Sehnsucht erwacht auf Mallorca
wirken.
Brynne Sullivan hingegen schien ihn gerade deswegen zu verabscheuen.
„Wie gefällt Ihnen die Insel?“, fragte er versuchsweise, um eine Unterhaltung in Gang zu bringen.
„Sie ist sehr schön“, erwiderte sie steif.
„In Deià leben viele Künstler. Manche von ihnen sind gut. Andere nicht“, erklärte er. „Ich kann mir vorstellen, dass es Ihnen Spaß bringt, sich die Galerien anzuschauen.“
„Vielleicht“, stimmte sie achselzuckend zu. „Haben Sie ihre Leibwächter im Kofferraum versteckt?“, fragte sie nach einer kurzen Pause spöttisch.
Er verzog das Gesicht, als sie ihn schon wieder provozierte. Er hatte versucht, nett zu sein, warum also konnte diese Frau ihm nicht auf halbem Weg entgegenkommen?
„Raul und Rafael sind im Wagen hinter uns.“
Sie warf einen schnellen Blick in den Seitenspiegel und entdeckte den dunklen Wagen, der dreißig Meter hinter ihnen fuhr.
„Wie nett“, sagte sie knapp. „Vielleicht können wir alle zusammen Kaffee trinken, wenn wir in Deià ankommen.“
„Warum bestehen Sie darauf …“ Er schluckte seine wütende Entgegnung hinunter und verzog nur missbilligend den Mund, um Miguel nicht durch irgendwelche Bemerkungen zu verunsichern. „Meinetwegen können wir gar nicht früh genug ankommen“, murmelte er so leise, dass nur Brynne ihn hören konnte. Ihr kühles Lächeln war die einzige Antwort.
Den Rest der Fahrt sprachen sie nicht mehr miteinander, obwohl beide sich mit Michael unterhielten. Er stellte Unmengen von Fragen über alles, was er draußen sah. Was eine Eremita sei, wollte er wissen, als sie an einer kleinen abgelegenen Kapelle vorbeikamen. Kurz vor Deiá ragte die kleine Landzunge Na Foradada ins Meer. Auf dem blauen Wasser schaukelten Segelboote, die von hier oben winzig klein aussahen.
Ohne Michael, dachte Brynne, hätte ich so einen schönen Mann wie Alejandro Santiago niemals kennengelernt. In den Straßen von Cambridge treiben sich nur selten spanische Millionäre herum. In den letzten Jahren hatte sie sich immer mal wieder verabredet, früher mit Studenten, später mit Lehrerkollegen. Stets waren es nette, freundliche Männer gewesen, mit denen sie gerne ihre Zeit verbrachte, doch Leidenschaft hatte sie keinem gegenüber empfunden.
In den sechs stürmischen Wochen, seit sie Alejandro kannte, hatte sie bereits festgestellt, dass er weder nett noch freundlich war. Und wie sollte sie sich genügend entspannen, um seine Gesellschaft zu genießen, wenn ihr bereits heiß wurde, wenn sie nur neben ihm saß?
„Da sind wir“, erklärte er erleichtert, als er den Mercedes vor einem noblen Hotel parkte. Hier wollte er sich mit Brynne und Miguel zum Lunch treffen, sobald sein Geschäftstreffen beendet war.
Allerdings bezweifelte er, dass Brynne sich von dem exklusiven Charme des Hotels beeindrucken lassen würde, ganz zu schweigen von dem hervorragenden Restaurant. Ihr schien nur wenig an dem luxuriösen Lebensstil zu liegen, den sein Geld ihm ermöglichte.
„Ich werde uns für ein Uhr einen Tisch reservieren lassen“, erklärte er, während er ihr die Autotür aufhielt. Dann klappte er den Sitz nach vorn und ließ Miguel aussteigen.
Sie neigte den Kopf, als sie ihn durch die dunklen Gläser anschaute. „Raul und Rafael werden bestimmt dafür sorgen, dass wir uns nicht verlaufen“, sagte sie und deutete auf die beiden Männer, die gerade aus dem dunklen Wagen stiegen.
Er schluckte seinen aufsteigenden Ärger hinunter. Das bevorstehende Treffen war entscheidend für die Verhandlungen, die ihn dieses Mal nach Mallorca geführt hatten, und es kam gar nicht infrage, dass er sich in seiner Stimmung vom Ärger über Brynne Sullivan beeinflussen ließ.
„Sicher werden sie das“, erwiderte er knapp. „Pass auf deine Tante auf, Miguel“, fügte er hinzu und legte seinem Sohn eine Hand auf die Schulter. Als er zu dem Jungen hinunterblickte, wurden seine Gesichtszüge weicher.
Erstaunt sah Miguel zu ihm hoch. „Eigentlich passt doch Tante Bry auf mich auf.“
Alejandro schüttelte den Kopf. „In Spanien passen die Männer auf die Frauen auf“, erklärte er feierlich.
„Oh.“ Miguel nickte verstehend.
Irritiert blickte Brynne über den Rand ihrer Brille. Michael war gerade mal sechs Jahre alt, um Himmels willen …
„Miguel sollte möglichst schnell den spanischen Lebensstil übernehmen“, erklärte Alejandro.
„Oh, gewiss“, sie schob sich mit einer schwungvollen Geste die Sonnenbrille in die Haare, „Können wir nicht
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