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Sehnsuchtsland

Sehnsuchtsland

Titel: Sehnsuchtsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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anderen Ausweg. Ich bin damals weggegangen, weil...« Sie stockte, dann blickte sie auf und schaute ihrem Vater in die Augen. »Ich habe Henrik geliebt. Wenn ich hier geblieben wäre... Ich wäre ihm von morgens bis abends begegnet. Hier im Haus, in der Werft... Es hätte mir das Herz zerrissen.«
    Lennart drehte unruhig das Buch in seinen Händen hin und her. »Glaubst du, das habe ich nicht geahnt?«, fragte er leise.
    Als Linda ihn erstaunt anblickte, fuhr er mit müder Stimme fort: »Dass du dein Leben wegen einer Liebesgeschichte wegwerfen musstest... Die Familie aufgeben, die Werft... Das konnte ich dir nicht vergeben.«
    Linda beugte sich vor und nahm seine Hände. Mit einem Mal fühlte sie sich ihm so nah wie noch nie zuvor. Ihr Entschluss, noch einmal herzukommen und reinen Tisch mit ihm zu machen, war richtig gewesen. Sie hatte einen sauberen Neuanfang gewollt, und wie es aussah, würde sie ihn bekommen. Er war noch traurig, das ja. Aber nicht mehr verbittert. In seinen Augen konnte sie sehen, wie sehr er sie liebte. Er hatte sie niemals vergessen.
    »Vielleicht kannst du mich jetzt wenigstens verstehen«, sagte sie. »Kannst du dir vorstellen, wie verzweifelt ich damals war?«
    Er schaute sie an, dann irrten seine Blicke plötzlich ab. »Ja.« Seine Stimme bekam einen anderen Klang, und in seinen Augen stand eine unbestimmte Sehnsucht. »Ich habe auch einmal jemanden bis zum Wahnsinn geliebt.« Er hielt inne, in Erinnerungen versunken. Schließlich fuhr er kopfschüttelnd fort: »Ich hatte keine Wahl. Ich hätte alles zerstört. Die Familie, die Firma... Alles.« Er senkte die Blicke und schwieg. Als er nach einer Weile wieder aufschaute, sah Linda die Tränen in seinen Augen. »Also sind wir gute Freunde geworden. Und das sind wir immer noch.«
    »Greta«, sagte sie.
    Lennart nickte stumm.
    »Du hast sie geliebt«, sagte Linda langsam und wie zu sich selbst. »Aber warum hast du dich nicht zu ihr bekannt?«
    »Ich hätte deine Mutter unglücklich gemacht, und dich und Gunilla auch. Und vergiss nicht, Per war mein Geschäftspartner. Was denkst du, wäre passiert, wenn ich ihm einfach die Frau weggenommen hätte? Das wäre das Ende unserer Firma gewesen!« Lennart hielt inne, schwermütig die Blicke auf das Buch gesenkt. »Und als er vor zehn Jahren starb, war es zu spät.«
    »Liebst du sie nicht mehr?«
    Anstelle einer Antwort wandte er stumm das Gesicht ab. Linda begriff sofort, wie es in ihm aussah. Mitleid erfasste sie bei dem Gedanken, was er durchgestanden haben musste.
    »Du hast deine Liebe für die Familie und die Firma geopfert«, sagte sie weich.
    »Ich dachte, das wäre es wert«, erwiderte er schlicht.
    »Hast du deine Entscheidung]e bereut?«, fragte sie impulsiv.
    Er schüttelte langsam den Kopf, aber der Ausdruck in seinen Augen war nicht zu deuten. Langsam wandte er sich ihr zu und schaute sie an. »Was hast du jetzt vor?«
    »Ich hatte gedacht, ich bekäme noch einmal eine Chance. Mit Henrik und dir.« Sie hielt inne und schaute auf ihre verschränkten Hände. »Es sah so aus, als würde endlich alles gut werden.«
    »Aber?«
    »Sie bekommen ein Kind«, antwortete sie achselzuckend. »Und ich werde das tun, was gut für mich ist.« Sie lachte auf, kurz und ironisch. »Vielleicht machen sie mich ja zur Patentante.«
    Und dann kamen ihr doch noch die Tränen, obwohl sie sich geschworen hatte, heute nicht mehr zu weinen. »Ich bin froh, dass wir wieder miteinander reden können, Papa. Danke.« Sie stand auf.
    Er wirkte bestürzt. »Du willst schon wieder gehen?«
    »Ich komme wieder.« Sie beugte sich über ihn und küsste ihn innig auf die Wange. »Aber im Moment braucht mich hier niemand. Mach dir keine Sorgen, es ist alles gut.« Sie küsste ihn abermals und drückte fest seine Hand. Dann ging sie rasch zurück zum Wagen.

    *

    Sie hatte nicht vorgehabt, an der Pferdekoppel anzuhalten, doch als sie Fjäril dicht beim Gatter stehen sah, brachte sie es nicht fertig, einfach vorbeizufahren. Sie stieg aus und ging zu ihm, um ihm Lebewohl zu sagen. So bald würde sie nicht wieder hier sein, zumindest nicht in den nächsten Monaten. Ihr Vater würde sich über mangelnden Kontakt zu ihr sicher nicht beklagen können, sie hatte vor, ihn künftig bei jeder Gelegenheit anzurufen. Vielleicht konnten sie es auch so einrichten, dass sie ihn besuchte, wenn vorher feststand, dass weder Gunilla noch Henrik im Haus waren. Oder sie trafen sich bei Greta. Wie auch immer, ihr Vater würde sie nicht

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