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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mennen
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deutschen Einflussgebietes und war als Kontrollstelle gegen das Vordringen der Rinderpest aus den nördlichen Ovambogebieten gedacht. Eine weiße, zinnenbewehrte Außenmauer, die von Ecktürmen flankiert wurde, umschloss mehrere Innengebäude. Der Eingang führte durch ein befestigtes Tor, aus dem die Soldaten Ausfälle reiten konnten.
    Johannes traf mit seiner Familie gegen Mittag in dem verschlafenen Fort ein. Das weit geöffnete Eingangstor wurde halbherzig von einem im Schatten eines Mopanebaums dösenden Soldaten bewacht. Als er ihren Planwagen entdeckte, rappelte er sich jedoch eilig auf und kam auf sie zu.
    »Schön, mal wieder fremde Gesichter zu sehen«, grinste sie der Soldat vertrauensselig an und tippte mit dem Zeigefinger an seinen Südwesterhut. »Kommen Sie nur herein und fühlen Sie sich wie zu Hause.« Er zwinkerte Raffael verschwörerisch zu. »Im Moment ist hier ziemlich wenig los. Außer den lärmenden Tokos und ein paar frechen Affen gibt es hier rein gar nichts!«
    Sie erfuhren, dass das Fort wegen des Hereroaufstandes unterbesetzt war. Lediglich eine kümmerliche Stallwache, die aus vier Soldaten und drei Farmern bestand, hielt sich im Moment in der kleinen Militärstation auf.
    »Wer ist Ihr Vorgesetzter?«, erkundigte sich Johannes. Der Soldat zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Wenn ich es genau überlege, dann ist Hauptmann Friedrich jetzt unser Chef. Er sitzt mit den anderen im Verwaltungsgebäude beim Kartenspielen – hat heute Geburtstag.«
    Er deutete hinter sich auf ein weiß getünchtes Gebäude, das an die hinter ihm liegende Mauer angebaut war.
    »Wenn Sie neue Vorräte brauchen … die finden Sie auf der anderen Seite. Karl Martens hat hier so etwas wie einen Store eingerichtet, wo Sie sich mit dem Notwendigen versorgen können. Wir essen hier immer alle gemeinsam. Fühlen Sie sich einfach wie zu Hause!«
    Der Soldat tippte nochmals an die Krempe seines Hutes und begab sich dann wieder in den Schatten seines Baums. Johannes lenkte den Wagen vor den Store und band dort ihr Pferd an. Weit und breit war niemand zu sehen. Allerdings drang Gelächter aus dem gegenüberliegenden Verwaltungsgebäude. Alle im Fort lebenden Personen schienen sich dort aufzuhalten. Johannes ging mit Raffael an der Hand in das Gebäude, um ein Quartier für die Nacht zu erbitten. Sarah blieb bei dem Wagen zurück. Hauptmann Friedrich, zwei weitere Soldaten und zwei der drei Farmer saßen hemdsärmlig um einen Tisch, den sie vor den massiven Schreibtisch gestellt hatten, und spielten Karten. Dabei ging es hoch her. In der Mitte des Tisches stand eine Flasche Korn, die beinahe leer war. Dementsprechend war auch die Stimmung. Hauptmann Friedrich begrüßte Johannes und Raffael mit glasigen Augen.
    »Sieh einmal an, wir haben Besuch«, lallte er fröhlich und winkte sie herbei. »Willkommen, willkommen!« Dann schien
er sich plötzlich an seine Pflicht als Kommandant zu erinnern. Er erhob sich auf wackligen Beinen und deutete eine Verbeugung an. Johannes gab sich Mühe, den Zustand des Kommandanten zu ignorieren, und trug sein Anliegen vor. Hauptmann Friedrich, immer noch um Ernsthaftigkeit bemüht, versuchte Haltung anzunehmen. Dabei schlenkerte sein rechter Arm unkontrolliert in Johannes Richtung.
    »Sie sind natürlich unser Gast! Fühlen Sie …« Ein lauter Rülpser unterbrach seinen Redefluss.
    Er kicherte. »’tschuldigung. Ähm, was wollte ich noch mal sagen?«
    »Machen Sie sich keine Umstände«, unterbrach ihn Johannes. »Sagen Sie uns einfach, wo wir etwas zu essen bekommen und die Nacht verbringen können. Damit wäre uns ausreichend geholfen!«
    »Spielen Sie Karten?«, fragte Friedrich unvermittelt. Mit vorgehaltener Hand beugte er sich verschwörerisch in Johannes’ Richtung. »Die Kerle haben nämlich keine Ahnung davon. Jawoll!«
    Protestierendes Gegröle am Tisch war die Folge. Doch Friedrich gebot ihnen mit einer weiteren ausladenden Armbewegung Stillschweigen.
    »Haltet’s Maul! Ich bin der Chef!«
    »Lass mich mal, Sepp!«, mischte sich nun ein wuchtiger Mann mittleren Alters ein. Er wirkte noch relativ nüchtern. »Sie bekommen einen völlig falschen Eindruck von uns«, versuchte er Hauptmann Friedrich zu entschuldigen. »Der Hauptmann hat nämlich heute Geburtstag. Deshalb feiern wir etwas ausgelassener.«
    Johannes winkte ab. »Das stört mich überhaupt nicht. Uns ist mit einer Unterkunft und etwas Proviant für unsere Weiterreise völlig gedient.«
    Der wuchtige Mann nickte

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