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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mennen
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ihren Eltern bei jeder Gelegenheit gezeigt, dass ihr der Umzug nach Afrika missfiel. Egal, wie sehr sich ihre Eltern auch bemüht hatten, ihr die Vorzüge ihrer neuen Zukunft auszumalen, sie war uneinsichtig geblieben. Imelda und auch Rajiv spürten, wie schwer es ihrer Enkeltochter fiel, sich in dem für sie so fremden Land wohlzufühlen. Sie beschlossen kurzerhand, ihr keinerlei Gelegenheit zu bieten, weiter darüber nachzugrübeln. Kaum waren sie in Okakarara angekommen, hatte Imelda sich ihre Enkeltochter geschnappt und ihr handfeste Aufgaben in ihrem Kolonialwarenladen übertragen – unter dem Vorwand, dass ihr ebenfalls in die Jahre gekommenes Faktotum Alfred Knorr dringend Unterstützung brauchte. Knorr, der noch nie unter zu wenig Selbstwertgefühl gelitten hatte, nahm seine neue Gehilfin nur allzu gern unter seine Fittiche. Seine muntere, selbstgefällige Art gefiel Ricky, und schon bald hörte man sie mit oder auch über Alfred lachen. Mit Eifer sortierte sie die Waren und diktierte dem Faktotum Bestandszahlen. Sie half Bestellungen aufzugeben und interessierte sich sogar dafür, wie Imelda ihre überall gelobten Kuchen buk. Jella und Fritz waren ziemlich erleichtert, denn sie hatten sich in letzter Zeit oft Sorgen um ihre Tochter gemacht. Beide waren sich einig, dass Ricky unbedingt ihre Schulausbildung zu Ende bringen sollte. Sobald sich die Familie einigermaßen auf Owitambe eingelebt haben
würde, sollte Ricky auf das Internat in Windhuk gehen. Danach würde man weitersehen.
    Nach einer Woche in Okakarara hielt Jella es nicht länger aus. Sie drängte Fritz, endlich nach Hause aufzubrechen. Ricky trennte sich nur ungern von ihrer fröhlichen Großmutter, dem sanftmütigen Rajiv und vor allem von Alfred. Auch Knorr war älter geworden, allerdings war er nicht mehr so mager und hatte sogar ein kleines Wohlstandsbäuchlein angesetzt. Seit einigen Jahren lebte er mit einer Hererofrau namens Maria zusammen, die ihn nach allen Regeln verwöhnte. Imelda behauptete hinter vorgehaltener Hand, dass Maria der einzige Mensch war, der Alfreds Redefluss durch ihre Leckereien wenigstens hin und wieder zum Stillstand bringen konnte.
    »Kann ich nicht noch etwas hierbleiben?«, fragte Ricky, als sie abfahrtbereit auf dem vollbepackten Ochsenkarren saßen. »Ich könnte Alfred doch noch ein paar Tage länger zur Hand gehen.« Sie warf ihm einen flehenden Blick zu. Wie auf Knopfdruck sprang Alfred in die Bresche.
    »Nun«, er fuhr sich wichtigtuerisch über seinen grau gewordenen Schnurrbart, »keine Frage! Ich könnte Ihrer Tochter ein wertvoller Lehrer sein. Lassen Sie das junge Mädchen unbesorgt in meiner Obhut!« Er sah Rickys Eltern mit einem Blick an, der keinen Widerspruch duldete. Jella mühte sich um ein ernstes Gesicht.
    »Da bin ich mir ganz sicher, mein lieber Alfred. Wer weiß, vielleicht wird meine Tochter Ihr Angebot ja auch eines Tages annehmen. Aber jetzt wartet ihr Großvater auf sie. Das werden sie doch sicherlich einsehen.«
    »Es kommt immer auf den Blickwinkel an«, wandte Knorr fast beleidigt ein. »Unter gewissen berücksichtigenswerten Umständen wäre eine kleine Verzögerung nicht unbedingt schädlich.«
    »Genau«, pflichtete Ricky ihm bei. »Ich kann mich an Großvater
gar nicht mehr erinnern. Da kommt es auf ein paar Tage mehr oder weniger doch auch nicht an.«
    »Du kannst jederzeit wiederkommen«, half Imelda. »Aber jetzt musst du erst einmal deinen Großvater begrüßen. Er wird sehr glücklich sein, dich wiederzusehen.«
    Fritz gab ein schnalzendes Geräusch von sich und trieb die Ochsen mit der Peitsche an. Ruckelnd setzte sich der Planwagen in Bewegung. Durch die flachen Ausläufer der Kalahari ging es nun in Richtung Waterberg. Wie ein riesiger, roter Block lag das mächtige Tafelbergplateau in einer Landschaft mit locker verstreuten Bäumen. Erst am Fuße des Plateaus verdichtete sich der Bewuchs. In der Ferne entdeckten sie die hin- und herschwankenden Hälse einiger Giraffen. Jella erklärte ihrer Tochter, dass die Tiere sehr sozial seien und immer aufeinander Acht gaben.
    »Giraffen schlafen im Liegen«, sagte sie. »Um nicht Opfer von Raubtieren zu werden, bleibt immer ein Tier wach und bewacht den Schlaf der anderen. Ihre Größe ist ein großer Vorteil, denn sie behalten immer den Überblick.«
    Ricky konnte die Begeisterung ihrer Eltern für Tiere nicht recht teilen. Sie fand sie eher beunruhigend, wenn nicht sogar bedrohlich. Als sie zum ersten Mal das mächtige Brüllen

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