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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mennen
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trüber, immer dichter werdender Schleier schob sich vor ihre Wahrnehmung, während sie in eine Dimension abglitt, die sie gegen allen Schmerz unempfänglich machte. Sie hörte nicht, wie Fritz aufschrie. Sie merkte nicht, wie er sie an den Armen schüttelte. Sie wusste nur, dass sie nie wieder in diese schreckliche Wirklichkeit zurückwollte.
     
    Die Schwärze der Nacht verging, und der Morgen tauchte die Weiten der Kalahari in rosarotes Licht. Die Schatten der Nacht wichen der Kraft der Sonne, die schließlich über den Horizont trat und den Tag mit ihrer gleißenden Helligkeit überstrahlte. Sie stieg weiter in den Zenit und machte sich alsdann wieder auf die Reise hinter den Horizont. Nakeshi tanzte immer noch. Ihre Bewegungen waren mit der Zeit immer schleppender und langsamer geworden, bis sie schließlich vor Erschöpfung bewusstlos auf den Boden sank. Sofort waren ein paar Frauen bei ihr und trugen sie zurück in den Schatten des Mankettibaums.
Sie flößten ihr Wasser ein und fächelten ihr frische Luft zu. Mit einem tiefen Seufzer kehrte die Buschmannfrau wieder in das Leben zurück. Die Trance hatte sie völlig entkräftet. Traurig richtete sie sich auf. Alles war umsonst gewesen, denn sie hatte ihre Sternenschwester nicht in der Anderswelt finden können. Es würde Tage dauern, bis sie wieder kräftig genug war, es erneut zu versuchen. Dass sie es nochmals tun würde, stand für sie außer Frage.
     
    »Wie lange befindet sie sich schon in diesem Zustand?«
    Salim Mohan überprüfte nochmals Jellas Augenreflexe. »Sie reagiert ganz normal. Ich kann keine körperlichen Anzeichen einer Krankheit an ihr ausmachen.«
    »Es war richtig unheimlich«, meinte Fritz hilflos. »Während ich Ricky beatmete, muss sie zusammengebrochen sein. Ich habe es erst bemerkt, als meine Tochter wieder anfing, von allein zu atmen. Ich drehte mich um, um Jella die wunderbare Nachricht mitzuteilen, aber da saß sie nur starr vor sich hinblickend auf dem Fußboden und reagierte auf nichts. Sie nimmt weder mich noch sonst jemanden wahr. Nicht einmal die Tatsache, dass Ricky überlebt hat, hat sie wieder zur Besinnung gebracht. Was ist bloß mit ihr geschehen?«
    »Sie hat einen Schock erlitten«, meinte Salim beschwichtigend. »Die Schlange in ihrem Bett, der Schreck, nachdem Ricky gebissen wurde, und dann auch noch die Anstrengung durch die künstliche Beatmung. Es ist kein Wunder, dass sie zusammengebrochen ist. Ich bin sicher, in ein paar Tagen wird sich ihre Starre wieder ganz von allein lösen.«
    »Ricky erkundigt sich dauernd nach ihrer Mutter. Was soll ich ihr nur sagen?«
    »Verrate ihr nichts. Deine Tochter ist immer noch geschwächt und sollte sich nicht zusätzliche Sorgen machen. Sie hat wahnsinniges Glück gehabt. Die Schlange muss bei ihren ersten Attacken
schon einen Teil ihres Giftes verloren haben. Nur so lässt es sich erklären, dass Riccarda die Attacke überlebt hat. Sie wird wieder gesund werden. Das ist jetzt die Hauptsache.«
    Fritz klopfte Salim freundschaftlich auf die Schulter. »Ich bin froh, dass du so schnell gekommen bist.«
    »Hast du erfahren, von wem der Korb mit der Schlange stammt? Das war eindeutig ein Mordanschlag!«
    Fritz’ Miene verdüsterte sich. »Der Korb war an Jella adressiert. Es ist offensichtlich, dass sie das Opfer sein sollte. Aber meine Frau ist bei ihren Patienten beliebt. Sie behandelt sie umsonst. Ich kann mir nicht vorstellen, dass einer von ihnen sich an ihr rächen will.«
    »Hhmm!« Salim rieb sich den Finger an der Nase. »Das sieht mir ganz nach einem Racheakt aus. Vielleicht wollte derjenige – oder war es vielleicht auch eine Sie – dich damit treffen?« Er bedachte ihn mit einem mehrdeutigen Blick. Fritz hatte sich nach jener peinlichen Nacht vor der Tigerjagd Salim anvertraut. Er hatte mit jemandem reden müssen, um sein Gewissen zu erleichtert. Salim hatte ihm geraten, Jella nichts zu erzählen. »Man soll den Tiger nicht wecken, wenn er schläft«, waren seine Worte gewesen. Er hatte sich daran gehalten, aber wohl war ihm dabei nicht gewesen. Plötzlich begriff Fritz, was sein Freund mit seiner Anspielung meinte.
    »Du glaubst …?« Fritz raufte sich die Haare. Hatte Gwyneira ihm damals nicht Rache geschworen? War die Frau tatsächlich so skrupellos, dass sie einen Mord begehen konnte? Ihn schauderte. Wie hatte er nur jemals auf ihre Schmeicheleien hereinfallen können?
    »Das wird sie bereuen«, knirschte er aufgebracht. »Ich werde mich gleich aufmachen und

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