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Sehnsucht unter suedlicher Sonne

Sehnsucht unter suedlicher Sonne

Titel: Sehnsucht unter suedlicher Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Way
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beugte sich tiefer und rief ihm den Namen ins Ohr. „Wachen Sie auf, Mann! Kommen Sie zu sich! Ich bin es … Bretton.“
    Kit rührte sich nicht. Erst nach mehreren bangen Augenblicken murmelte er: „Bret?“
    „Ja, ich. Wachen Sie auf, mein Freund. Wir müssen miteinander reden.“
    Kit schwieg.
    „Hol einen Eimer mit Wasser“, befahl Bretton.
    Genevieve war in Sekundenschnelle zurück. Bretton nahm den Eimer und leerte ihn über Kit aus. Das wirkte. Kit warf sich auf den Rücken und schnappte nach Luft. „Verdammt noch mal! Musste das sein?“
    „Darauf können Sie wetten. Was ist hier los, Kit? Was steht in dem Brief da? Ich sehe, dass er an mich adressiert ist.“
    „Sie sind mir der Richtige, Bret“, stöhnte Kit.
    Er sieht furchtbar aus, dachte Genevieve. Sein hellbraunes Haar war zerzaust und verschwitzt, als hätte er sich tagelang nicht gekämmt. Das halb offene Hemd ließ seine knöcherne Brust erkennen, seine Augen wirkten trübe, und seine Gesichtsfarbe war fahl.
    „Sie verhalten sich nicht wie der Kit, den ich kenne“, sagte Bretton scharf. „Ich verstehe ja Ihren Kummer, aber Sie sind nicht allein auf der Welt.“
    „Außerdem will Sondra nicht, dass Sie ihretwegen zugrunde gehen.“
    Genevieve wusste nicht, warum sie das sagte. Sie hatte sich an Bretton vorbeigedrängt und stand jetzt neben dem Bett. „Sondra möchte, dass Sie leben.“
    Kit starrte sie verständnislos an. „Was erzählen Sie da? Wer sind Sie überhaupt?“ Er sah Bretton an. „Wer ist diese Frau, Bret?“
    „Sie wohnt zurzeit auf Djangala und ist mit mir gekommen.“
    Kit richtete sich stöhnend auf.
    „Ich vertraue ihr“, erklärte Bretton bestimmt. „Manchmal muss man jemandem Vertrauen schenken, ohne ihn genau zu kennen. Ich bin oft meinen Intuitionen gefolgt … besonders, wenn Gefahr drohte. Genevieve hat in der vergangenen Nacht von Sondra geträumt. Sie rief immer wieder Ihren Namen. Beim Aufwachen wurde Genevieve klar, dass sie handeln musste, und sie tat das einzig Richtige. Sie kam zu mir.“
    „Sie hat Sondra im Traum gesehen?“, fragte Kit zweifelnd. „Aber ich kenne sie gar nicht, und sie ist Sondra nie begegnet.“
    „Sie lässt Ihnen durch mich ausrichten, dass Sie leben sollen.“ Genevieve beugte sich vor und drückte Kit die gelbe Rose in die Hand. „Sie müssen Ihr Schicksal annehmen, Kit. Das ist Sondras Wunsch.“
    Kit fuhr sich mit einer Hand durch das wirre Haar, während er mit der anderen die Blüte umschloss, die trotz der Hitze nicht welk geworden war.
    „Sondra will nicht, dass ich sterbe?“ Er starrte Genevieve an, als wäre sie eine Himmelsbotin.
    „Sondra hat uns hergeschickt“, bekräftigte Bretton. „Ich will, dass Sie jetzt aufstehen, duschen und sich rasieren und ein paar Sachen zusammenpacken. Inzwischen koche ich uns einen starken Kaffee. Danach nehmen wir Sie mit nach Djangala , wo Sie sich erholen können.“ Er lächelte aufmunternd. „Sie sehen schlimm aus, aber wie gesagt … Sie haben Freunde.“
    Bretton drehte sich zu Genevieve um und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Ich muss dir danken“, sagte er. „Ich weiß jetzt, dass du etwas ganz Besonderes bist.“

9. KAPITEL
    Genevieve erwärmte sich immer mehr für ihre Tätigkeit. Hester kam inzwischen regelmäßig in die Bibliothek, wenn sie nicht zu starke Schmerzen hatte, und wurde mit jedem Tag umgänglicher. Sie nahm sich sogar ein Beispiel an Genevieve und nannte Nori plötzlich bei ihrem Vornamen und begegnete ihr nicht mehr so frostig.
    „Sie leisten Erstaunliches“, urteilte die Wirtschafterin, die sich durch die veränderte Lage sehr erleichtert fühlte.
    „Oh nein“, erwiderte Genevieve. „Ich versuche nur, die Zusammenhänge zu verstehen. Wenn einem Menschen die Liebe versagt bleibt, muss man ihn anders beurteilen.“
    Nori nickte, denn sie dachte daran, wie sehr sich Hester unter Genevieves Einfluss verändert hatte.
    Auslöser war das alte Schwarz-Weiß-Foto gewesen. Hester interessierte sich seitdem zunehmend für das Projekt und behandelte Genevieve mit mehr Respekt – fast mit einer gewissen Zuneigung.
    „Ich genieße Ihre Gesellschaft, meine Liebe“, gestand sie eines Nachmittags, nachdem sie einen Becher mit stark gesüßtem Tee geleert hatte. „Sie sind die geborene Geschichtenerzählerin. Es kommt mir so vor, als sähen Sie alles mit meinen Augen.“
    Genevieve hatte ihren Kaffee nicht angerührt. „Wollen Sie mir nicht doch von der hübschen Blondine auf dem Foto

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