Sehnsucht nach Owitambe
Abbild Venomehos auf. Er lächelte ihm wohlwollend zu. Raffael fand, dass er genauso aussah, wie er ihn als Kind in Erinnerung gehabt hatte. Hinter ihm standen noch andere Ahnen, die Raffael jedoch nicht kannte. Sie waren blasser als Venomeho und nicht so deutlich zu erkennen. Plötzlich füllten mehrere Stimmen Raffaels Kopf. Sie klangen wie ein mehrstimmiges Echo.
»Wanderer zwischen den Welten«, begrüßten sie ihn. Es fiel ihm schwer, in dem Widerhall den Sinn der Worte zu verstehen. »Folge dem Weg deines Herzens. Verbinde die Welten, die dich trennen und doch zusammenführen. Nimm sie an und höre auf dein Herz.« Die letzten Worte hörte er nur undeutlich, denn sie ertranken in einem wilden Trommelwirbel, der plötzlich abbrach.
Benommen schüttelte er den Kopf. War es Einbildung, oder hatte er gerade tatsächlich seinen toten Großvater gehört? Das weiße Erbe in ihm sagte, dass der Einfluss von Drogen ihm diese Visionen beschert haben musste. Der Afrikaner in ihm wusste
jedoch, dass es Dinge gab, die mit dem Wissen der Weißen nicht zu erklären waren. Verwirrt dachte er über das gerade Erlebte nach: Wanderer zwischen den Welten hatte ihn Venomeho genannt. Was sollte das bedeuten? Von welchen Welten hatte der alte Mann gesprochen?
»Hast du die Worte der Ahnen verstanden?«, wollte Wapenga wissen.
»Hast du sie ebenfalls gehört?«
Insgeheim hoffte Raffael, dass sich sein Onkel irgendwie herausreden würde und ihm so die Gewissheit gab, dass er sich den Spuk nur eingebildet hatte. Doch er wurde enttäuscht. Wapenga wiederholte die Worte Venomehos wortgetreu.
»Ich weiß nicht, was er mir sagen will!«, behauptete Raffael trotzig. Doch Wapenga ließ sich nicht ablenken. »Venomeho sagt: »Nimm sie an und höre auf dein Herz!«
Er deutete auf Maipangwe, die etwas abseits mit den Frauen das Essen zubereitete. Raffael stand viel zu sehr unter dem Eindruck der Vision und den Folgen der berauschenden Kräuter, als dass er seinem Onkel hätte widersprechen können. Wenn die Ahnen so seine Zukunft sahen, dann sollte es wohl so sein!
Kathetaura und Maipangwe nahmen die gute Nachricht freudig auf, wenn auch keiner von beiden über Rutakos Entschluss besonders überrascht zu sein schien. Bei den Himbas wurden Hochzeiten in der Regel arrangiert. Sie sicherten den Zusammenhalt der verschiedenen Clans und auch die wirtschaftliche Zukunft. Von Raffael wurde erwartet, dass er es akzeptierte. Er bat Maipangwe, mit ihm ein wenig spazieren zu gehen. Er wusste, dass nun von ihm verlangt wurde, dass er offiziell um ihre Hand anhielt. Die junge Himbafrau machte es ihm leicht. Es war tabu, Zärtlichkeiten vor anderen auszutauschen, aber kaum waren sie ein Stück von der Onganda entfernt, hakte sie sich vertraulich bei ihm ein und strahlte ihn an.
»Wir werden viele Kinder haben.«
Sie wog eine ihrer rot gefärbten Brüste in ihrer Hand. »Sieh nur, wie kräftig sie sind. Willst du sie anfassen?«
Raffael war von ihrer offenen Lüsternheit ziemlich überrascht, vor allem, weil es ihn erregte. Zögernd umfasste er Maipangwes dargebotene Brust und knetete sie zwischen seinen Händen. Maipangwe begriff es als Aufforderung, nun ihrerseits unter seinen Lederschurz zu fassen. Raffael wollte zurückweichen, doch dann spürte er, wie er hart wurde, und gab bereitwillig nach. Er hatte monatelang in der Einsamkeit verbracht und sehnte sich nach etwas Nähe.
»Zeig mir, dass du ein Mann bist«, hauchte Maipangwe verführerisch. Sie zog ihn hinter einen dicken Baum und legte sich mit gespreizten Beinen auf den Boden. Da zögerte Raffael nicht länger und gab seiner lange aufgestauten Lust nach.
Als sie zum Dorf zurückkamen, war das Fest bereits in vollem Gange. Katondoihe machte mit einem mit einer Sehne gespannten Holzbogen Musik, und die anderen tanzten um ihn herum. Männer und Frauen tranken frisches Kari, das Tjiveri äußerst stark zu brauen verstand. Lautes Gelächter, Gesang und das Kreischen der Kinder erfüllten das Dorf. Niemand fand etwas dabei, dass die beiden Verlobten so lange weg gewesen waren. Offiziell waren sie zwar noch nicht verheiratet, doch es war durchaus üblich, dass ein Paar auch schon vor der Ehe miteinander intim war. Während Maipangwe kichernd mit den anderen Mädchen tuschelte und äußerst glücklich schien, litt Raffael unter seinem schlechten Gewissen. Während er in Maipangwes jungfräulichen Körper eingedrungen war, hatte er Sonjas Gesicht vor sich gesehen. Er hatte sich
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