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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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daß Josie extra ihretwegen aufgestanden war. Sie legte den Lippenstift beiseite und wischte Scooter das Gesicht ab. Der fing aus Wut über die Störung gleich an zu brüllen, was Josie die Gelegenheit gab, den Lippenstift eingehender zu betrachten.
    Sie hatte sich nicht getäuscht. Es war derselbe, den sie sich in Jackson gekauft hatte. Und nicht ganz zufällig vermißte sie den ihren seit ein paar Tagen… genauer gesagt, seit sie mit Teddy in der Leichenhalle gelandet war und ihr vor dem Haus die Handtasche auf den Boden gefallen war. Und am nächsten Tag hatte Tucker seinen Wagen schrottreif gefahren, weil ihm jemand Löcher in die Bremsleitung gebohrt hatte.
    »Du hast aber einen tollen Lippenstift, Darleen. Und er steht dir wirklich gut.«
    In Josies Augen trat ein lauernder Blick, doch Darleen hatte nur Ohren für das Kompliment. »Rot ist sexy, finde ich. Die Männer wollen doch sehen, was auf sie zukommt.«
    »Ich mag Rot selber gern. Aber diese Schattierung habe ich noch nie gesehen. Wo hast du ihn denn her?«
    »Ach.« Darleen errötete leicht, aber sie hielt den Stift voller Stolz ins Licht. »Es war ein Geschenk.«
    Ein grimmiges Lächeln spielte auf Josies Lippen. »Geschenke sind doch was Tolles, findest du nicht auch?« Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte sie sich um und stürmte vorbei an der verblüfften Crystal zum Ausgang.
    Eine Viertelstunde später wurde Tucker unsanft aus seinem nach drei hart umkämpften Partien Backgammon wohlverdienten Nickerchen gerissen. Er blinzelte noch schlaftrunken in die tiefstehende Abendsonne, da tischte ihm Josie schon sämtliche Details auf.
    »Mach mal langsamer, Josie. Herrgott, ich bin noch nicht mal richtig wach.«
    Sie versetzte ihm einen Stoß, daß er fast aus der Hängematte gepurzelt wäre. »Dann wach endlich auf, verflucht! Wenn ich dir doch sage, daß Billy T. Bonny dir die Bremsen kaputt gemacht hat! Und ich will jetzt von dir wissen, was du zu tun gedenkst.«
    »Er hat also mit deinem Lippenstift die Bremsleitungen durchlöchert oder was?«
    »Aber nein, du Holzkopf!« Josie holte tief Luft und erklärte ihm noch einmal die ganze Geschichte von A bis Z.
    »Honey, nur weil Darleens Lippenstift so aussieht wie deiner…«
    »Tucker!« Sie boxte ihn kräftig in den Arm. Geduld gehörte nicht zu Josies Tugenden. »Eine Frau erkennt ihren Lippenstift unter tausend anderen.«
    »Aber du hättest ihn überall verlieren können.«
    »Ich habe ihn aber nicht überall verloren. Er ist mir in der Auffahrt aus der Tasche gefallen. Ich hatte ihn vor dem Treffen mit Teddy benutzt, und am nächsten Morgen war er weg. Mein kleiner Perlmuttspiegel fehlt übrigens auch. Wahrscheinlich hat sich das Luder den genauso unter den Nagel gerissen!
    Tucker kletterte mit einem resignierten Seufzer aus der Hängematte. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Wütend war er nicht, auch wenn ihm das Ganze etwas weit hergeholt schien.
    »Wohin gehst du, Tucker?«
    »Zu Burke.«
    Josie stemmte die Hände in die Hüften. »Kannst du das nicht selbst in die Hand nehmen? Daddy war da aus einem anderen Holz geschnitzt. Der hätte Billy T. schon längst das Gewehr in den Arsch gesteckt.«
    »Ich bin aber nicht Daddy, Josie.« Rein äußerlich blieb Tucker gelassen, nur seine Augen sprachen eine andere Sprache.
    Josie tat ihre Bemerkung schon wieder leid. Sie schlang die Arme um ihren Bruder. »Liebling, das war gemein von mir! Ich hab’s ja auch nicht so gemeint. Ich bin bloß furchtbar wütend.«
    Er gab ihr einen liebevollen Klaps. »Ich weiß. Laß mich die Sache nur auf meine Weise bereinigen. Und wenn ich wieder nach Jackson komme, kaufe ich dir einen neuen Lippenstift.«
    »Ruthless Red heißt er.«
    »So, und jetzt beruhige dich nur wieder. Kann ich deinen Wagen haben?«
    »Okay, Tuck.« Sie lächelte schon wieder. »Aber ganz ungestraft läßt du Junior doch nicht davonkommen, oder?«

15
    Tucker suchte Burke vergeblich in dessen Büro. Barb, die Teilzeitsekretärin, erklärte ihm aber, er könne ihn auf der Dog Street Road antreffen, wo sie eine Straßensperre errichtet hatten.
    Auf der Fahrt sah Tucker mehrere Polizeihelikopter tief über den Feldern schweben. Er erinnerte sich voller Unbehagen an die Suche nach Francie. So gerne er es verdrängt hätte, das kalkweiße Gesicht der Toten tauchte wieder vor seinem geistigen Auge auf. Fluchend schob er eine Kassette in den Recorder. Zu seiner Erleichterung ha tte nicht einer von Josies Lieblingsstar oben gelegen, sondern Roy

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