Sehnsucht nach Owitambe
wurde er das Gefühl nicht los, dass sie ihn verachtete. Weg mit diesen Gedanken!
Wie die meisten der anderen Gäste trug Fritz einen hellen Anzug mit einem einfachen Binder, der allerdings etwas schief saß. Er steuerte durch die Menge und begrüßte hier und da einige Bekannte. Manche saßen an Tischen und aßen etwas von den ständig wechselnden Speisen, andere unterhielten sich mit Champagnergläsern in der Hand. Im Hintergrund spielte eine indische Combo englische Musik auf. Der Maharana hatte eigens für die Party eine Tanzbühne aufstellen lassen. Fritz nahm sich von einem Tablett ein Whiskyglas und leerte es in einem Zug. Dann stellte er das Glas zurück, um sich ein weiteres zu nehmen. Keine zehn Schritte entfernt unterhielt sich Gwyneira mit ein paar anderen englischen Ladys. Sie stand wie immer im Mittelpunkt, und ihr Lachen war weithin zu hören. Es hörte sich lockend und verführerisch an. In großen Schritten steuerte Fritz auf die Damen zu und begrüßte sie mit einer galanten Verbeugung. Die amüsierten Blicke der Ladys ermunterten ihn, launige Komplimente zu verteilen.
Schließlich eröffnete die Combo mit einem flotten Foxtrott die nächste Tanzrunde. Fritz leerte sein nächstes Glas und trat entschlossen an Lady Gainsworthy heran.
»Gnädige Frau! Erweisen Sie mir die Ehre des nächsten Tanzes?«
Gwyneira schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und reichte ihm ihre Hand. Fritz hauchte einen Kuss auf ihren Handrücken und führte sie auf die Tanzfläche. Da ihm die linke Hand fehlte, musste er Gwyneira nah an sich drücken, damit sie ihm nicht entglitt. Sie lag wie eine Feder in seinen Armen.
»Ich hoffe, ich habe sie nicht gestört?«
»Ganz und gar nicht«, hauchte sie und legte für einen Moment ihren Kopf auf seine Schulter. »Sie wissen gar nicht, wie sehr ich Ihre Nähe genieße.«
Fritz fühlte sich beschwingt, als er mit Gwyneira in munteren Drehungen über das Tanzparkett wirbelte. Der nächste Tanz war ein langsamerer Swing. Wiederum passte sich Gwyneira wie selbstverständlich seinen Schritten an. Als schließlich zum Abschluss ein langsamerer Walzer erklang, schmiegte sie sich eng an ihn. Der Duft ihres schweren Parfüms umnebelte seine ohnehin berauschten Sinne. Mit einem Mal spürte er, wie Blut in seine Lenden schoss, und er versuchte etwas Abstand zu dieser aufregenden Frau zu bekommen. Doch Gwyneira drückte sich noch enger an ihn heran und blickte ihm schließlich mit einer klaren Aufforderung in die Augen. Fritz war noch nicht betrunken genug, um nicht Herr seiner Sinne zu sein. Sanft, aber entschieden sorgte er für etwas Abstand. Schließlich war er verheiratet. Gwyneira seufzte enttäuscht, ließ es aber geschehen. Nach dem Tanz reichte sie ihm ein Glas Champagner.
»Trinken Sie! Sie sehen aus, als könnten Sie es gebrauchen.«
Fritz nahm das Glas und trank es leer, ohne die Augen von ihr zu lassen. Doch dann begannen die Konturen der Ladys um ihn herum zu verschwimmen, und er musste sich ein Auge zuhalten, um sie wieder scharf zu sehen. Ganz am Rande nahm er wahr, wie die Frauen über ihn zu tuscheln begannen und schließlich kicherten, als er Mühe hatte, aufrecht stehen zu bleiben.
»Sie sollten zu Bett gehen«, sorgte sich Lady Gwyneira. Doch Fritz schüttelte energisch den Kopf.
»Nein«, lallte er. »Ich habe mich noch gar nicht richtig amüsiert.« Er griff nach dem nächsten Glas. »Außerdem muss ich dem Maharana noch etwas mitteilen.« Zum Abschied tippte er mit seinem Zeigefinger an die Stirn und wankte in Richtung des Zeltes, wo der Maharana mit dem Chief Commissioner und anderen Ehrengästen tafelte. Er schaffte keine fünf Schritte, dann spürte er, wie sich alles um ihn herum zu drehen begann. Lady Gainsworthy winkte einen Diener herbei und ließ den Betrunkenen in sein Zelt schaffen. Danach kehrte sie zu ihren Freundinnen zurück. Eine halbe Stunde später schlüpfte sie unbemerkt zu Fritz ins Zelt.
»Ich mache mir Sorgen um euch«, begann Salim auf seine ruhige, bedächtige Art. Er hielt ein Glas Chai Massala in der Hand und schlürfte von dem heißen Würztee mit Milch. »Ich finde, du hättest Fritz nicht allein auf die Tigerjagd gehen lassen sollen. Du weißt doch genau, wie sehr er darunter leidet.«
Jella blickte von ihrem Mikroskop auf und fuhr sich über ihre müden Augen. »Er hätte sich weigern können, die Jagd zu organisieren«, meinte sie hart. »Außerdem ist Ricky bei ihm.«
»Das meinst du nicht im Ernst.« Salim runzelte seine
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