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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mennen
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die unterschiedlichsten Tierarten. Eine Horde Warzenschweine galoppierte mit erhobenen Pinselschwänzen auf das Wasser zu und vertrieb durch ihr Ungestüm ein paar kleine Ducker. Zwei Zebras schnaubten ärgerlich, ließen sich aber sonst nicht von den rüpelhaften Warzenschweinen stören. Wohlig grunzend wälzte sich eines der Warzenschweine im Schlamm am Rande des Lochs, um sein Ungeziefer loszuwerden. Allerdings wurde sein Bad wiederum von einer Gruppe Paviane gestört. Überfallartig nahmen nun sie das Wasserloch in Anspruch, tollten übermütig am Ufer entlang und besetzten die ringsum stehenden Bäume. Jella kicherte, weil einer der jungen Affen während einer Verfolgungsjagd auf den Rücken eines Zebras gesprungen war und von diesem durch wildes Ausschlagen in hohem Bogen heruntergeschleudert wurde. Der Pavian lag einen Moment benommen am Boden und begann dann fürchterlich zu schimpfen. Das tiefe Brüllen eines Löwen unterbrach sein Geschrei. Mit einem Schlag wurden die Tiere unruhig. Nacheinander zogen sie von dem Wasserloch ab. Die Dunkelheit kam nun schnell, und ehe sie es sich versahen, versank der tiefrote Sonnenball hinter dem endlosen Horizont.
    »Schade«, meinte Fritz etwas enttäuscht. »Ich hatte so gehofft, hier Elefanten zu sehen. Genau hier habe ich sie schon einige
Male beobachtet. Ich hoffe sehr, dass sie in der Gegend bleiben. Sie sind einfach wunderbar!«
    »Hier ist einfach alles wunderbar«, seufzte Jella und hob sich demonstrativ gähnend die Hand vor den Mund. »Was meinst du? Sollten wir nicht mal unser Nachtlager ausprobieren?«
     
    Viel zu schnell vergingen die nächsten Tage. Fritz zeigte Jella die schönsten Stellen rund um den Waterberg. Für gewöhnlich standen sie noch vor Sonnenaufgang auf, um mit dem ersten Sonnenlicht die erwachende Natur zu begrüßen. Einmal trafen sie bei ihren Streifzügen zu Fuß auf eine Gruppe Giraffen, die sich im hohen Gras ausruhte.
    »Sieh nur, da liegen doch tatsächlich drei Giraffen der Länge nach im Gras und schlafen tief und fest«, raunte Jella aufgeregt. »Haben sie denn keine Angst, dass ein Raubtier kommt?«
    Fritz zeigte auf einen kahlen, astlosen Baumstamm ganz in der Nähe. Erst auf den zweiten Blick erkannte Jella, dass es eine weitere Giraffe war. Mit aufrechtem Hals und Kopf stand das elegante Tier inmitten des dunkelgrünen Gestrüpps und warf ihnen aus seinen langwimprigen Augen einen gelangweilten Blick zu.
    »Sie wechseln sich mit dem Schlafen ab. Eines oder mehrere Tiere bleiben immer wach, um die anderen zu bewachen. Ihre enorme Höhe verleiht ihnen dabei den entsprechenden Überblick.«
    Jella war immer noch fasziniert von der wilden afrikanischen Natur. Ihr kam es vor, als wäre sie nie woanders gewesen. Sie fühlte sich diesem Land längst verbunden und konnte sich nur noch vage an ihr früheres Leben in Deutschland erinnern. Fritz’ Liebe und Begeisterung für die wilden Tiere war auch auf sie übergesprungen. Wo, wenn nicht hier, war wohl das Paradies auf Erden? Doch Fritz zeigte ihr immer wieder auch die andere Seite. Die scheinbare Idylle war durchaus bedroht. Immer
mehr Jäger kamen aus Europa und Amerika, um unzählige dieser schönen Tiere wegen ihrer Trophäen oder aus reiner Jagdlust zu töten. In vornehmen Kreisen gehörte es zum guten Ton, dass man auch Wildtiere in seinem Haus ausstellte. Außerdem hatte der Handel mit Straußenfedern und Elfenbein enorm zugenommen; in weiten Teilen des Landes gab es kaum noch Elefanten. Fritz’ Traum war es, ein riesiges Schutzgebiet zu errichten, in dem nicht gejagt werden durfte. Die Tiere sollten dort so leben können, wie es früher einmal gewesen war. Er hatte diesbezüglich sogar schon einmal bei Gouverneur Leutwein vorgesprochen. Doch Leutwein hatte ihn als einen Spinner abgetan. Schließlich hatte das Deutsche Reich im Moment ganz andere Sorgen. Die Namas im Süden machten ihnen genug Probleme, und nun rumorte es auch rund um den Waterberg bei den Herero. Die schwarzen Bewohner der Kolonie fühlten sich von den deutschen Besetzern übervorteilt und forderten mehr Mitbestimmung und eine Respektierung ihrer Stammeskultur, ihrer Sitten und Bräuche. Um diesen Bestrebungen entgegenzuwirken, hatte Leutwein jüngst sogar um Verstärkung der Schutztruppen im Deutschen Reich nachgefragt. Kein Wunder, dass ihm Fritz’ Vorschlag wie ein utopisches Hirngespinst vorgekommen war. Dennoch ließ sich Fritz nicht von seiner Idee abbringen. Gemeinsam mit Johannes und Jella hatte er

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