SehnSucht - Erotischer Roman: Erotischer Roman (German Edition)
bevor auch sie wieder in die Tastatur zu hämmern begann.
»Kommst du mit?«
»Wie bitte?«
»Ich fühle mich ein bisschen verloren bei dem Gedanken, dort allein aufzukreuzen. Es gibt eine Lounge mit Bar, in der du warten könntest.«
»Ach, Emma ...« Wie verloren würde sie selbst sich erst in der Lounge fühlen, wohl wissend, was in den anliegenden Räumen geschah.
Weiter im Text ließ Muriel die zukünftige Braut Nummer neun im Lieblingsgeschäft nichts finden, schickte sie an der Kasse vorbei zum Ausgang und freute sich diebisch über den Schrecken, den die Arme wegen des ausgelösten Alarms erlitt. Im Gewahrsam der herbeigerufenen Geschäftsführerin wartete die Frau auf die Polizei, welche bald kam und sie in Handschellen abführte.
»Das schuldest du mir.«
»Hm?!«
Auf der Wache angelangt, wurde die zukünftige Braut Nummer neun in eine Zelle gebracht und dort von ihrem eigentlich geliebten Partner empfangen, der ...
»Es war deine Handschrift.«
»Na und?«
»Wenn ich schon nach deinen Vorstellungen Sex habe, fände ich es irgendwie tröstlich, wenn du in der Nähe wärst.«
Eine ironische Entgegnung lag bereits auf Muriels Zunge, doch sie vergaß sie in der Sekunde, als sie Leanders Stimme hörte.
»Entschuldigung, Muriel?«
Sowohl Muriel als auch Emma sahen erschrocken auf.
Er stand zwischen ihren Schreibtischen.
Lass ihn das gerade nicht gehört haben!, betete Muriel im Stillen und war sich doch verdammt sicher, dass er jedes Wort nur zu genau verstanden hatte. Selbstverständlich verriet seine Miene nichts davon, zeigte weder Amüsement noch Missbilligung. Sein grauer Blick ruhte auf ihr.
»Ähm ... Leander?«, forderte Muriel ihn bemüht gleichmütig zum Hervorbringen seines Anliegens auf.
»Hast du heute Nachmittag ein paar Minuten für mich? Ich möchte den Samstag mit dir abstimmen.«
Muriel lud ihren Kalender auf den Bildschirm, obwohl sie wusste, dass sie die Zeit einrichten konnte. »Jupp«, bestätigte sie nach einem kurzen Blick darauf. »So gegen fünfzehn Uhr?«
»Fünfzehn Uhr.« Leander nickte. »Geht klar.« Er ging weiter.
Muriel und Emma warteten auf das Fahrstuhlsignal. Als es ertönte, atmeten sie gleichzeitig aus.
Emma schielte zu Muriel hinüber. Als sei Leander noch in der Nähe, formten ihre Lippen ein »Shit!«.
***
Da Muriel die Mittagspause durchgearbeitet hatte, begann ihr Magen gegen achtzehn Uhr mit lautem Knurren zu rebellieren. So pünktlich wie lange nicht verabschiedete sie sich aus dem Büro.
Zu Hause angelangt, parkte sie das Auto und ging zur El-Station, um in den Loop zu fahren, wo sich ihr liebstes italienisches Restaurant befand.
Auf den ersten Blick wirkte das Ardini eher ungemütlich. Der Mensa-Style erinnerte an Restaurants in New York, wo die Tische für zwei oder vier Personen ebenfalls in langen Reihen und so dicht beieinander standen, dass man unweigerlich einen Mangel an Privatsphäre befürchtete. Nichtsdestotrotz war das Ardini wie immer gut besucht.
Muriel wurde an einem der letzten freien Tische platziert und verzichtete auf die Karte, da sie bereits wusste, was sie trinken und essen würde: den Felline und gegrilltes Rinderfilet mit Antipasti ohne Beilage.
Sobald das Filet und Gemüse verputzt waren, scrollte Muriel sich im Smartphone durch die Termine, welche Leander ihr am Nachmittag mitgeteilt hatte. Um vierzehn Uhr fünfunddreißig würden sie auf dem Lois Armstrong International Airport landen.
Von dort war sie einst in Richtung Queensland abgehoben, um ihr Auslandsstudienjahr zu absolvieren. Dort hatte sie Noah in Empfang genommen – Noah, den Informatiker, den sie in Queensland nach einer Party im Taxi kennengelernt hatte. Zweimal war er zu Besuch gekommen. Ein drittes Mal, um für immer zu bleiben.
Während Noah bei einem namhaften Softwareunternehmen eingestellt wurde, schlug sich Muriel mit Praktika bei diversen großen Zeitschriften durch. Als sie schließlich als Redakteurin für ein Musikmagazin zu arbeiten begann, verdienten sie beide gut genug, um sich eine eigene Bleibe zu suchen. Sie fanden und kauften das Haus in Venetian Island.
»In drei Jahren sieht das aus wie Vogelpup«, hörte Muriel Noah sagen, als säße er ihr gegenüber.
Das war sein Kommentar zum kräftigen Orange gewesen, in dem sie die Wohnküche gestrichen hatte.
»Welche Farbe hat australischer Vogelpup?«, hatte sie ihn gefragt und war von der Leiter geklettert, um ihm ein bisschen Orange an die Wange zu schmieren. Hierauf hatte Noah
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