Sehnsuchtsland
wie sie in ihrem Eifer, ins Freie zu rennen, beinahe über ihre eigenen Füße stolperte. Damit war auch diese Sache in Ordnung gebracht. Es tat ihm gut, seine Töchter glücklich zu sehen, und er fand es allmählich an der Zeit, diesen Zustand auch einmal für sich selbst in Anspruch zu nehmen.
Gunilla kam zu ihm zurück und setzte sich wieder neben ihn aufs Sofa. »Und du?«, fragte sie, während sie seine Hand nahm. »Was wirst du jetzt machen?«
»Ich werde endlich in den Norden fahren.« Er drückte ihre Hand und lächelte sie voller Zuneigung an. »Aber vorher muss ich unbedingt mit Greta reden. Wenn ihr das alle schafft mit der Liebe, müsste ich es doch auch hinkriegen, oder?«
Im selben Moment stellte er zufrieden fest, dass er offenbar eine bisher unerkannte Begabung besaß, den Menschen in seiner Nähe das passende Stichwort zum Auftauchen zu liefern, denn nur eine Sekunde später erschien Greta im Salon, ein erfreutes Lächeln im Gesicht. Lennart schaute sie fasziniert an, davon überzeugt, noch nie eine schönere Frau gesehen zu haben. Er hatte viel zu lange gewartet, aber zu spät war es auf keinen Fall. Nicht für sie beide.
Greta kam näher. »Was ist denn mit Linda los? Sie hatja so gestrahlt! Ist nun endlich alles in Ordnung?«
Lennart stand auf und ging zu ihr. »Fast, Greta.« Dicht vor ihr blieb er stehen und schaute sie an. »Den Rest kriegen wir beide aber auch noch hin.« Und dann, vor den Augen seiner Tochter, tat er endlich das, wonach ihn schon seit Jahrzehnten verlangte: Er nahm die Frau seiner Träume in die Arme, um sie zu küssen.
*
Sie flog förmlich den Strand entlang, bis sie glaubte, die Lungen müssten ihr bersten. Der Wind wehte ihr die Haare vor die Augen, und sie wusste nicht, ob der salzige Geschmack auf ihren Lippen vom Meer oder von ihren Tränen stammte. Keuchend erklomm sie den Hang, bis sie die Hütte erreicht hatte. Doch er war nicht da. Sie kämpfte entschlossen die Unsicherheit nieder, die in ihr aufsteigen wollte, und schwer atmend rannte sie wieder nach draußen, um von der Terrasse aus Ausschau nach ihm zu halten.
Sie legte die Hand über die Augen, weil das Sonnenlicht auf dem Wasser sie blendete. Und dann sah sie ihn. Er stand unten auf dem Steg und vertäute die neue Yacht, und als Linda einen Freudenschrei ausstieß, schaute er zu ihr hoch und winkte ihr strahlend zu.
Sie rutschte ein paar Mal aus auf dem Weg nach unten, doch dann hatte sie ihn endlich erreicht und stürzte in seine Arme. Sie lachte und schluchzte gleichzeitig und sagte ihm, wie sehr sie ihn liebte. Zum ersten Mal sprach sie es aus und fühlte sich dabei wunderbar leicht und frei. Sie hatte es geschafft. Sie hatte gekämpft und gewonnen. Ihn, ihr Glück, eine gemeinsame Zukunft.
Er riss sie in seine Arme, zog sie hoch an seine Brust, bis ihre Füße frei in der Luft baumelten. Sie küssten einander, endlos, hungrig, voll gegenseitiger Verheißung auf die Zeit, die noch vor ihnen lag. Eine kleine Ewigkeit später wirbelte er sie herum und setzte sie ab. Seine Augen leuchteten, als er sie anlachte und über die Schulter auf das Schiff wies. »Ich dachte, du hast vielleicht Lust, mit auf Jungfernfahrt zu gehen!«
Sie lächelte atemlos. »Zeit hätte ich.«
»Wie lange?«
Zwinkernd legte sie den Kopf schräg. »Für immer...?«
Er nahm wortlos ihre Hand, zog sie ans Ende des Stegs und half ihr an Bord. Sein Blick war ernst und fragend, offenbar war ihm ihr Urteil wichtig. Sie legte die Arme um ihn und flüsterte ihm ins Ohr, wie wunderbar sie ihn und sein neues Boot fand. Linda sah ihm an, wie stolz er auf das Schiff war, genau wie Olav. Die beiden hatten sich tatsächlich selbst übertroffen.
Alles war bereits für das Auftakeln vorbereitet, sie arbeiteten schweigend Hand in Hand nur wenige Minuten, dann war es so weit. Die Segel blähten sich knatternd im Wind, und die Yacht gewann rasch an Fahrt. Vor dem Bug teilten sich schäumend die Wellen, und weiter vor ihnen erstreckte sich die Wasseroberfläche wie funkelndes Silber. Linda schlang die Arme um Henrik und dachte bei sich, dass es mit einem Schiff im Grunde genau so war wie mit dem Leben. Man musste nur den richtigen Kurs einhalten, dann konnten auch die schlimmsten Stürme nicht verhindern, dass man im sicheren Hafen ankam.
Rezepte
Äpplegelé
APFELGELEE
ZUTATEN:
1 kg säuerliche Apfel
3 dl 11 Wasser
1 kg Einmachzucker je einem Liter Saft
2 dl Sherry
ZUBEREITUNG:
Apfel schälen und Gehäuse entfernen. In Stücke
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