Sehnsüchtig (German Edition)
und streckt ihr ein paar Schuhe entgegen. Die roten Lacklederpumps mit den Endlos-Absätzen sehen aus als würden sie sich besser für Mascha eignen. Alys zieht den Friseur-Umhang aus, schlüpft in die Schuhe und versucht, den Riemen um den Knöchel zu schliessen. Ihre Finger sind feucht und die Riemchen machen ihr das Leben schwer. Sie steht auf und gerät erstmal ins Schwanken. Mascha greift nach ihrer Hand. Alys freut sich über den Halt, den ihre Freundin bietet.
Irina kommt hinzu und zupft am Rocksaum. „Fertig“, sagt sie und lächelt. Es ist das erste Lächeln von ihr heute. Klein, aber zufrieden. Alys sucht Maschas Blick und atmet tief durch. Also los. Sie lässt Maschas Hand nicht los als sie ins Studio hinübergehen. Nicolas ist bereits damit beschäftigt, ein paar Probeschüsse von Eliot zu machen und das Licht zu adjustieren. Als sich das Klappern ihrer Absätze nähert, dreht Eliot den Kopf und blickt in ihre Richtung. Ein Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus und sie erwidert es automatisch. Wärme breitet sich in ihrem Inneren aus und sie hält seinen Blick fest. Plötzlich fühlt sie sich ruhig. Fast friedlich.
Sie lächelt Mascha dankbar an, lässt ihre Hand los und macht die wenigen Schritte auf ihn zu, eng an seine Seite. Mit den hohen Absätzen sind sie fast auf Augenhöhe. Er mustert sie. „Du bist schön“, sagt er leise. Nur sie kann es hören. Die drei schlichten Worte bedeuten ihr mehr als jedes extravagante Kompliment. Er zwinkert Irina zu, die neben dem Fotografen steht und dreht den Daumen nach oben. Sie tauschen ein Lächeln und Irinas Gesicht hellt sich auf. „Du bist auch schön“, murmelt Alys in seine Richung. Und sie meint es. Er trägt einen Anzug aus einem schimmernden Stoff, ein so dunkles Violett, das es fast schwarz wirkt, mit der dazu passenden Weste über dem weissen Hemd und einer Fliege. Sein glorioses Haar ist zu einer Tolle gezähmt und schimmert feucht. „Nicht so wie du“, flüstert er.
„Doch. Viel mehr.“
„Nein.“
Sie tragen den Wortwechsel leise aus, so dass nur sie ihn hören. Sie strahlen sich an. Sie sind beide bereit. Für eine Reise in eine Welt voller Action und Abenteuer, Glamour und Gefahr. Für einen kleinen Augenblick erwacht der Traum zum Leben. James Bond und sein Bondgirl. Eliot Wagner, Rockstar, mit einer Frau im Arm, die schön ist und aussieht wie ein Model, obwohl sie keines ist. Oder einfach Alys und Eliot . Einfach Eliot und ich.
Dann holt sie das Kommando des Fotografen in die Kulissen des Sets zurück. „Es geht los!“, befiehlt Nicolas und beugt sich über seine Kamera. „Wir versuchen es mal mit einer ersten Pose. Alys, du richtest ihm die Fliege und blickst zu ihm auf, so ein bisschen anbetend.“ Sie hört Mascha hinter dem Fotografen kichern. Wahrscheinlich weil sie weiss, dass mir das nicht sonderlich schwer fällt. Alys greift nach der violetten Fliege und blickt zu Eliot auf. Er zwinkert ihr zu und ihr fällt es plötzlich schwer zu atmen. Es ist wieder da, das Gefühl vom Konzert damals. Eigentlich war es immer da in letzter Zeit, mal stärker, mal schwächer. Irgendwelche Flatterwesen in ihrem Bauch, nervöse Dinger und es werden immer mehr. Ironischerweise schallt eben ‚Mama Do’ von Pixie Lott aus den Lautsprechern und die englische Sängerin singt von kleinen schwarzen Schmetterlingen, tief in ihr drin, little black butterflies, deep inside me …
Schwarz sind sie wohl wirklich, da eigentlich verboten, die verräterischen Wesen in ihrem Bauch. Sie verdrängt den Gedanken und konzentriert sich auf Eliot. Nur er und ich. Vergiss all die andern um dich herum. Wie Mascha gesagt hatte, geniesse es einfach. „Sehr gut“, sagt Nicolas und es blitzlichtgewittert. „Mach den Mund ein bisschen auf, nur ganz wenig ... Yes, gorgeous! Und Eliot, ich will deine Hand auf ihrem Rücken noch ein bisschen tiefer unten.“
Er gehorcht dem Fotografen umgehend und die Hand rutscht nach unten, liegt jetzt irgendwo da wo die Kurve ihres Hinterns beginnt. Alys spürt sie deutlich durch den dünnen Stoff des Rocks, warm auf ihrer Haut. „Sehr schön, das ist heiss“, freut sich Nicolas. Du meinst, mir ist heiss, korrigiert Alys ihn in Gedanken. Die Scheinwerfer blenden und bringen ihre Haut zum Glühen. So muss es in der Sahara sein. Sie weiss aber auch, dass ihr nicht nur wegen der Beleuchtung heiss ist. „So und jetzt blick mal zu mir statt zu Alys und gib mir dein Rockstar-Lächeln.“ Eliots Hand rutscht noch ein
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