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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mennen
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nicht. Seine Frau überraschte ihn jedes Mal aufs Neue. Mit ein paar Worten gelang es ihr, die Mauer einzureißen, die sie beide zwischen sich erbaut hatten. Sie hatte das getan, wozu er nicht fähig gewesen war. Ihre limonengrünen Augen glänzten hoffnungsfroh im schwachen Dämmerlicht. Fritz Herz krampfte sich vor Freude, aber auch Scham zusammen.
    »Ach Liebes«, meinte er unbeholfen und streichelte sanft über ihre Wange. »Ich bin es, der sich entschuldigen muss. Ich war stur und engstirnig und habe viele Fehler gemacht. Die Arbeit am Hofe des Maharanas war mir viel zu wichtig, dabei habe ich
sogar meine Überzeugungen geopfert. Das ist mir erst heute Nacht klar geworden. Wirst du mir verzeihen?«
    Statt einer Antwort küsste Jella ihn heftig auf den Mund. Ihre warmen Lippen mochten jedoch nicht den Knoten in seiner Brust zu lösen. Zum Glück schien sie es nicht zu bemerken. Er nahm sie und führte sie weg von seinem Zelt.
    »Lass uns ins Küchenzelt gehen und sehen, ob wir schon eine Tasse Tee bekommen«, schlug er vor. Eng umschlungen schlenderten sie dorthin. Sie sahen nicht, wie Lady Gainsworthy aus Fritz Zelt schlich und ihnen mit hasserfülltem Blick nachsah.

Verbotene Liebe
    Raffaels Herz schlug bis zum Hals, als das Mädchen sein Lächeln erwiderte. Unbemerkt von ihren Mitschülerinnen, die neben ihr herumalberten, winkte sie ihm jetzt sogar heimlich zu. Kein Zweifel! Sie wollte ihm etwas mitteilen. Hatte sie vielleicht eine Antwort für ihn? Er hatte nicht zu hoffen gewagt, dass sie überhaupt auf seinen Brief reagieren würde. Oder bildete er sich das alles nur ein? Bislang war alles nur Spekulation. Wie schön sie war! Das helle Haar fiel ihr wie ein weizengelber Vorhang über den Rücken. Ein einfaches himmelblaues Haarband hielt die Haare aus ihrer hohen Stirn mit den graublauen Augen und dem feinen Lächeln. Obwohl sie nur ein schlichtes, wenn auch gut geschnittenes graues Kleid trug, sah sie bezaubernd aus. Raffael musste aufpassen, dass er sie nicht zu unverhohlen anstarrte, sodass es womöglich den Aufsichtslehrerinnen oder ihren Mitschülerinnen auffiel. Schnell schlüpfte er wieder in den Schatten seines Baums. Es war riskant genug, sich jeden Tag unbemerkt vom eigenen Pausenhof zu stehlen, da es den Schülern untersagt war, zu der Mädchenschule auf der anderen Straßenseite zu gehen. Für Baltkorn wäre diese Entdeckung ein gefundenes Fressen gewesen, um ihn erneut anzuschwärzen. Doch seit Raffael dieses Mädchen bei einem Wohltätigkeitsbasar entdeckt hatte, war es ihm nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Wie lange hatte er darüber nachgegrübelt, wie er sich dem schönen Mädchen aus der Nachbarschule nähern konnte. Nicht einmal ihren Namen kannte er. Wochenlang hatte er sie heimlich jede Pause beobachtet, ohne
Hoffnung, dass sie jemandem wie ihm jemals Aufmerksamkeit schenken könnte. Er befürchtete, dass sein dunkelhäutiges Erbe einmal mehr verhindern würde, ein normales Leben in der weißen Gesellschaft zu führen. Raffael war sich darüber im Klaren, dass er vermutlich nie Chancen bei einem weißen Mädchen aus gutem Hause haben würde. Dann geschah eines Tages das Unglaubliche. Das Mädchen hatte ihn bemerkt und ihm verschämt, aber eindeutig zugelächelt. Wie sehr hatte ihn diese Geste aufgewühlt!
    Die folgende Nacht hatte er kein Auge zugetan. Durfte er sich vielleicht doch Hoffnung machen? Er würde es nur herausfinden, wenn er in die Offensive ging. Also hatte er sich überwunden und ihr heimlich während der sonntäglichen Messe, an der die Schüler der Mädchen- und Jungenschule gemeinsam teilnahmen, einen Brief mit einem schwärmerischen Gedicht zugesteckt, in dem er sie zudem um ein Treffen bat. Tagelang war nichts geschehen, doch jetzt schöpfte er neue Hoffnung. Mit angehaltenem Atem beobachtete er, wie sie sich von ihren Mitschülerinnen davonstahl und rasch den mit Gittern umzäunten Schulhof verließ. Sich immer wieder umsehend, kam sie direkt auf den Jacarandabaum zu, aus dessen Schutz heraus er sie beobachtete. Ohne Umschweife zog sie einen kleinen Brief aus ihrer Kleidertasche und steckte ihm diesen zu. Ihre graublauen Augen musterten ihn für einen Augenblick neugierig. Raffael suchte nach Worten, wollte etwas sagen, aber das Mädchen schüttelte nur kurz den Kopf und wies auf den Schulhof. Dann lächelte sie und kehrte eilig zu den anderen zurück. Raffael glaubte, sein Herz müsse vor Aufregung zerspringen. In der Ferne hörte er, wie der Pedell mit seiner

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