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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mennen
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mit diesen Leuten ziehen lassen?«
    »Sie wird es selbst entscheiden müssen«, meinte er traurig.
    »Ich lasse das nicht zu!« Jellas Augen blitzten herausfordernd.
»Nancy, du gehst sofort wieder zurück ins Haus. Du kannst doch nicht mit diesen Männern in den Krieg ziehen!«
    Mit einer energischen Handbewegung versuchte sie die Haushälterin zurück ins Haus zu schieben. Doch Nancy nahm eine von Jellas Händen und tätschelte sie beruhigend.
    »Ich werde mit Mateus gehen«, sagte sie fest. »Dort ist meine Familie und meine Kinder.«
    »Sie können auf Owitambe wohnen«, wandte Jella ein. Doch Nancy schüttelte nur den Kopf.
    »Sie gehören zu meinem Volk«, sagte sie bestimmt. Sie kämpfte immer noch mit den Tränen, doch ihre Stimme gewann zunehmend an Festigkeit. »Ich mag nicht Krieg. Aber wenn unser Kapitän befiehlt zu kämpfen, dann müssen alle gehen. So ist Sitte in meinem Volk.«
    Mit diesen Worten schritt sie stolz auf die wartenden Männer zu, die sich bereits anschickten zu gehen. Noch einmal drehte sie sich kurz um und winkte Jella mit Tränen in den Augen zu.
     
    Jella fühlte sich elend. Ihr war, als wäre ein Stück von Owitambe mit Nancy gegangen. Die energische, muntere Haushälterin war wie ein guter Geist auf der Farm gewesen. Nichts und niemand hatte sie unterkriegen können. Jetzt war sie weg, und alles schien mit einem Mal so leer. Fritz nahm sie in den Arm und versuchte sie zu trösten. Doch Jella befreite sich schroff aus seiner Umarmung. Sie machte ihm Vorwürfe, dass er Nancy so kampflos hatte ziehen lassen.
    »Mateus hat sie gezwungen«, behauptete sie. »Nancy wollte gar nicht mit ihren Leuten gehen. Du hättest ein Machtwort reden können!«
    »Du hast doch selbst gehört, was sie zu dir gesagt hat«, entgegnete Fritz überrascht von ihrer heftigen Reaktion. »Es war letztendlich ihre Entscheidung. Ich hoffe nur, dass es nicht wirklich zum Schlimmsten kommt.«

    »Ich finde, du warst feige«, beharrte Jella trotzig. So einfach wollte sie es ihm nicht machen. Ihrer Meinung nach hätte Fritz ruhig energischer auftreten können. Dann wären Mateus und seine Leute bestimmt auch ohne Nancy abgezogen. Fritz sah das allerdings anders. Überhaupt empörte es ihn, dass ihn seine Frau als feige bezeichnete.
    »Du solltest deine Worte etwas sorgfältiger wählen«, beschied er seine Frau ungehalten. Doch genau diese Worte stachelten Jella noch mehr auf. Sie begann, ihn mit weiteren Vorwürfen zu überschütten.
    »Wenn du dich nicht eingemischt hättest, wäre Nancy bestimmt noch hier!«, behauptete sie wütend.
    »Wie kannst du so etwas sagen! Du reagierst völlig überzogen!«
    »Ich?« Jella lachte hysterisch auf. Sie wollte Fritz gerade eine weitere Unmutsäußerung um die Ohren hauen, als Samuel sie unterbrach. Er stand ziemlich verlegen neben dem sich streitenden Ehepaar und suchte nach den geeigneten Worten. Da ihm offensichtlich nichts einfiel, deutete er nur auf den soeben eingetroffenen Orlam, der mit dem Hut in der Hand hinter ihm stand. Fritz hatte sich als Erster wieder in der Gewalt.
    »Was will der hier?«, fragte er ungehalten. Er hatte sofort erkannt, dass es sich um einen von Nachtmahrs Männern handelte. Er mochte diese Leute nicht. Sie waren Söldner, meistens Mischlinge aus dem Grenzgebiet zu den Buren. Diese Männer kannten keine Skrupel und gehorchten bedingungslos dem, der ihnen am meisten bezahlte. Wenn einer von denen auftauchte, roch das geradezu nach Schwierigkeiten.
    Doch der Orlam näherte sich ihm beinahe unterwürfig und verbeugte sich sogar vor Fritz.
    »Meine Frouwe schickt mich«, sagte er in gebrochenem Deutsch. »Herero haben gemacht Überfall auf Hakoma. Wir tapfer gekämpft und getötet Feind. Aber auch Verletzte.
Frouwe bittet, dass Medizinfrau kommt nach Hakoma. Sohn verletzt.«
    Er zögerte einen Augenblick, so als müsse er sich an etwas erinnern, dann fügte er noch ein »Bitte« hinzu.
    Jella, deren Wut genauso schnell wieder verebbte, wie sie aufbrandete, sah Fritz vielsagend an.
    »Der Rauch«, meinte sie. Fritz nickte.
    »Ich werde sofort meine Tasche packen und mit dem Mann nach Hakoma reiten«, beschloss sie. Fritz machte Anstalten, sie davon abzuhalten, doch Jella unterband seine Versuche entschieden. »Du hast selbst gesagt, dass wir uns hier gegenseitig helfen müssen«, sagte sie selbstbewusst. »Nachtmahr sieht das wohl genauso.«
    »Es war nicht Nachtmahr, der nach dir geschickt hat, sondern seine Frau«, gab Fritz zu bedenken.
    »Und

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