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Sehnsüchtig (German Edition)

Sehnsüchtig (German Edition)

Titel: Sehnsüchtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Woodtli
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ihrer Geldbörse feuerrot glüht. Zalando ist böse. Frust-Shoppen ist böse.
    Sie blickt wieder auf ihr Handy. Es weigert sich hartnäckig, zu piepsen. „Mann, Schnecke, was soll der Scheiss?“ Dann geh ich halt vorbei . Sie greift nach ihrem Mantel und ihrer Handtasche. Vor ihrem Fenster schneit es wieder. Es fällt ihr schwer, sich nach einer Woche Südafrika daran zu gewöhnen. Trotzdem ist sie fast froh, nach draussen gehen zu können.
     
    *
     
    „OMG“, rutscht über ihre Lippen. Sie bleibt unter der Zimmertür stehen, die Hand noch an der Klinke. Eliot bleibt hinter ihr stehen, sie spürt seinen Körper an ihrem, er wirft einen Blick über ihre Schulter. „Das ist ja geil!“, sagt er. Nicht das Wort, das sie verwenden würde. Ihr hatte Übles geschwant, als die Rezeptionistin etwas von „Chambre romantique“ gesäuselt hatte. Diese viel zu schöne und etwas zu dünne Frau hatte in rasendem Französisch daherparliert, sich dabei die langen roten Locken über die Schulter zurückgeschoben und graugrüne Katzenaugen nur für Eliot übrig gehabt.
    Romantikzimmer. Ausgerechnet. Alys steht immer noch an Ort und Stelle und betrachtet das Zimmer. Es ist nicht gross und das Bett nimmt viel Platz ein, dabei ist es ein französisches Doppelbett und scheint ihr nicht besonders breit. Es ist nicht irgendein Bett. Es ist ein Himmelbett mit Goldornamenten, viel zu vielen Kissen und blauen Vorhängen. Alys betrachtet das Möbelstück, das so ziemlich ihren Teenagerträumen entspricht. Ein Himmelbett! Verdammt noch mal. Der Rest des Zimmers ist da schon fast Nebensache. Auf den beiden Nachttischen aus dunklem Holz – Eiche? – stehen weisse Orchideen. Ein Spiegelschrank und ein Kamin komplettiert die Ausstattung. Endlich macht sie den entscheidenden Schritt über die Schwelle. Sie wirft einen Blick auf das Bett und dann auf den Mann neben ihr. Sie sind beide keine Kolosse aber es scheint ihr wahnsinnig schmal zu sein für sie beide. Ob es überhaupt 1.40 breit ist? Es sieht ihr mehr nach 1.20 aus. Plötzlich ist ihr Mund trocken und sie widmet ihre Aufmerksamkeit dem Balkon. Da stehen ein Tisch und zwei Stühle, elegant geschwungen, weisses Metall, aber wichtiger ist die Aussicht, das Dorf, das Meer, der Mond, der sich zufrieden darin spiegelt. „Wow, das ist so kitschig, das es schon wieder schön ist“, sagt Eliot hinter ihr. Sie dreht sich zu ihm um. Er blickt sich, offensichtlich begeistert, im Zimmer um. Es ist ja auch wirklich schön. Aber das ist ein Zimmer für ein frisch verliebtes Paar oder für eine Hochzeitsreise, nicht für jemanden wie uns . Er sieht wohl die Zweifel auf ihrem Gesicht, denn er fragt jetzt: „Gefällt es dir nicht?“
    „Natürlich gefällt es mir ...“, beeilt sie sich zu sagen.
    „Was dann?“
    „Musstest du wirklich ausgerechnet das Romantikzimmer buchen?“
    „Das wusste ich nicht“, verteidigt er sich. „Ich habe ein Standard-Doppelzimmer gebucht. Das ist die billigste Preisklasse, was dir ja eigentlich gefallen sollte. Greta sagte, sie hätten das Zimmer frei gehabt und beschlossen, es uns zu geben, weil es das richtige Zimmer für ein junges Paar ist.“
    Greta. Das muss wohl die Rezeptionistin sein. Sie hatte den Namen auf dem Schild nicht gelesen, sie war zu beschäftigt damit gewesen, auf die roten Locken neidisch zu sein und zu versuchen, das schnelle Französisch zu verstehen. Er hat sich ihren Namen gemerkt. Das versetzt ihr einen zarten Stich und im gleichen Moment ärgert sie sich darüber.
    „Also ich find’s super.“ Er blickt sich erneut im Zimmer um. „Hast du das Bett gesehen?“ Sie nickt schwach. Ja, ich hab das Bett gesehen. Eliot wirft sich mit Schwung darauf. Das Bettgestell knarrt bedenklich und die Matratze biegt sich unter seinem Gewicht. Er lacht sie an. Der Mann in der Lederjacke, den Röhrenjeans und den Rockstar-Lederstiefeln auf dem Himmelbett hat das Lachen eines kleinen Jungen auf dem Gesicht. Ihr wird warm ums Herz und sie lächelt ihn an. Er sieht glücklich aus und sie hat ihn in letzter Zeit weiss Gott selten glücklich gesehen. Er lässt sich in die vielen Kissen sinken und seufzt zufrieden. „Grossartig“, kommentiert er. Er schliesst die Augen, er sieht so verflucht unwiderstehlich aus, sie will sich auf ihn stürzen, ihn in die Kissen drücken, ihn küssen, bis sie beide ausser Atem sind und das dunkelblaue Hemd Knopf für Knopf öffnen, bis seine Haut zum Vorschein kommt und das wenige Brusthaar. Sie beisst sich auf die

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