut in Erinnerung, um nicht zu wissen, was mit Edda Lous sanfter, weißer Haut geschehen war.
    Tucker zog eine Zigarette aus der Tasche und schnitt die Spitze ab – mittlerweile verzichtete er schon auf fast einen ganzen Zentimeter Rauchgenuß. Er zündete sie sich gerade an, als Burke in Begleitung eines mürrisch dreinblickenden, verschwitzten Mannes in einem schwarzen Anzug hereinkam.
    Die ständige Gesellschaft des FBI-Manns hatte Burke auch nicht gerade in die beste Laune versetzt. »Fühl dich nur wie zu Hause«, knurrte er mit einem Blick auf Tuckers Füße und knallte die Tür zu.
    »Ich tue mein Bestes.« Tucker setzte sein lässigstes Grinsen auf, obwohl ihm eigentlich das Herz in die Hose rutschte. »Du solltest dir endlich mal ein paar Zeitschriften anschaffen, Burke.
    Jagdblätter und Waffenkataloge stillen meinen Bildungshunger ja nicht unbedingt.«
    »Mal sehen, ob ich für das nächste Mal ein paar Nummern vom
Playboy
auftreiben kann.«
    »Wäre nicht schlecht.« Tucker blies Rauchkringel in die Luft und musterte Burkes Begleiter. Trotz der Hitze hatte der Bursche die Krawatte nicht einmal gelockert. Allein deswegen schon war er Tucker auf Anhieb zuwider. »Tja, ich habe mir gedacht, ich schaue einfach mal vorbei und stehe euch Rede und Antwort.«
    Burke nickte. Er stelzte majestätisch hinter seinen Schreibtisch und stellte in seinem amtlichsten Ton vor: »Tucker Longstreet. Special Agent Burns.«
    »Willkommen in Innocence.« Tucker hielt es nicht für der Mühe wert, sich zu erheben. Er reichte ihm nur träge die Hand.
    Voller Schadenfreude stellte er fest, daß Burns sichtlich unter der schwülen Luft litt. »Was macht Sie zum Special Agent Burns?«
    »Mein Rang.« Burns maß den in seinen abgewetzten Schuhen und der legeren, doch teuren Baumwollhose auf dem Stuhl fläzenden Tucker mit einem verächtlichen Blick. Die Antipathie war beiderseitig. »Was wollten Sie zu Protokoll geben, Mr.
    Longstreet?«
    »Tja, wir könnten mit dem Wetter anfangen. Sieht ganz so aus…«
    »Tucker war ein… äh… Freund des Opfers«, schaltete Burke sich mit einem warnenden Blick auf seinen Freund ein. Er wußte, daß Tucker sich auf Kosten des FBI-Agenten aus dem Norden lustig machen wollte.
    »Ein intimer Freund,
lag dir wohl auf der Zunge«, meinte Tucker. Weil er schon wieder ein flaues Gefühl in der Magengrube bekam, drückte er die Zigarette aus.
    Burns ließ sich auf dem letzten freien Stuhl nieder und zog einen Minirecorder und einen Notizblock aus der Tasehe. »Sie möchten also eine Aussage zu Protokoll geben?«
    »Das eigentlich nicht unbedingt. Burke hat mir nur gesagt, Sie würden mir ein paar Fragen stellen wollen. Und weil ich ein netter Kerl bin, stehe ich Ihnen eben zur Verfügung.«
    Ungerührt schaltete Burns das Gerät ein. »Sie und die Verstorbene standen in engem Kontakt zueinander, wie ich gehört habe?«
    »In hautengem Kontakt,

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