Sehnsüchtig (German Edition)
letzten Zeit gewesen ist.
Der zweite Song auf der neuen Platte heisst ‚Rain’ aber es geht nicht in erster Linie um den Regen, sondern um einen Mann, der am Fenster sitzt, den Tropfen zuschaut und sich langweilt und dem dann ein angenehmerer Zeitvertrieb in den Sinn kommt. Das Lied beginnt mit einem Basslauf von Marlen. Das Lied ist langsam, seine Stimme ist noch etwas dunkler als sonst und die Lyrics sind eindeutig. Eliot betrachtet Alys, wie sie dem Song lauscht. Der Ausdruck auf seinem Gesicht ändert sich. Eine schnelle Bewegung später findet sie sich unter ihm auf dem Sofa wieder. Überrumpelt bleibt sie liegen, sein Mund findet die Grube unter ihrer Kehle, um Himmels willen, und seine Hände sind überall. Das Gewicht auf ihr fühlt sich seltsam vertraut an. Sein Duft hüllt sie ein, droht, ihr sämtliche Sinne zu vernebeln und sie alles vergessen zu lassen, alles bis auf ihn und wie sehr ihr das gefehlt hat.
„Warte“, murmelt sie ausser Atem. Er reagiert nicht darauf, presst seinen Mund auf die besonders empfindliche Stelle hinter ihrem Ohr. Eine Hand hat sich bereits unter den Saum ihres T-Shirts verirrt. „Eliot ...“, sagt sie lauter und rutscht unter ihm herum. Warum bist du so schwer, wo du doch so schlank bist? „Alys ...“, murmelt er an ihrer Haut, seine Stimme ist rau vor Lust und das lässt sie zögern, weich werden, nachgeben, es wäre so einfach. Sie packt sein Handgelenk, schiebt seine Hand weg. Er atmet aus, es klingt frustriert, und richtet sich ein wenig auf über ihr. „Was?“, will er wissen. Sein Gesicht dicht über ihrem, seine Pupillen sind gross.
„Lass das!“
Er schüttelt den Kopf und macht Anstalten, sie zu küssen. Sie dreht den Kopf weg und presst gleichzeitig beide Hände gegen seine Brust. Er stöhnt und setzt sich endlich auf. „Du willst nicht?“ Er klingt, als könne er das nicht glauben. Und er klingt frustriert. Sie setzt zu einer Antwort an, aber die Türglocke schallt durch den Raum und rettet sie. „Die Pizza“, sagt sie unnötigerweise, streicht sich das T-Shirt glatt und verlässt das Wohnzimmer.
Als sie mit dem Karton zurückkommt, steht er auf dem Balkon und raucht. Sie öffnet die Balkontür einen Spalt weit. „Willst du auch ein Stück?“ Er dreht sich nicht nach ihr um und lässt etwas sehen, das ein Kopfschütteln sein könnte. Sein Rücken sieht abweisend aus. „Bist du jetzt sauer?“ Er reagiert nicht darauf und schnippt den Zigarettenstummel über die Brüstung. „Du bist sauer“, stellt sie fest. Eliot dreht sich zu ihr um, sein Gesicht ist nicht zu lesen aber sein Blick ist gekränkt. „Du bist sauer, weil du keinen Sex kriegst? Im Ernst jetzt?“ Sie hört ihre eigene Stimme laut klingen. Er verschränkt die Arme vor der Brust. „Du musst jetzt nicht laut werden.“ Seine Stimme hat ungefähr die Temperatur des Wetters draussen. Sie holt Luft. „Du weisst genau, dass ich eigentlich will. Aber ich hab dir in Frankreich gesagt, dass es nicht so weitergehen kann, wenn wir zurück sind. Ich habe dir in dieser SMS geschrieben, dass ich das so nicht kann. Also – warum so erstaunt?“ Darauf weiss er keine Antwort. Er schüttelt nur den Kopf. Die Geste ärgert sie. Er zündet sich eine neue Zigarette an. „Kannst du bitte reinkommen? Ich würde gerne in der geheizten Wohnung darüber reden.“
Er verdreht die Augen und drückt die Zigarette heftig im Aschenbecher aus. Dann folgt er ihr und drückt die Balkontür mit mehr Energie ins Schloss als nötig. Sie bleiben zwei Meter voneinander stehen und mustern sich. Wie bei einem Duell, wer zieht als erstes den Degen.
„Du kannst nicht einfach herkommen und das Gefühl haben, ich stünde dir zur Verfügung“, schnappt sie. „Ich bin nicht dein Gelegenheitsfick auf dem Nachhauseweg!“
„Dieses Wort ist hässlich“, gibt er zurück. „Und es hat nichts mit dem zu tun, was wir haben. So ist es nicht.“
„Doch. Doch, genau so wäre es. Schneller Sex auf dem Sofa, danach ziehst du dich an und fährst nach Hause. Aber das mache ich nicht mit.“
Er verschränkt die Arme vor der Brust. „Ja, das merke ich. Ich hab dir doch versprochen, dass ich darüber nachdenke. Und ich halte mich auch daran. Aber ich brauche ein bisschen Zeit.“
Etwas schnürt ihr die Kehle zu. „Hast du mit Irina geschlafen, seit du zurück bist?“ Er hebt eine Augenbraue als glaube er nicht, dass sie danach fragt. „Sag es mir einfach!“, faucht sie.
„Ja, verdammt“, blafft er sie an. „Wir sind
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