Sehnsucht nach Owitambe
andere. Eine Ovambofamilie fand sie, ausgetrocknet und dem Tod näher als dem Leben. Sie fragten nicht nach ihrer Geschichte, sondern halfen ihr, bis sie wieder zu Kräften gekommen war. Auch danach blieb sie bei den freundlichen Leuten und half bei der Arbeit auf dem Feld. Dann zog sie weiter. Die Ovambos hatten ihr
erzählt, dass die Weißen genügend Arbeit hätten. Also zog sie weiter in den Osten und schließlich in den Süden. Sie blieb nie lange, denn sie hatte Angst, dass Vengape sie eines Tages einholen könnte. Irgendwann war ihre Wanderung zu Ende. Sie fand einen Mann, der wie ein Berg in ihrer Heimat war. Lange Zeit ließ er sie ihr Schicksal vergessen.«
Musht
»Wach auf Liebes! Ich glaube, sie kommen!«
Jella war sofort wach. Sie rieb sich die Augen und griff hastig nach ihrer Bluse und der Reithose, die sie bei den Ausflügen in die Wildnis stets zu tragen pflegte. Das Baby in ihrem Bauch rührte sich und stieß so heftig gegen ihre Bauchdecke, dass sie kurz das Gesicht verzog. Fritz sah sie besorgt an, doch Jella lachte beruhigend.
»Unser Kleines freut sich mit uns auf die Elefanten!«, behauptete sie.
Eilig schlüpfte sie in Kleider und Stiefel und krabbelte mit Fritz aus dem Zelt. Der helle südafrikanische Sternenhimmel strahlte wie eine weit gespannte Deckenbeleuchtung über ihnen. Ein Regen von Sternschnuppen löste sich aus dem Himmelsbild, um sofort wieder zu verglimmen. Jella schmiegte sich eng an Fritz. Ihr war kalt. Ihrer beider Atem vereinigte sich zu einer gemeinsamen Kondenswolke. Angespannt lauschten sie in die geheimnisvolle Dunkelheit. Etwas unterhalb aus dem Tal drang das Knacken und Abrupfen von Zweigen und Ästen zu ihnen empor. Dann wieder Schnauben und Stampfen, ein kurzes protestierendes Trompeten, sogar das Schlagen der riesigen Segelohren war zu hören. Sie befanden sich auf einer felsigen Anhöhe, etwa fünfzig Meter über dem Wasserloch, das Fritz extra für Wildtiere hatte anlegen lassen. Glücklich drückte er Jella an sich und gab ihr einen Kuss auf ihren verstrubbelten Scheitel. Wegen der Jagdlust der Weißen waren am Waterberg schon lange keine Elefanten mehr gesichtet worden. Menschen
wie Nachtmahr hatten sie beinahe ausgerottet. Sie ließen sich für das Abschießen der Tiere sogar bezahlen, indem sie Reisende aus Europa oder Amerika zu den Tieren führten und ihnen Tipps gaben, wie sie am besten zu erlegen waren. Auf diese Weise war der Bestand an Nashörnern, Elefanten, Löwen, Geparden und Leoparden stark dezimiert worden, selbst Zebras und Antilopen gab es längst nicht mehr in so großer Zahl wie noch wenige Jahre zuvor. Fritz und Jella verabscheuten das zutiefst. Sie hatten einen gemeinsamen Traum. Sie wollten versuchen, die Wildtiere wieder an den Waterberg zu locken und ihnen dort einen Lebensraum zu geben. Sie hatten sich sogar einen Plan ausgedacht, wie sie die Farmer und ihre Viehherden schützen konnten: Starke Zäune sollten die Wildtiere davon abhalten, auf die Weiden zu gelangen. Außerdem hätten gezielt angelegte Wasserlöcher an entfernten Stellen die meisten Wildtiere von den Weiden fernhalten können. Doch bislang war Fritz’ Idee bei den meisten Farmern auf wenig Interesse gestoßen. In ihren Augen waren nur tote Wildtiere gute Wildtiere. Dennoch hatte Fritz angefangen, Quellen zu fassen und Wasserlöcher anlegen zu lassen, die vielen Tieren zugutekamen. Mit der kleinen Elefantenherde konnte er seinen ersten Erfolg verbuchen.
»Kannst du ihre Kraft und ihre Mächtigkeit spüren?«, hauchte er Jella ins Ohr. Er genoss ihre Nähe und sog tief den Duft ihrer roten, lockigen Haare ein. Sie rochen nach kräftigen Kräutern und den violetten Blüten des Jacarandabaums. Bis zum Sonnenaufgang würde noch einige Zeit vergehen. Sie hatten noch genügend Zeit, um …
Jella spürte seine wachsende Erregung und drückte sich noch enger an ihn. Ein sanfter Kuss auf seine Halsbeuge ließ ihn erschauern. Dann fühlte er, wie ihre linke Hand langsam zu seinem Gürtel wanderte, ihn öffnete und anschließend die Hose aufzuknöpfen begann.
»Jella, was machst du da?«, stöhnte Fritz erregt. Es war das erste Mal, dass sie so offen die Initiative ergriff. Seine Hose rutschte ihm über die Knie, und er stand mit sichtbarer Erregung neben ihr. O Gott, diese Frau machte ihn noch wahnsinnig. Jetzt kniete sie sich vor ihm nieder und begann, ihn mit dem Mund in die Höhen der Lust zu entführen. Fritz schloss die Augen und gab sich für einen Augenblick ihren
Weitere Kostenlose Bücher