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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Kindern sage ich so was natürlich nicht. Probier’s noch mal. Konzentrier dich auf die erste Dose links. Stell dir irgend jemand vor. Hast du einen ExMann?«
    »Nein danke.«
    »Oder einen früheren Freund, einen der dich wirklich genervt hat?«
    »Don Luis!« zischte Caroline.
    »Wow! War das ein Spanier oder so was?«
    »Oder so was. Er war eine aalglatte mexikanische Ratte.« Sie drückte ab – und sah mit offenem Mund die Dose runterfallen.
    »Ich habe getroffen!«
    »Dir hat eben nur der richtige Anreiz gefehlt. Los, auf die nächste.«
    »Wären Nähnadeln nicht was Passenderes für Damen?« rief Burke ihnen plötzlich von der Auffahrt her zu.
    Lächelnd senkte Susie den Revolver. »Beim nächsten Preisschießen mußt du mit einer Konkurrentin mehr rechnen, Liebling. Aber sag mal, was ist mit dir denn los? Du siehst so müde aus.«
    »Ich bin auch müde. Darf ich vorstellen? Agent Burns, das ist meine Frau Susie, und das ist Caroline Waverly. Miss Waverly hat gestern die Leiche gefunden.«
    »Caroline Waverly?« rief Burns ehrfürchtig. »Ich kann’s nicht fassen!« Er ergriff Carolines Hand und führte sie an seine Lippen. Susie verdrehte hinter seinem Rücken die Augen und stieß Burke an. »Ich habe Sie erst vor ein paar Monaten im Konzert erlebt und besitze mehrere Platten von Ihnen.«
    Caroline blinzelte ihn verständnislos an. Das alles schien ja so weit weg zu sein. Fast glaubte sie, er habe sie mit einer anderen verwechselt.
    »Danke schön.«
    »Oh nein. Ich danke Ihnen! Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie oft Sie mich durch Ihr herrliches Spiel vor dem Wahnsinn gerettet haben.« Sollte sich die Fahrt in die Provinz für ihn doch noch gelohnt haben? Er hatte ihre Hand immer noch nicht losgelassen, und seine Wangen waren vor Aufregung gerötet.
    »Daß ich die Königin der Konzertsäle ausgerechnet hier antreffe…«
    »Das hier war das Haus meiner Großmutter. Ich bin erst vor wenigen Tagen angekommen.«
    »Das alles muß einfach schrecklich für Sie gewesen sein, Miss Waverly. Aber seien Sie versichert, daß ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, um den Fall schnellstmöglich zu klären.«
    »Das ist sehr beruhigend, Agent Burns.« Caroline mied Susies Blick. Sie wußte, daß sie sonst losgeprustet hätte.
    »Aber das ist doch selbstverständlich.« Er wandte sich zu Burke um. »Sehen wir uns den Tatort an, Sheriff.«
    »Ganz süß«, kommentierte Susie, sobald sie außer Hörweite waren. »Wenn man auf Typen mit Anzug und Krawatte steht.«
    »Glücklicherweise stehe ich im Moment auf überhaupt keinen Typ.«
    »So was kann sich schnell ändern. So, jetzt bringe ich dir bei, wie man eine Waffe putzt, und dann mixen wir den Männern einen kalten Drink. Sag mal, ich wußte gar nicht, daß du so berühmt bist. Ich dachte immer, Miss Edith trug mit ihrer Enkelin ein bißchen arg dick auf.«
    »Hängt Ruhm nicht vom Boden ab, auf dem man steht?«
    »Da hast du wohl recht.« Susie wandte sich zum Haus um.
    Und weil sie zu Caroline schnell Zuneigung gefaßt hatte und weil sie glaubte, ein bißchen Wärme würde ihr gerade jetzt guttun, legte sie ihr einfach den Arm um die Schulter. »Sag, kannst du auch das ›Orange Blossom Special‹ spielen?«
    Zum erstenmal seit Tagen lachte Caroline befreit auf. »Ich wüßte nicht, was dagegen spräche.«

6
    Tucker legte die Füße auf Burkes Schreibtisch, schlug sie übereinander und wartete. Nicht daß ihm das Warten etwas ausmachte – im Gegenteil! Er war darin sogar ein ausgesprochener Meister, was ihm häufig als Faulheit ausgelegt wurde. Zu Unrecht, denn im Grunde zeichnete er sich durch grenzenlose Geduld aus, und die entsprang einem Gemüt, das mit sich und der Welt in Einklang stand.
    Im Augenblick war es freilich mit dem inneren Frieden nicht weit her. Und weil er die ganze Nacht so gut wie kein Auge zugetan hatte, erschien ihm bis zu Burkes Eintreffen ein kleines Nickerchen durchaus angebracht.
    Die Nachricht von der Ankunft des FBI-Mannes hatte sich in Windeseile auch bis nach Sweetwater verbreitet. Ohne ihn gesehen zu haben, wußte Tucker bereits, daß Special Agent Burns sich wie ein Leichenbestatter kleidete und einen schicken Mercury fuhr. Und daß er zusammen mit Burke zum Teich der McNairs gegangen war und das tat, was die Burschen vom FBI an Tatorten eben so tun, war ihm ebenfalls bekannt.
    Mord. Seufzend schloß Tucker die Augen. Wenn man so entspannt dasaß und dem Surren des Ventilators lauschte, kam einem die Vorstellung, im

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