Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sehnsüchtig (German Edition)

Sehnsüchtig (German Edition)

Titel: Sehnsüchtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Woodtli
Vom Netzwerk:
von dem er im Hotelbeschrieb gelesen hat. „Wir müssen noch ein paar Schritte zu Fuss gehen, der grösste Teil des Dorfes ist autofrei.“
    „Hätte ich auch beschlossen, wenn ich hier Bürgermeister wäre“, hält sie fest und steigt aus. Eliot holt seinen Gitarrenkoffer und ihre Reisetasche vom Notsitz, wo beides knapp Platz hat. Der Kofferraum vorne ist mit seinem Gepäck bereits gut gefüllt.
    „Bonsoir.“ Ein Parkplatzwächter kommt auf sie zu, weinrote Livree mit steifem Kragen. Er hat ein Emblem auf der Brust, das Eliot bekannt vorkommt, auf der Webseite des Hotels gesehen. Eliot kramt in seinem Gedächtnis nach französischen Vokabeln. Sein Schulfranzösisch ist irgendwo in den untersten Schubladen abgelegt. „Bonsoir. Wir haben ein Zimmer gebucht“, bringt er dann hervor. Er will gar nicht wissen, wie manchen Fehler er in diesem einen Satz untergebracht hat.
    Der Livrierte scheint ihn aber verstanden zu haben. Er lächelt irgendwo zwischen gastfreundlich und geschäftstüchtig. „Wie ist der Name?“, will er wissen. „Wagner.“ Eliot sucht die Reservationsbestätigung hervor. Der Parkplatzwächter wirft einen Blick darauf. „Wunderbar. Soll ich einen Gepäckträger für Sie anrufen, Monsieur?“ Eliot lehnt dankend ab. Dann erklärt ihnen der Wächter den Weg zum Hotel. Sein Französisch hat die Geschwindigkeit eines TGVs. Gelobt seien Wegweiser. „Ich werde gut auf Ihren Wagen aufpassen.“ Der Mann tätschelt den Lack des Porsches. „Einen schönen Aufenthalt in Èze. Einen schönen Abend, Monsieur, Madame.“ Bei ‚Madame’ schweift sein Blick zu Alys und er bleibt einiges länger an ihr haften als vorher noch an ihm, garniert mit einem Lächeln, das vor französischem Charme nur so strotzt. Das veranlasst Eliot nach ihrer Hand zu greifen. Ihr Blick flackert zu ihm, überrascht vielleicht, aber sie zieht sie nicht zurück. Er lässt ihre Hand nicht los und lotst sie durch verwinkelte Gassen und steile Treppen hoch. Dann biegen sie in einen Innenhof ein und sie bleibt stehen. „Was ist das?“ Sie klingt ungläubig.
    „Unser Hotel.“
    „Das ist kein Hotel, das ist ein Schloss ...“, hält sie dagegen.
    „Es ist ein Schlosshotel“, präzisiert er. „Darum heisst es wohl auch ‚Château Eza’.“
    Sie schüttelt den Kopf ohne den Blick von dem Gebäude zu nehmen. „Du spinnst.“, hält sie fest. Er lacht. „Vielleicht.“ Sie schaut an der Fassade hoch, die Steine müssen im Tageslicht von einem hellen Beige sein. Die Ziegel rot. „Konnte es nicht einfach irgendein Hotel sein? Ich weiss nicht, ob ich mir das leisten kann.“
    „Wer sagt, dass du es dir leisten können musst?“
    Sie blickt ihn jetzt an und die Augen sind ernst. „Ich werde meinen Teil selbst bezahlen.“
    „Davon war nie die Rede.“ Er lässt es entschieden klingen. Was hat sie denn jetzt? „Ich will nicht, dass du für mich bezahlst“. Sie reckt das Kinn etwas in die Luft. Er erkennt jetzt die Alys aus dem Fotostudio wieder, die dem Fotografen Kontra gegeben hatte, weil sie nicht in Unterwäsche posieren wollte. Die kämpferische Alys – oder ist es stur? – kommt nur selten zum Vorschein. Aber es gibt sie . Er fühlt sich herausgefordert, wie immer, wenn jemand nicht macht, was er sagt. Er strafft seinen Rücken, obwohl er von der Fahrt müde ist und jetzt in dieses verdammte Hotel marschieren und einchecken will. Er nützt seinen Grössenvorteil, es sind fast fünfzehn Zentimeter, er blickt streng auf sie herab. „Warum nicht?“ Sie macht sich ihrerseits gross und ihr Blick hält ihn fest. „Weil ich es nicht will. Weil es mir nicht zusteht, dass du dein Geld für mich ausgibst. Ich bin sicher, du kannst es anderweitig brauchen, für deine Familie zum Beispiel.“ Er weiss, dass sich sein Gesicht verkrampft bei diesem Satz. „Wir sagten doch, darüber reden wir nicht“, murmelt er und blickt an ihr vorbei. Sie geht nicht darauf ein. „Es fühlt sich falsch an – ich würde mich in deiner Schuld fühlen.“ Das ist es also , sie fühlt sich gekauft? In eine Rolle gedrängt, die ihr nicht zusagt? Die Geliebte, die heimliche Zweitfrau? Da ist er wieder, der Stein im Magen. „Du schuldest mir nichts. Und ich erwarte keine Gegenleistungen ... welcher Art auch immer.“ Ein seltsamer Ausdruck flackert über ihr Gesicht bei diesen letzten Worten, und ist gleich wieder weg. „Ich wollte, dass du mitkommst weil ich nicht alleine sein will. Und weil es schön ist, wenn du bei mir bist.“ Jetzt wird

Weitere Kostenlose Bücher