Sehnsüchtig (German Edition)
bequem. Dann entdeckt sie das Whiskeyglas auf dem Beistelltisch und ihre Augenbrauen ziehen sich ein wenig zusammen. Du wolltest weniger trinken, ich mag das nicht. Aber sie sagt nichts, wohl um des lieben Frieden willen.
„Du bist grantig“, stellt sie nach einem weiteren Blick auf ihn fest. Er schüttelt den Kopf. „Natürlich, Eli, ich sehe dir das von weitem an.“ Er atmet aus. „Nicht auf dich“, sagt er dann.
„Auf wen dann? Und weshalb?“
„Bandkram“, murmelt er, „ich will dich nicht damit langweilen.“
„OK“, macht sie und betrachtet ihn als frage sie sich, was in seinem Kopf vorgeht. Dann kramt er in seiner Ledertasche, die neben ihn auf dem Sofa liegt und steckt ihr eine Kopie des gemasterten Albums hin. „Das Werk ist vollbracht.“ Jetzt leuchtet ihr Gesicht auf. Es macht sie glücklich. „Wahnsinn, endlich! Sorry, darf ich ‚endlich’ sagen?“ Er probiert ein Lächeln. „Ich habe angenommen, dass du das sagen wirst.“ Sie macht Anstalten, aufzustehen. „Lass uns reinhören. Ich will ‚Little Star’ hören.“ Das Lied für Lilli. Er streckt eine Hand aus und stoppt sie. „Irina, warte, ich muss ... ich will erst über etwas mit dir reden.“ Besorgnis schleicht sich in ihren Blick. Vielleicht, weil er so ernst klingt. Oder weil er ihren Vornamen benutzt und nicht „Darling“ oder „Liebling“ sagt .
„Du bist seltsam heute Abend.“ Eliot weiss nicht, was er darauf antworten soll. Also steht er auf und macht die Tür Richtung Flur zu. Damit Lilli nicht aufwacht, falls sie ihn anschreien sollte oder die Teetasse nach ihm werfen. Jetzt sieht Irina ihn an als hätte er den Verstand verloren. „Eli, was ist mit dir los?“ Er setzt sich neben sie und greift nach ihrer Hand. Sucht nach Worten, sein Mund sträubt sich. „Ich liebe dich“, sagt er dann. „Das weisst du ...“
„Ja“, hält sie fest, ihr Blick drängt ihn, weiter zu reden. Jetzt sag schon!
„Ich liebe dich und es tut mir unendlich Leid.“ sie reisst die Augen auf. Sag jetzt, sag doch endlich!
„Ich habe dich betrogen“, hört er sich selbst sagen.
Ihr Gesicht wird blank. Am schlimmsten ist das Schweigen. Dass sie gar nichts sagt. „Ich habe dich betrogen“, wiederholt er und hört seine eigene Stimme schwanken. „Ich habe dich gehört“, bringt sie hervor. Sie klingt seltsam tonlos.
„Irina, es tut mir ...“ Im gleichen Moment entzieht sie ihm gewaltsam ihre Hand und steht auf. Sie geht ans Fenster und starrt in die Nacht hinaus. Ihr Rücken qualvoll gerade. Er wartet, aber sie sagt nichts. Weint nicht. Schreit nicht. Sie steht einfach da und schweigt. Die Stille ist das Schlimmste. Irgendwann hält er es nicht mehr aus und geht zu ihr hin, legt eine Hand auf ihre Taille. „Liebling ...“ Erst jetzt kommt die Reaktion. Und sie kommt heftig. „Fass mich nicht an!“ Das kommt laut, Worte wie Schläge in sein Gesicht. Sie fährt herum und starrt ihn an. „Wag es nicht mich anzufassen, Eliot!“ Ihr Gesicht verzerrt sich, hat nur noch wenig mit der lieblichen Frau von vorhin gemeinsam. Er ist jetzt Eliot. Nicht mehr Eli. Sie nennt mich nie Eliot. Sie starrt ihn an als würde sie ihn nicht kennen oder immer noch nicht glauben, was er gesagt hat. Tränen blinken in ihren Augen. „Wer war es?“ Ihre Stimme ist aus Eis.
„Das spielt doch keine Rolle.“
„Sag es mir!“ Drei Worte. Ein Befehl. Er sucht nach Worten. „War es irgendeine 18-Jährige? Eins der knapp angezogenen Flittchen, die dich aus der ersten Reihe anhimmeln?“
„Nein“, bringt er hervor.
„Dann war es vielleicht Marlen? Wolltest du sie wieder mal vögeln, nach all den Jahren?“ Sie fährt sich mit beiden Händen ins noch feuchte Haar. „Aber Marlen würde mir das nie antun, das würde sie nicht.“ Er schweigt immer noch. Dann dämmert es auf ihrem Gesicht. „Ich bin so dumm! Es war Alys.“
Er schweigt, aber sein Blick ist ihr Bestätigung genug.
„Du verdammtes Arschloch!“
„Es tut mir so wahnsinnig Leid.“ Er macht einen Schritt auf sie zu, aber sie reagiert schnell und stösst ihn mit beiden Händen von sich. „Fass mich nicht an!“, schnappt sie ein weiteres Mal. „Verdammt, du machst mich krank.“ Sie geht jetzt im Raum auf und ab ohne ihn anzusehen. Tränen fliessen über ihr Gesicht, aber sie macht keine Anstalten, sie wegzuwischen.
„Wann war es?“ Ihre Stimme ist jetzt wieder kalt. Sie bleibt stehen und starrt ihn an.
„Irina ...“
„Wenn du nicht willst, dass ich Lilli mitnehme
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