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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mennen
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er sie an. »Sag mir lieber, wo meine Tochter ist!«
    »Was willst du von ihr?« Isabella hatte nur Bruchstücke des Gesprächs mitbekommen, da sie am anderen Ende der Tafel gesessen hatte.
    »Sonja wird sich noch heute Abend verloben«, prahlte Nachtmahr mit leicht lallender Stimme. »Ich muss es ihr nur noch schnell sagen. Also los, wo ist sie?«
    Er begann bereits wieder ungeduldig zu werden. Isabella wollte auf keinen Fall, dass ihr Mann einen seiner jähzornigen Ausbrüche bekam. Sie deutete wage in die Richtung, wo die anderen jungen Leute am Rande der Tanzbühne standen, obwohl sie wusste, dass Sonja nicht dort war. Sie hatte ganz genau gesehen, wie sie vor Einbruch der Dunkelheit in Richtung Geräteschuppen verschwunden war. Isabella ahnte, dass sie dort nicht allein hingegangen war. Ebenso wenig war ihr entgangen, dass auch der junge Sonthofen fehlte. Sie betete, dass dies nur ein Zufall war. Auf jeden Fall musste sie Zeit gewinnen und ihre Tochter warnen.
    Nachtmahr hatte sich in der Zwischenzeit schon auf den Weg zur Tanzbühne gemacht. Er schob die Menschen, die ihm im Weg standen, ungnädig beiseite und rief lauthals nach seiner Tochter. Isabella versuchte ungesehen zu dem Geräteschuppen zu gelangen. Die Türen waren alle verschlossen. Ratlos sah sie sich um. Ein Stück weiter entfernt befanden sich die Pferdeställe. Sie ging durch das Haupttor hinein und fragte den Stallburschen, ob er ein junges Mädchen gesehen hätte. Der verneinte, also verließ sie den Stall und suchte weiter. Sie umrundete das Gebäude, in der Hoffnung, dass sich ihre Tochter dort finden lassen würde. Die Angst um ihr einziges Kind schnürte ihr die
Kehle zu. Hoffentlich bewahrheiteten sich ihre Befürchtungen nicht.
    Dann vernahm sie in der Ferne das Gelächter junger Leute. Sie hatten sich an einem großen Baobabbaum versammelt und schäkerten miteinander herum. Bestimmt war Sonja dort. Erleichtert steuerte sie ihre Schritte in die Richtung. Auf halber Höhe der Pferdeställe hörte sie plötzlich von der Wand direkt hinter ihr wütendes Geschrei. Ihr Herz krampfte sich zusammen, als sie die Stimme ihres Mannes erkannte. Er war offensichtlich außer sich. Isabella wollte zurück zum Haupttor, um nachzusehen, aber dann entdeckte sie die Tür an der Rückwand. Sie rüttelte daran und stellte fest, dass sie unverschlossen war. Schnell schlüpfte sie hinein und folgte durch die Dunkelheit dem Lärm. Sie stieß sich an einem Holzbock mit Sätteln und tastete sich weiter, bis sie eine weitere Tür entdeckte und öffnete. Im Schein einer Stalllampe wütete Rüdiger. Seine Augen flackerten wahnsinnig, während er eine Pistole auf jemanden richtete, der hinter der Pferdeboxenwand stand. Sie erkannte einen nackten, bronzefarbenen Rücken und einen Kopf mit rötlichem, krausem Haar. Daneben tauchte jetzt der Kopf ihrer ebenfalls nur notdürftig bekleideten Tochter auf. Isabella rang nach Luft. Entsetzt schlug sie die Hände vors Gesicht.
    »Beruhigen Sie sich doch«, versuchte der junge Sonthofen ihren Mann zu beschwichtigen. »Ich kann Ihnen alles erklären. Ihre Tochter und ich lieben uns.«
    »Du verdammter Niggerbastard«, brüllte Nachtmahr außer sich. »Dir zieh ich die Haut vom Leib. Du hast meine Tochter geschändet. Dafür wirst du büßen.«
    »Vater, er hat nichts getan, was ich nicht auch wollte«, wimmerte Sonja, die versuchte, ihre Blöße weiter zu verdecken.
    »Zu dir komme ich nachher, du … du Hure!« Nachtmahrs Gesicht verzerrte sich zu einer wüsten Grimasse, als er vor seiner eigenen Tochter ausspuckte. »Ich verdamme dich, du elendes
Weib. Geh mir aus dem Weg. Jetzt kommt dein Hengst dran.«
    Er hatte die Pistole immer noch auf Raffael gerichtet. Isabella stieß einen spitzen Schrei aus. Nachtmahr wurde kurz abgelenkt. »Halt dich bloß da raus«, blaffte er sie an. »Das ist alles deine Schuld.«
    Isabella hob verzweifelt die Hände vors Gesicht.
    »Vater, du darfst Raffael nichts antun!« Sonja stellte sich ihrem Vater in den Weg. Ohnmächtig vor Wut packte Nachtmahr seine Tochter und schleuderte sie grob zur Seite. Sie stolperte und fiel, wobei ihr Kopf gegen eine Putzkiste mit Striegeln knallte. Für einen Augenblick blieb sie besinnungslos liegen.
    »Wie können Sie es wagen?«, schrie Raffael außer sich. Isabella sah, wie der junge Mann zu der Mistgabel griff, die in seiner Nähe lehnte. Nachtmahr entsicherte die Pistole und schoss. Im selben Moment stieß der junge Sonthofen mit der Mistgabel zu. Zwischen

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