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Sehnsüchtig (German Edition)

Sehnsüchtig (German Edition)

Titel: Sehnsüchtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Woodtli
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überfordert aussieht. Oder unsicher.
    Ihr Kopf lehnt an der Schulter eines Mannes, ein Arm um ihre Schulter, der Unterarm sehnig, das Hemd hochgekrempelt, am Ringfinger der Hand steckt ein Ring, der war ihr an diesem Abend nicht aufgefallen. Scheint aus Silber zu sein.
    Das Lächeln auf dem zweiten Gesicht, ihr ein wenig zugewandt, ist im Gegensatz zu ihrem souverän. Und freundlich. Sie studiert Eliot Wagners Gesicht neben ihrem. Das Gefühl – wie damals beim Konzert – pulsiert in ihrem Bauch. Nur schwach, fast wie ein Nachhall.
    Dann richtet sie ihre Aufmerksamkeit auf den Text, mit dem Mascha den Rahmen verziert hat. Die Worte sind ihr sofort vertraut: Don’t look at me with those eyes. Why do you look so afraid? I am jealous of everybody in the room, I wish it was only you and me. Der Songtext von ‚Afraid’. Darunter steht: Für das Mädchen mit den ängstlichen Augen. Mascha. XOXO.
    „Wow, das Foto hatte ich vergessen. Vielen Dank, das ist süss von dir!“ Es rührt sie, dass Mascha sich trotz der vielen Überstunden Zeit genommen hat, ein Geschenk zu basteln. Sie scheint gemerkt zu haben, dass der Augenblick irgendwie besonders war. „Bitte sehr. Übrigens, was wolltest du vorher sagen?“
    „Vorher?“ Alys betrachtet das Foto, während sie den Rahmen vorsichtig in die Schachtel zurücklegt. „Du wolltest mir unbedingt etwas erzählen, etwas, das ich nie glauben würde ...“
    Alys blickt auf. Sie hat es also doch gehört. Sie kramt in der Manteltasche nach ihrem iPhone. „Schau mal in die Anrufliste, heute morgen, etwa um elf ...“ Eine kleine Falte entsteht zwischen Maschas sorgfältig gezupften Augenbrauen, während sie das Display studiert. Dann wandert die rechte Augenbraue etwas nach oben. „Verarsch mich nicht ...“
    Alys lacht. „Tu ich nicht!“
    „Eliot Wagner hat dich angerufen?“ Mascha betont jedes Wort. „Woher hat er deine Nummer? Und was wollte er?“
    „Die Nummer hat er vermutlich von meiner Webseite. Und angerufen hat er wegen einem Auftrag.“
    „Er will dich engagieren? Wie geil ist das denn!“ Alys hebt eine Hand als wolle sie Mascha Einhalt gebieten. „Das ist noch nicht sicher, aber er hat mich immerhin angefragt. Er sucht jemanden, der das Booklet seiner neuen CD entwirft.“
    „Du kriegst den Auftrag.“ Mascha klingt absolut überzeugt. „Das hoff ich auch ...“
    „Bestimmt. Du bist die beste Grafikerin, die ich kenne ... Dein Stil passt doch perfekt zu ihm. Farbig, edgy, etwas retro.“
    „Das wird er hoffentlich auch finden. Er sagte, ihm hätten die Sachen auf meiner Webseite gefallen.“
    „Rock it, baby, wann weisst du mehr?“
    „Ich kann morgen bei ihm vorbeigehen ...“
    „Ha! Meine beste Freundin hat morgen eine Besprechung mit Eliot Wagner, ich glaube es gar nicht!“ Mascha winkt der Kellnerin. „Wir hätten gerne zwei Gläser Prosecco. Der gute in der blauen Flasche.“ Die brünette Bedienung nickt und geht davon. Der Blick des Studenten am Tisch nebenan klebt an ihrem Hintern, er zeichnet sich unter dem Bleistiftrock ab. Als der junge Mann Maschas Blick erhascht und ihr süffisantes Lächeln sieht, läuft er rot an und lässt seinen Blick in seine Kaffeetasse fallen, blättert eifrig in seinen Vorlesungsnotizen. Irgendwelche Formeln. Sieht nach Mathematik oder Physik aus. Alys schaudert. Geister der Vergangenheit.
    „Weisst du was?“, fragt Mascha als die Kellnerin die Prosecco-Gläser gebracht hat und sich auf dem Absatz umdreht. „Was?“ Alys hebt ihr Glas. „Du solltest mit ihm ins Bett gehen!“, sagt Mascha fröhlich und ziemlich laut. Die Kellnerin bleibt stehen und wirft einen Blick über ihre Schulter zurück.
    „Mit wem?“ Alys wirft Mascha einen strafenden Blick zu. Diese bemerkt die Kellnerin und grinst nur. Dann wartet sie, bis die Kellnerin weitergeht und ausser Hörweite ist. „Mit Eliot natürlich ...“ Die Art, wie der Vorname über ihre Lippen kommt, klingt als rede sie von einem Freund der beiden. „Mascha!“, entrüstet sich Alys. „Das wäre unglaublich unprofessionell ...“
    „Natürlich nicht sofort. Erst nachdem du den Auftrag abgeschlossen hast und er glücklich ist über ein gelungenes CD-Booklet und du über das Geld auf deinem Konto. Komm schon, gib zu, dass du ihn heiss findest!“
    Alys schweigt, aber ihre Wangen fühlen sich genauso an. Heiss.
    „Ich meine, er ist kein Schönling, aber er hat was. Er hat diesen rauen Sexappeal irgendwie.“ Mascha schnippt mit zwei Fingern. „Du weisst

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