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Sehnsüchtig (German Edition)

Sehnsüchtig (German Edition)

Titel: Sehnsüchtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Woodtli
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das sie noch nie gemacht hat. Alys fühlt ihr Grafikerinnen-Herz höher schlagen. Und gleichzeitig packt sie der Ehrgeiz. Sie will den Auftrag unbedingt. Was sie bisher gemacht hat, gefällt ihm. Ausserdem ist sie, weil noch nicht allzu lange mit dem Studium fertig, vergleichsweise günstig. Die Voraussetzungen dafür, den Auftrag zu bekommen, müssten also durchaus intakt sein.
    „Gut, dann freue ich mich darauf, Sie kennen zu lernen. Das Album wird übrigens ‚No way out’ heissen. Vielleicht bringt Sie das schon auf die eine oder andere Idee. Bis dann.“
    „Ja, vielen Dank, auf Wiederhören, Herr Wagner.“
    „Bye.“ Er legt auf. Alys starrt einen Moment auf ihr Handy. Öffnet dann die Anrufliste. Er hat von einer Handynummer aus angerufen. Das ist die Handynummer von Eliot Wagner auf meinem Display! Sie betrachtet die Zahlenfolge ungläubig und speichert die Nummer dann ab. Wenn Mascha das hört ... Sie öffnet ihren virtuellen Kalender und erfasst einen neuen Termin. ‘Sitzung mit Eliot Wagner’. Ihr Finger zögert kurz, dann tippt er sechs Ausrufezeichen hinter den Namen. Alys hält inne und grinst. Janoschs Bemerkung fällt ihr wieder ein, „Ich wusste gar nicht, dass du das Zeug zum Groupie hast ...“
    Als hätte es ihre Gedanken gelesen, piepst ihr Handy und kündigt eine Whatsapp-Nachricht an. „Morgen Abend?“, lautet die Botschaft. Janosch. „Wie wär’s mit ‚Hallo’ oder ‚wie geht’s?’“, murmelt sie und drückt die Nachricht weg. Soll er schmoren. Und morgen Abend wird sie die Sitzung mit Eliot Wagner vorbereiten, erste Ideen sammeln. No way out.
     
    *
     
    Mascha wartet bereits. Alys sieht sie von weitem. Sie hat die Hände tief in den Taschen ihres Mantels vergraben, genau jenen Mantel, auf den Alys ein wenig neidisch ist. Er ist marineblau, mit einem tollen Schnitt und Goldknöpfen. Einer jener Mäntel, die eine Frau nach einer ‘million dollars’ aussehen lassen. Sie sieht, wie Mascha von einem Fuss auf den anderen tritt, wie immer auf zwölf Zentimeter hohen Bleistiftabsätzen, und die Strasse hinauf- und hinunterblickt, offensichtlich ungeduldig und durchgefroren. Kein Wunder, es ist so kalt, der Wind von dieser unangenehmen Sorte, der sich von nichts aufhalten lässt, auch nicht von unzähligen Stoffschichten.
    Alys geht schneller. „Hallo Schnecke.“ Mascha blickt auf. „Hallo“, sagt sie schlotternd und küsst Alys Wange. Sie hängt sich bei Alys ein und zieht sie mit sich.
    Sie sind nicht die einzigen, die im ‘Lila’ , ihrem Lieblingscafé, Zuflucht suchen vor der Kälte und den kleinen Quälgeistern aus Eis und Wasser, die mehr Hagelkörnern als Schneeflocken gleichen. Der Wind macht sich einen Spass daraus, sie den Menschen ins Gesicht zu pfeffern. Alys schlägt ihre Kapuze hinunter als die Tür hinter ihnen ins Schloss fällt. Hier ist es mollig warm, schon fast zu warm, sofort beginnt sie zu schwitzen. Mascha späht nach freien Plätzen und entdeckt in der hintersten Ecke einen Zweiertisch.
    „Juchee“, macht sie.
    Sie warten eine Weile bis sie ihren Kaffee bekommen. Mascha einen Espresso, brandschwarz und in einer Tasse, die in ein Puppenhaus passen würde, Alys einen Cappuccino, der das Prädikat ‘riesig’ wirklich verdient hat. Genau dafür liebt sie das Lokal. Sie greift nach der Dose und streut grosszügig Schokoladenpulver über den Berg aus Milchschaum. Mascha verfolgt das Ganze mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Was?“, fragt Alys.
    „Es ist ja nicht so, dass ich das nicht schon unzählige Male gesehen habe, aber es ist immer wieder faszinierend. Man könnte meinen, du ernährst dich von dem Ding. Als wäre es dein letztes Getränk für eine sehr lange Zeit ...“
    Alys grinst und schiebt sich einen Löffel voll Milchschaum und Schokolade in den Mund. Ein geniesserisches Geräusch kommt über ihre Lippen. Ihr Blick fällt auf den Untersetzer der Tasse. ‚It’s heaven’, steht darauf. Das ist es wirklich.
    „Vielleicht hast du sogar Recht, ich kam nicht besonders oft zum Essen in letzter Zeit.“
    „Stress?“
    „Ein paar Aufträge, die fertig werden mussten, ja ... Und bei dir?“
    Mascha rollt ihre Rehaugen. „Wem sagst du das! Bei uns ist die Hölle los. Alle Unternehmen beschliessen, dass sie noch eine Weihnachtskampagne brauchen. Und das Mitte November. Ich stell mir demnächst ein Bett ins Büro. Das wäre praktischer, so wenig Zeit, wie ich zurzeit zuhause verbringe ...“
    „Bald sind Weihnachtsferien“, sagt Alys

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