Sehnsucht erwacht auf Mallorca
wunderschönen Kopf, wie er sich widerwillig eingestand.
„Brynne …“
„Tante Bry!“ Michael winkte aufgeregt, als er an den Rand des Pools schwamm und sie beide angrinste. Das dunkle Haar hing ihm nass ins Gesicht. „Kommst du auch ins Wasser, Tante Bry?“
„Natürlich, mein Schatz.“
Mit einem letzten Blick auf Alejandro erhob sich Brynne mit eleganten Bewegungen. Sie öffnete ihre Haarspange, sodass ihre Mähne offen über ihre Schultern fiel.
Als er dieses Meer aus tizianroten Locken sah, hatte er das Gefühl, die Zeit würde stehen bleiben. Das Haar glänzte in der Sonne wie Seide, und ein goldener Schimmer erweckte den Eindruck, als würde es wie eine Flamme lodern.
Er wusste, dass sie Lehrerin war, aber sie war ganz anders als jede Lehrerin, an die er sich aus seiner eigenen Schulzeit erinnerte.
„Ich sehe euch später“, sagte er schnell und ging in Richtung Villa.
Ich muss arbeiten, sagte er sich streng, um der Versuchung zu widerstehen, beim Swimmingpool zu bleiben und Brynne und Miguel zuzusehen. Er war drei Tage fort gewesen und hatte einiges zu tun.
Und er musste unbedingt mit Antonia reden – der anderen Frau, die ihm gerade das Leben schwer machte.
„Wie gemütlich!“, sagte Brynne trocken, als sie über die zwölf Meter lange Tafel blickte, an deren anderem Ende ihr Gastgeber saß.
Natürlich sah er großartig aus, auch wenn er für ein Dinner mit einem ungebetenen Gast vielleicht ein wenig zu fein angezogen war. Der schwarze Anzug und das steife weiße Hemd betonten sein aristokratisches Äußeres, doch sie hätte auf den Anblick gut verzichten können.
Sie war sich nicht sicher gewesen, ob sie sich zum Dinner umkleiden sollte oder nicht. Doch instinktiv hatte sie sich dazu entschieden, ihr kleines Schwarzes anzuziehen, ein knielanges Kleid mit Spaghettiträgern, das ihre helle Haut hervorhob, die in den wenigen Stunden am Pool bereits etwas Farbe bekommen hatte.
Michael gefiel es in seinem neuen Zuhause, und er war auf der Stelle eingeschlafen, sobald Brynne ihn vor gut einer Stunde ins Bett gebracht hatte.
Ihr Blick wanderte zu ihrem Gastgeber. „Waren Sie oben und haben Michael Gute Nacht gesagt?“
Alejandro seufzte innerlich. Mit dieser Frau wurde selbst das Esszimmer zu einer Kampfarena. „Er schlief bereits, als ich hochkam“, sagte er munter. Sicherlich würde ihm Brynne Sullivan auch das zum Vorwurf machen. Das Aufblitzen ihrer blauen Augen bestätigte seine Befürchtung.
„Dann hätten Sie vielleicht früher gehen sollen.“
Sie war kritisch und offen, nicht gerade die bequemsten Eigenschaften bei einer Frau.
„Vielleicht“, gab er zurück. „Aber …“ Er brach ab, als Maria, die Köchin, den ersten Gang servierte.
„Danke“, sagte Brynne lächelnd zu der zierlichen Frau. Am frühen Abend hatte sie eine Stunde bei ihr in der Küche gesessen, während Michael zu Abend aß, und trotz der Sprachbarrieren war es deutlich zu spüren, dass Maria ganz vernarrt in Kinder war. Immer wieder lächelte sie Michael zu und sagte etwas auf Spanisch zu ihm.
Kaum hatte Maria den Raum verlassen, erlosch Brynnes Lächeln, und sie stellte fest, dass Alejandro sie mit seinen grauen Augen musterte. „Ich kann mir vorstellen, dass Michael etwas von der Insel sehen möchte, solange ich hier bin. Könnten Sie mir für morgen vielleicht ein Auto leihen?“, schlug sie in geschäftsmäßigem Ton vor. Michaels Begeisterung für den Pool würde nicht ewig anhalten, vor allem, wenn es das Einzige war, womit er sich beschäftigen konnte.
Außerdem würde sie selbst bei einem Ausflug über die Insel dem attraktiven Alejandro Santiago entkommen.
„Die Limousine und der Fahrer stehen Ihnen zur Verfügung.“
„Ich möchte aber gerne selbst fahren …“ Sie hatte etwas von der Melone mit Schinken probiert und fand beides köstlich.
Brynne hatte ihre roten Haare hochgesteckt. Die feurigen Locken waren gebändigt, nur eine widerspenstige Strähne hatte sich gelöst und hing ihr in die Stirn. Das herzförmige Gesicht hatte einen leichten goldenen Schimmer bekommen, und die vollen Lippen glänzten feucht. Der sanft geschwungene Übergang ihres Nackens zu den Schultern war nackt, und das enge Kleid betonte die Zartheit des schlanken Körpers.
„Es wäre mir lieber, wenn Sie sich fahren lassen“, erwiderte er vorsichtig. „Juan wird Sie mit größtem Vergnügen hinbringen, wo immer Sie wollen.“
„Sind Michael und ich etwa Ihre Gefangenen?“, rief Brynne, legte Messer
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