Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mennen
Vom Netzwerk:
Geschenks zu bröckeln.
    Sarah hob vielsagend die Hände.
    »Wir sind hier, damit unser Sohn seine Familie kennenlernt. Johannes und Raffael warten nicht weit von hier.«

    Venomeho knurrte noch ein wenig, doch sein Gesicht hellte sich zusehends auf. Die Aussicht auf neue Tiere und einen neuen Enkel stimmte ihn schließlich gnädig.
    »Ich möchte meinen Enkel und seinen Vater sehen. Hol sie her!«

    Hakoma bot einen wüsten Anblick. Die Stallungen sowie einige Nebengebäude waren bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Nur das Haupthaus war noch einigermaßen unversehrt. Überall stieg Qualm auf. Einige von Nachtmahrs Orlam waren mit den Aufräumarbeiten beschäftigt, während sich Isabella mit den Hausbediensteten um die Verletzten kümmerte, die im Schatten eines großen Mopanebaums lagen. Als Jella aufgebrochen war, war es noch früh gewesen. Jetzt war es kurz nach Mittag, als sie ankam. Sie stieg, so schnell es ihr Zustand erlaubte, von ihrer Kutsche und winkte Isabella zu. Die zarte Frau sah völlig erschöpft aus. Ihre feinen, weißblonden Haare, die sie sonst sorgfältig hochgesteckt trug, standen wirr von ihrem Kopf ab. Ihr Gesicht war voller Ruß.
    »Gut, dass Sie da sind«, begrüßte sie Jella kraftlos. Mit einer hilflosen Geste zeigte sie auf die Zerstörung. »Ich weiß gar nicht, wo wir anfangen sollen. So viele Tote und Verletzte. Das kann doch nicht Gottes Wille sein!«
    Jella tätschelte mitfühlend ihren Oberarm.
    »Sie sollten sich etwas ausruhen«, riet sie ihr. »Das war alles ein wenig zu viel für Sie. Ich werde mich so lange um die Verletzten kümmern. Wo ist Ihr Sohn? Ist er schwer verletzt?«
    Isabella zeigte auf das Haus. »Achim geht es ganz gut. Er beklagt sich über heftige Schmerzen, aber soweit ich es erkennen konnte, hat er nur einen Streifschuss abbekommen. Eine Hausangestellte kümmert sich um ihn. Wenn Sie wollen, führe ich Sie zu ihm.«

    Jella befahl Josua, ihre Arzttasche zu holen, und verschaffte sich zunächst einen ersten Überblick über die Verwundeten. Drei Orlam waren tot, ebenso sieben der Angreifer. Ein Orlam hatte einen Bauchschuss und war in schlechter Verfassung. Jella befürchtete, dass das Zwerchfell verletzt war. Die Wunde musste so schnell wie möglich gereinigt und behandelt werden. Sie sorgte dafür, dass der Mann sofort ins Haus gebracht wurde. Die anderen Verwundeten litten an leichteren Schussverletzungen und Brandwunden. Darum konnte sie sich später kümmern. Doch zuvor wollte sie nach Achim sehen und sich selbst ein Bild über seinen Zustand machen. Der junge Mann lag in seinem Zimmer im ersten Stock. Noch bevor Jella sein Zimmer betrat, hörte sie munteres Stimmengewirr. So schlimm konnte es um den jungen Nachtmahr also nicht stehen. Sie klopfte an und trat ein. Sofort sank Achim schwer in seine Kissen zurück und begann zu stöhnen. Seine kleine Schwester Sonja saß neben ihm und schaute ihn erstaunt an. Offensichtlich verstand sie seinen plötzlichen Stimmungswechsel nicht. Jella runzelte verärgert die Stirn, verkniff sich aber eine anzügliche Bemerkung. Sie wollte nicht noch mehr Ärger mit der Familie haben. Mit geübten Griffen löste sie den Verband um seinen Oberarm und untersuchte die Wunde. Der Schuss hatte Achims Oberarm nur oberflächlich gestreift. Er war sicherlich schmerzhaft, aber völlig ungefährlich. Jella musste ihn nicht einmal nähen. Sie säuberte die Wunde nochmals und winkte dann Josua zu sich, damit er dem jungen Nachtmahr einen Verband anlegte. Daraufhin machte sie Anstalten, das Zimmer zu verlassen.
    »Soll mich jetzt etwa dieser Bambuse verarzten?«, fragte Achim empört. »Dieser schmutzige Kerl wird mich umbringen. So etwas lasse ich nicht an mich heran.«
    Jella bedachte Achim mit einem kalten Blick.
    »Josua ist ein hervorragender Sanitäter und keineswegs schmutziger als Sie! Wenn Ihnen seine Behandlung nicht passt,
können Sie ja selbst Hand anlegen. Wenn Sie entschuldigen, ich muss mich jetzt um die wirklich Kranken kümmern.«
    Mit diesen Worten ging sie zur Tür.
    »Aber ich habe noch mehr Verletzungen. Mein Kopf hat einen Schlag abbekommen, und mein linker Knöchel ist verstaucht. Sie müssen sich das ansehen.«
    Die Türklinke in der Hand drehte sich Jella nochmals um.
    »Um diese kleinen Blessuren kann ich mich im Augenblick wirklich nicht kümmern«, gab sie ungerührt zurück. »Es würde Ihnen nicht schaden, wenn Sie sich ein bisschen zusammennähmen. Nehmen Sie sich ein Beispiel an den Männern, die

Weitere Kostenlose Bücher