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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mennen
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eines Löwen hörte, erschrak sie so sehr, dass sie sich in den Fond des Planwagens verzog, obwohl das Tier mehrere Hundert Meter weit entfernt war.
    Nach vielen Stunden Fahrt ging es den gewundenen Weg nach Owitambe hinauf. Das Ochsengespann mühte sich den roten Sandpad hinauf, bis endlich unter ihnen das in Felsen eingebettete weiße Farmhaus in Sichtweite lag.
     
    Von Ferne sah alles aus wie immer. Die mächtige Schirmakazie breitete ihre Äste und Zweige wie einen schützenden Schirm über Owitambe. Jella fiel auf, dass einige neue Gebäude, offensichtlich
Schafställe, hinzugekommen waren. Die mit Holzgatter versehenen Pferche standen jedoch im Moment leer. Bei näherem Hinsehen bemerkte sie, dass einige Zäune schadhaft waren und einer dringenden Reparatur bedurften. Jella stutzte, es war so gar nicht die Art ihres Vaters, die Dinge im Argen zu lassen. Überhaupt machte Owitambe einen leicht verwahrlosten Eindruck. Sarahs Garten, ihre ganzer Stolz, war ganz von Unkraut überwuchert. Daneben lag verlassen das Gehege, in dem Fritz damals seine hilfebedürftigen Schützlinge gepflegt hatte. Jella wusste, dass die Tiere mittlerweile längst an Altersschwäche verstorben sein mussten, dennoch machte sie der Anblick traurig. Der Schuppen, der einst als Unterschlupf für die Tiere gebaut worden war, war heruntergekommen und zum Teil eingefallen. Ein jüngerer dunkelhäutiger Mann mit einem Schubkarren voller Werkzeuge wurde auf sie aufmerksam. Er beschirmte seine Augen vor der blendenden Sonne, um die Ankömmlinge besser sehen zu können. Dann rief er auf Herero etwas über den Hof. Kurze Zeit später trat ein älterer Mann aus einem der Ställe. Er hatte Mühe zu laufen, was ihn nicht hinderte, möglichst schnell auf sie zuzukommen.
    »Samuel«, rief Jella erfreut. Der alte Mann strahlte bis über beide Ohren und hob erfreut die Arme.
    Fritz zog an den Zügeln und brachte das Ochsengespann zum Stehen. Jella war unterdessen schon vom Kutschbock gesprungen und lief dem Vorarbeiter entgegen.
    »Fräulein Jella«, begrüßte sie der alte Mann gerührt. In seinen etwas trübe gewordenen Augen standen Tränen, die er sich unbeholfen aus den Augenwinkeln wischte.
    »Wie geht es dir? Und Teresa und deinen Söhnen? Ich habe euch alle so vermisst«, meinte sie gerührt. Auch sie kämpfte mit ihren Tränen. Nach und nach versammelten sich noch einige andere Bedienstete der Farm um die Ankömmlinge.
    »Ist das wirklich Mateus?«, fragte Jella ungläubig. Sie hatte
Samuels Sohn nur als kleinen Jungen in Erinnerung. Aus ihm war ein kräftiger junger Mann geworden, wenn auch etwas Verbittertes und Abweisendes in seinem Blick lag. Im Gegensatz zu Samuel und seiner Mutter Teresa verhielt er sich bei der Begrüßung zurückhaltend.
    »Wo ist mein Vater?«, fragte Jella schließlich. »Ist er irgendwo auf den Weiden?«
    Teresa sah ihren Mann ratsuchend an.
    »Er ist doch nicht etwa krank?«, fragte Jella besorgt. Samuel zuckte hilflos mit den Schultern und deutete auf das Haus.
    »Am besten sieht Fräulein Jella selbst nach«, meinte er verlegen.
    »Und was ist mit Sarah? Sie müsste unsere Ankunft doch längst bemerkt haben?«
    »Sarah hat Owitambe verlassen.«
    Jella fühlte einen Kloß im Hals. Imelda und Rajiv hatten sie bereits vorgewarnt. Die verwahrlosten Gatter, der zerstörte Garten, die abblätternde Farbe an den Schuppen – ihr Blick wanderte kritisch über die Farm. Samuel bemerkte es sofort und senkte beschämt den Kopf.
    »Ich bin alt«, gestand er zerknirscht, und mit einem bitteren Seitenblick auf Mateus fügte er leise hinzu. »Mein Sohn ist ein guter Arbeiter, aber sein Herz ist verbittert. Er tut nicht gern, was man ihm sagt.« Mateus nahm die harten Worte seines Vaters scheinbar gleichmütig zur Kenntnis, doch Jella sah, wie seine Augen empört aufflackerten. Auch hier schien einiges im Argen zu liegen. Sie bedeutete Fritz und Ricky, gemeinsam mit ihr ins Haus zu gehen.
     
    Der Anblick war erschütternd. Jellas Vater saß am Esstisch mit einer halb leeren Flasche Branntwein vor sich. Sein Kopf ruhte auf den verschränkten Armen, während das gleichmäßige Heben und Senken seines Oberkörpers anzeigte, dass er schlief. Im
Zimmer roch es nach einer Mischung aus abgestandenem Zigarrenrauch, verschüttetem Alkohol und säuerlichem Schweiß. Hier war schon lange nicht mehr gelüftet worden. Die Küche wirkte ebenso verlassen. Die Feuerstelle war kalt, nur auf der Theke stand ein kalt gewordener Teller mit Eintopf

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