Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Orbinson, dessen wehmütiges ›Crying‹ ihn auf der Stelle beruhigte. Niemand war ermordet worden, sie suchten nur einen entsprungenen Irren.
    Einen Irren mit zwei, 38er Police Specials.
    Auf der langen, geraden Strecke konnte Tucker die Straßensperre schon von weitem erkennen. Der Sinn einer solchen Maßnahme wollte ihm nicht in den Kopf. Austin würde doch sofort umkehren, wenn er mit Birdies Buick zufällig daherkäme.
    Die Sperre bestand aus grell orange gestrichenen Holzlatten und zwei Einsatzwagen der Polizei. Kühlerhaube an Kühlerhaube standen sie da, daß man hätte meinen können, zwei große schwarzweiße Hunde beschnüffelten einander. Tucker bremste ab. Sofort bauten sich zwei Polizisten mit entsicherten Gewehren vor ihm auf. Er nahm zwar nicht an, daß sie erst schießen und dann fragen würden, war aber doch erleichtert, als Burke sie zurückwinkte.
    »Du hast ja eine richtige Operation laufen«, meinte Tucker beim Aussteigen.
    »Der County-Sheriff spuckt Gift und Galle«, brummte Burke.
    »Er kann nicht verwinden, daß diese Panne ausgerechnet jetzt passieren mußte, wo das FBI uns über die Schulter schaut.
    Seiner Meinung nach ist Austin längst auf dem Weg nach Mexiko, aber laut traut er sich das nicht zu sagen.«
    Tucker zog seine Zigaretten aus der Tasche, bot Burke eine an und zündete beide an. »Und was meinst du?«
    Burke ließ zunächst den Rauch langsam entweichen. Er hatte einen harten Tag hinter sich und war froh, ein paar Worte mit seinem Freund wechseln zu können.
    »Du weißt ja, daß der Bursche die Gegend wie seine Westentasche kennt. Da kann er sich tagelang irgendwo verstecken. Ach übrigens, wir wollen zwei Leute für die Bewachung von Sweetwater abstellen.«
    »Das bringt doch nichts.«
    »Es geht nicht anders, Tuck. Bei dir leben schließlich auch zwei Frauen.«
    Tucker ließ den Blick in die Ferne schweifen, wo die Felder in eine Sumpflandschaft übergingen.
    »Eine einzige Scheiße ist das!«
    »Da hast du recht.«
    Etwas an Burkes Tonfall ließ Tucker aufhorchen. »Sag mal, irgendwo drückt dich doch auch der Schuh.«
    »Reicht der Mist hier denn nicht?«
    »Mach mir nichts vor. Ich kenne dich doch.«
    Burke warf einen vorsichtigen Blick über die Schulter und zog Tucker hinter Josies Wagen, wo die zwei anderen Beamten sie nicht hören konnten. »Bobby Lee ist gestern abend zu uns gekommen.«
    »Was für eine sensationelle Nachricht!«
    »Er will Marvella heiraten«, rief Burke mit kläglicher Stimme. »Gestern hat er sich ein Herz gefaßt und mich um ein Gespräch unter vier Augen gebeten. Wir sind dann auf die Terrasse hinten gegangen. Ich habe Blut und Wasser geschwitzt, Tuck. Erst dachte ich, er würde mir eröffnen, daß er Marvella geschwängert hat, und habe mir schon überlegt, ob ich ihn dann umbringen muß oder was. Jetzt schau mich nicht so an! Ich weiß ja selbst, daß Susie und ich damals… Aber es ist doch was anderes, wenn unser Mädchen… Wie dem auch sei, es war ohnehin blinder Alarm. Sie ist nicht schwanger. Die Kinder heute sind ja viel schlauer als wir damals.« Ein verlegenes Grinsen huschte über sein Gesicht. »Ich weiß noch gut, wie ich mir in Greenville Pariser besorgt habe. Und als es dann zwischen Susie und mir passiert ist, habe ich die Dinger glatt in der Hosentasche vergessen… Na ja, hätte ich daran gedacht, dann gäbe es heute Marvella nicht…«
    »Und was hast du ihm gesagt, Burke?«
    »Was hätte ich schon sagen sollen? Sie ist volljährig. Sie will ihn, er will sie, und damit hat sich die Sache. Dazu hat er einen guten Job und ist ein anständiger Kerl. Er ist nun mal wahnsinnig in sie verliebt, und ich denke, daß er ihr einen guten Mann abgeben wird. Trotzdem bricht es mir das Herz.«
    »Wie hat Susie es aufgenommen?«
    »Sie hat Rotz und Wasser geheult.« Seufzend warf er die Zigarette auf den Boden und zertrat sie. »Als Marvella damit anfing, daß sie zusammen nach Jackson ziehen wollen, dachte ich schon, es gibt eine Überschwemmung. Irgendwann hatten sie sich die Augen leer geheult, und dann ging die große Diskussion über das Hochzeitskleid und die Ausstattung der Brautjungfern, los. Das konnte ich mir nicht mehr anhören und bin gegangen.«
    »Du kamst dir vor wie ein alter Knacker, was?«
    »Irgendwie, ja.« Burke lächelte schon wieder. Es hatte ihm gut getan, mit einem Freund darüber zu sprechen. »Aber behalte es noch eine Weile für dich. Heute abend wollen sie es den Füllers beibringen.«
    »Sag mal, bist du noch

Weitere Kostenlose Bücher