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Sehnsucht unter suedlicher Sonne

Sehnsucht unter suedlicher Sonne

Titel: Sehnsucht unter suedlicher Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Way
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waren vier um den Tisch verteilt, die anderen standen an der Wand.
    Über dem langen Sideboard hingen Farbstiche von einheimischen Vögeln – jeweils zwei nebeneinander, bis fast an die Decke. Sie kamen auf der dezenten beige-grün gestreiften Tapete voll zur Wirkung.
    Die Glastüren standen weit offen, sodass die kühle Abendluft hereinströmen konnte. Der Blick reichte bis hinaus in den Garten, wo zwischen Palmen und dichtem Buschwerk ein sitzender Buddha aus weißem Marmor thronte. Zu seinen Füßen hatte Nori – es konnte niemand anders gewesen sein – eine große schwarze Keramikschale mit mattweißen Lilien als Opfergabe aufgestellt.
    Wie sich herausstellte, aß die Familie regelmäßig im kleinen Speisezimmer. Das Große war festlichen Gelegenheiten vorbehalten, wenn Gäste kamen oder ein wichtiges Ereignis die Nachbarn sich versammeln ließ.
    Das Menü bestätigte Noris stolze Aussage, dass sie eine gute Köchin sei. Sie bediente nicht selbst bei Tisch. Die verschiedenen Gänge wurden von einem ihrer Mädchen serviert, einer jungen Eingeborenen, die sich geschmeidig wie eine Tänzerin hin und her bewegte. Genevieve war beeindruckt.
    Sie wusste, dass die Kultur der Aborigines Jahrtausende zurückreichte. Dieses Land war ihre geistige Heimat. Sie lebten immer noch in der Traumzeit und glaubten an mächtige Geister als ihre Herrscher. Dabei ging es mehr um das Walten übernatürlicher Wesen. Auch auf Djangala gab es heilige Stätten, Höhlen mit Felszeichnungen, die sogenannten „Felsengalerien“. Genevieve interessierte sich sehr dafür und hätte sie gern kennengelernt, falls man es ihr gestattete.
    Derryl gab sich erstaunlich viel Mühe, charmant zu sein, während Bretton zurückhaltend blieb. Trotzdem war seine Gegenwart allgegenwärtig. Er erregte Genevieve, das ließ sich nicht mehr leugnen, und sie ertappte sich bei dem Wunsch, nicht als graue Maus neben ihm zu sitzen. Sie wollte schön für ihn sein, so verrückt das auch war. Er strahlte etwas aus, wonach sie sich unbewusst gesehnt hatte. War es Leidenschaft? Bei Mark hatte sie nie so empfunden, das wurde ihr jetzt nachträglich klar.
    Wenn Bretton lächelte, geriet sie ganz durcheinander. Sein tief gebräuntes Gesicht leuchtete dann. Es berührte sie seltsam, dass ihr dieser Mann, den sie am Tag zuvor noch nicht gekannt hatte, so vertraut erschien. Ob er sich über sie auch Gedanken machte? Zweifellos bestand eine sinnliche Spannung zwischen ihnen, die ihm zu schaffen machte – genauso wie ihr selbst. Derryls Verwunderung bei ihrer ersten Begegnung gab ihr immer noch zu denken. Etwas an ihr hatte ihn stutzig gemacht. War ihr Aufzug vielleicht zu übertrieben gewesen?
    Beide Brüder trugen heute Abend weiße Hemden aus feinster Baumwolle. Sie hatten die Ärmel bis zum Ellbogen aufgerollt und den Kragen offen gelassen. Die dunklen Hosen stammten ganz offensichtlich von einem Maßschneider. Ob sie Krawatten umbanden, wenn sich Miss Hester Trevelyan zum Essen herabbemühte? Genevieve hätte es gern gewusst.
    Beim ersten Gang, einem zarten Forellenparfait, blieb die Unterhaltung allgemein, ohne heikle Themen zu berühren. Bretton kannte viele amüsante Geschichten aus dem Ranchleben, und Derryl überließ ihm gewohnheitsmäßig die Rolle des Erzählers.
    „Die Fische sind erst heute eingeflogen worden“, ließ Bretton wissen. „Natürlich zusammen mit anderen Vorräten. Das ist bei uns die Regel.“
    „Wir bekommen Barramundis, rote Doraden und Garnelen aus dem Norden“, mischte sich Derryl ein. „Lachs und Hummer beziehen wir aus Tasmanien. Das ist heute zum Glück anders als früher.“
    „Wie kommst du denn darauf?“, fragte Bretton. „Du weißt doch gar nicht, wie es damals war.“
    „Zugegeben.“ Derryl begann mit Appetit zu essen.
    Das Parfait war geeist und mit verschiedenen Zutaten gemischt. Genevieve versuchte, herauszufinden welche es waren: Ziegenkäse, Eigelb, schwarze Oliven und verschiedene Kräuter – darunter Dill, Koriander und Petersilie. Mehr konnte sie nicht ausmachen. Das Ganze war mit Öl zu einer Paste verarbeitet und mit frischen Zitronenscheiben auf weißen Tellern angerichtet worden.
    „Nun?“, fragte Derryl mit der deutlichen Absicht, Genevieve in Verlegenheit zu bringen. „Wie sind Sie mit Tante Hester ausgekommen?“
    Genevieve sah ihn über den Tisch hinweg an. Sie saßen einander gegenüber, rechts und links von Bretton, der an der Schmalseite seinen Platz hatte. „Miss Trevelyan scheint eine

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