Sehnsucht erwacht auf Mallorca
und Gabel auf den Teller und schob diesen beiseite. Sie hatte plötzlich keinen Hunger mehr.
Alejandro sah sie mitleidig und hochmütig zugleich an. „Sie sind keine Gefangenen …“
„Was dann?“ Sie beugte sich vor. Vor Ärger bildeten sich rote Flecken auf ihren Wangen.
Er räusperte sich. „Sie sind eine äußerst schwierige Frau …“
„Damit kann ich leben“, unterbrach sie ihn ungeduldig. „Ich will nur nicht wie eine Gefangene behandelt werden.“
Er sah sie mehrere Sekunden lang frustriert an. Seine Lippen waren nicht mehr als eine dünne Linie, die grauen Augen schimmerten fast metallisch. „Also gut“, sagte er schließlich kühl. „Sie können sich ein Auto nehmen und nach Belieben herumfahren, aber ich kann nicht zulassen, dass Sie Miguel ohne Schutz mitnehmen.“
Verständnislos starrte Brynne ihn an. Was meinte er bloß?
„Miguel ist mein Sohn“, erklärte Alejandro ungeduldig.
Sie runzelte die Stirn. „Ja, aber …“
„Ich bin sicher, dass Ihnen die hohen Zäune und das große gesicherte Tor aufgefallen sind, als wir hier ankamen. Ebenso wie das Sicherheitspersonal, das auf dem Gelände patrouilliert. Seien Sie nicht naiv, Brynne!“, stieß er hervor, als sie ihn weiterhin verwirrt anschaute. „Es gibt immer wieder Entführungen in Europa. Mein Kampf um das Sorgerecht für Miguel ging durch die Presse, und inzwischen weiß jeder, dass er mein Sohn ist.“
Ihr wurde fast ein wenig übel, als sie begriff, was das bedeutete. Michael war das Kind des superreichen Alejandro Santiago, und deshalb bestand die Gefahr, dass er entführt wurde!
Sie schluckte hart. „Aber … ich … Michael hat in den letzten zwei Monaten offen bei mir gelebt, auch das ging durch die Presse.“
Er schüttelte den Kopf. „Er wird bewacht, seit ich von seiner Existenz weiß“, erklärte er. „Unaufdringlich, aber trotzdem wirksam.“
Brynne spürte, wie sie erblasste. „Auf dem Weg zur Schule …“
„Auch da.“ Alejandro nickte knapp.
Das war unglaublich. Die ganze Zeit über hatte sie nichts davon gemerkt.
„Das ist …“ Sie brach ab und schluckte, um ihre Übelkeit zu vertreiben. „Warum haben Sie mir nichts davon gesagt?“
Auf diese Frage hatte er gewartet. „Es war nicht nötig, Sie einzuweihen.“
„Wie bitte? Michael war die ganzen letzten Monate in Gefahr, und Sie hielten es nicht für nötig, mich einzuweihen?“ Sie stand auf, warf die Serviette auf den Tisch und schritt die lange Tafel entlang, bis sie direkt vor Alejandro stand. „Sie arroganter …“
Gleichgültig hob er die Schultern. Er zuckte mit keiner Wimper, als er zu ihr hinaufschaute. „Ich schütze nur das, was mir gehört.“
Ohne ihr zu sagen, dass dieser Schutz nötig war!
Wie sie diesen Mann verabscheute!
4. KAPITEL
„Haben Sie Lust, mich zusammen mit Miguel nach Deià zu begleiten?“
Brynne ließ die Zeitschrift sinken, in der sie geblättert hatte. Sie saß am Pool, an dem es am Vormittag angenehm warm, aber nicht zu heiß war. Michael tobte im Wasser herum. Ihre Augen waren hinter den dunklen Gläsern ihrer Sonnenbrille versteckt, als sie zu Alejandro hinaufblickte.
Ohne die Sonnenbrille hätte er sofort gesehen, dass ihr Ärger über ihn sich kein Stück gelegt hatte, seitdem sie gestern Abend aus dem Esszimmer gestürmt war.
Sie wollte an diesem Ärger festhalten, denn das war ihr lieber, als wenn sie sich ihre wahren Gefühle für diesen Mann eingestehen müsste. Heute war er sehr leger mit einer schwarzen Hose und einem grauen Hemd gekleidet, das seine gebräunte Haut gut zur Geltung brachte.
Sie verzog den Mund. „Und was gibt es in Deià?“
„Nichts besonders Aufregendes“, erklärte er trocken. „Aber Sie können sich mit Miguel das Dorf anschauen, während ich einen Geschäftstermin wahrnehme. Anschließend können wir uns zum Lunch treffen.“
„Und wo ist der Haken?“ Misstrauisch beäugte sie ihn.
Er bedauerte bereits, dass er sie eingeladen hatte. „Es gibt keinen Haken“, sagte er ungehalten. „Ich dachte nur an Ihre Bitte von gestern, dass Sie gerne etwas von der Insel sehen möchten.“
„Und ich vermute, dass Michael und ich die ganze Zeit von bewaffneten Bodyguards mit dunklen Sonnenbrillen begleitet werden?“
„Sie sind nicht bewaffnet.“
„Aber sie tragen Sonnenbrillen und stehen dumm in der Gegend herum!“, sagte Brynne verächtlich, während sie ihre Beine vom Liegestuhl schwang. Heute trug sie einen schwarzen Bikini, und Alejandro bemerkte,
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