Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sehnsüchtig (German Edition)

Sehnsüchtig (German Edition)

Titel: Sehnsüchtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Woodtli
Vom Netzwerk:
den Arm um ihren Rücken legt und sie vorschiebt. „Das ist Alys Allenbach ...“, stellt er sie vor. „Ah ja, die Grafikerin ...“ Connys Blick schweift unmerklich zu Alys. „Hallo.“ Sie reicht Alys die Hand. „Hallo Conny“, erwidert sie wohltemperiert.
    Ein Mann stellt sich neben die Journalistin. „Ah, Nico, sie sind da“, informiert Conny ihn. Als ob er das nicht selbst sieht. Alys erkennt den Mann auf Anhieb. Im Gegensatz zu Cornelia Comte ist ihr Nicolas Rosenberg, der Fotograf, ein Begriff. Jung, erfolgreich und hochgejubelt zum Shooting-Star der Szene . Erst kürzlich hat ihr Lieblingsmagazin aus der Grafik- und Designszene ein ausführliches Porträt über ihn gebracht. Seine Fotos sind wirklich gut, findest Alys. Sie hat während dem Studium eine Ausstellung von ihm besucht, als „Star“ und „Fotograf“ noch zwei getrennte Worte gewesen waren.
    „Hallo Eliot. Schön dich auch mal vor die Linse zu bekommen.“ Eliot grinst. „Mal sehen, ob du das heute Abend auch noch sagst ...“ Nicolas Rosenberg macht eine wegwerfende Handbewegung. „Die Kamera liebt dich. Du hast diese gewissen Wangenknochen“. Er streicht sich über die eigenen. Alys pflichtet ihm im Stillen bei. Genau. Die Wangenknochen. Nicolas Rosenberg ist nicht viel grösser als sie selbst und auf fast künstliche Weise mager. Röhrenjeans, Chucks, graues T-Shirt mit tiefem V-Ausschnitt, der seine Brustknochen sehen lässt, schwarze Weste, offen getragen. Hip, Hip, Hipster, lacht Maschas Stimme in Alys Kopf und lässt es wie einen Kinderreim klingen. Sie verkneift sich ein Lächeln. Dann trifft Rosenbergs Blick auf Alys. Sie strafft unwillkürlich den Rücken. Sie fühlt Eliots Hand auf ihrem unteren Rücken. Er stützt sie. Beruhigt sie . Nicolas Rosenberg hat hell leuchtende Augen. Bleu pale, Blassblau, heisst die Farbe in ihrer Farbstiftschachtel von Caran d’Ache.
    „Das ist also das Bondgirl, das du dir ausgesucht hast ...“ Er mustert Alys von Kopf bis Fuss mit Augen, die in jemanden hineinsehen können. Dieser Blick, unter dem einem fast unwohl wird.
    „Genau, das ist Alys“, sagt Eliot. Der Gesichtsausdruck des Fotografen ist schmerzhaft undeutbar. „Hallo“, sagt Alys und streckt die Hand aus, lächelt, forscher als ihr zumute ist. „Hallo“, erwidert er und schüttelt die Hand. „Ich war etwas skeptisch, als ich gehört habe, dass du kein professionelles Model bist“, sagt er und scheint sein Urteil noch nicht gefällt zu haben. „Aber du hast ausdrucksvolle Augen, soulful, intense und gute Haut. Wie alt bist du?“
    „Bald 28“, erwidert sie artig und lässt sich nicht anmerken, dass sie ihn unhöflich findet. „Schon? Du siehst jünger aus. Dein Look ist ziemlich edgy.“
    „Danke“, meint sie und beschliesst, es als Kompliment zu nehmen. Immerhin hat er nichts über ihre Figur gesagt. Ein bisschen zu klein zum Modeln, nicht dünn genug.
    „Irina und der Make-up-Artist sind over there. Am besten geht ihr gleich mal hin.“ Er deutet mit dem Daumen auf die Tür zum Nebenraum. Nicolas Rosenberg bringt in jedem Satz spielend ein bis zwei englische Ausdrücke unter. Coolness-Alarm. „Bis gleich“, sagt Eliot und schiebt Alys weiter. Bevor sie in den Nebenraum kommen, nimmt er die Hand von ihrem Rücken. Plötzlich scheint etwas zu fehlen. Alys verdrängt den Gedanken rasch.
    Im Nebenzimmer finden sie Irina mit zwei Stangen voller Kleider beschäftigt. „Hallo“, sagt Alys, irgendwie erleichtert, ein bekanntes Gesicht zu sehen. Jemand, der nicht so ‚fake’ zu sein scheint wie Conny und der Fotograf. Klasse, jetzt übernimmst du schon Nicolas Rosenbergs Liebe zu inflationären Anglizismen. Irina hängt einen Kleiderbügel zurück an die Stange und wendet sich ihnen zu. Sie ist auf mühelose Art toll angezogen. Wie immer. Es sieht aus, als würde sie am Morgen einfach das erstbeste vom Boden aufheben, anziehen und dabei stilvoll aussehen. Kate Moss hat diese Fähigkeit auch.
    Irina trägt ihr Haar neuerdings kurz wie der Bubikopf von Audrey Hepburn. Aber etwas ist anders. Sie ist anders. Sonst scheint sie von innen zu leuchten. Jetzt sieht es aus, als hätte jemand den Lichtschalter in ihr ausgeknipst.
    „Hallo Alys“, sagt sie. Sie klingt höflich, aber irgendwie müde. Dann wendet sie sich Eliot zu. „Hey“, macht sie. „Hey.“ Er blickt sich um und scheint darauf zu warten, dass die Visagistin ihnen den Rücken zudreht. Er legt eine Hand um Irinas Taille und küsst sie. Diesmal blickt Alys

Weitere Kostenlose Bücher