Sei gut zu dir, wir brauchen dich
ist er vorrangig mit Volldampf unterwegs: Seine drei Ehen und sieben Kinder sieht er als Beweis seiner Manneskraft.
Was ist also sein Problem? Er litt darunter, nur »kleine Leute« zu seinem oberflächlichen Bekanntenkreis zu zählen und keine
guten Freunde zu haben. Sein Wunsch war es, Menschen kennen zu lernen, von denen er noch etwas lernen kann und die ihn intellektuell
weiter bringen.
Woran das lag, war eindeutig. Mit seiner schroffen Art verschreckte Heiner alle Menschen, die das Zeug hätten, ihm auf einer
Augenhöhe zu begegnen. Das einzig wirksame Mittel, das zu ändern, war herauszufinden: Was ist seine treibende Kraft? Warum
trat Heiner immer so unangenehm auf?
Schon beim ersten Gespräch gestand er ein, dass er sich immer überlegen fühlen wollte: »Ein anderer sagt etwas und schon verspüre
ich den Drang dagegenzuhalten, Recht zu behalten.« Heiner kämpfte darum, beachtet zu werden. Deshalb redete und redete er
und hatte dabei nur ein Thema: Sich selbst. Auf diese Weise scharte er nur Leute um sich, die ihm unterlegen waren.
Der Hintergrund solchen Verhaltens ist häufig Angst davor, als bedeutungslos zu gelten und nicht anerkannt zu werden, da man
sich hochgearbeitet hat. Es führt oft dazu, sich am Ende kontraproduktiv zu verhalten und damit die Akzeptanz und den Respekt
der geschätzten Gesellschaft zu verspielen.
Der schwierigste Teil des Coachings war daher, auch Heiner klarzumachen, dass er nicht an Ansehen einbüßt, wenn er seinen
Geltungsdrang etwas herunterschraubt. Denn seine größte Angst bestand darin, von anderen nicht gesehen zu werden, wenn er
etwas stiller und zurückhaltender wäre. Er musste sich klarmachen, dass es Stärke statt Schwäche bedeutet, sich selbst einmal
zurückzunehmen und andere Menschen gewähren zu lassen. Und vor allem musste er sich von seinem ungesunden Antrieb verabschieden.
Dabei half ihm schließlich ein einschneidendes Erlebnis: Auf einer Veranstaltung schaltete sich ein schlecht gekleideter älterer
Herr in |144| Heiners Gespräch mit einem Marketingleiter ein. Doch anstatt zu hören, was er zu sagen hatte, fuhr ihm Heiner über den Mund:
»Was verstehen Sie denn davon!« Seine Bestürzung war groß, als er wenig später erkennen musste, dass es sich bei eben diesem
älteren Herrn um den Vorstandsvorsitzenden einer äußerst erfolgreichen Firma handelte. Von da an fiel es Heiner leichter,
sich täglich zu sagen, dass er nicht andauernd allen zeigen musste, wie überlegen er war. Heute ist er in der glücklichen
Lage, interessante Leute zu seinen Freunden zu zählen und sich auch auf sie verlassen zu können.
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Die MENÜ-Formel
Fangen Sie also am besten gleich damit an, Ihren Antrieb zu überwachen. Folgen Sie nicht länger automatisch einem Motiv, das
Sie zu etwas treibt, was Ihren wahren Bedürfnissen und Absichten zuwiderläuft. Überlassen Sie negativen Antriebsmustern nicht
die Kontrolle über Ihr Leben. Der Mensch, der lernt diese Kontrolle selbst auszuüben, kann gegensteuern und verhindern, dass
er gedankenlos lebt.
Der Knackpunkt bei uns allen ist das mangelhafte Bewusstsein dafür, dass wir uns ständig zwischen den Polen eines positiven
und negativen Antriebs bewegen. Wir halten uns selten vor Augen, dass ein positives Motivationsmuster die Basis für ein sinnerfülltes
und erfolgreiches Leben ist. Ich möchte dieses Bewusstsein bei Ihnen wecken. Denn nichts liegt näher, als sich von einem Antrieb,
der dazu beiträgt, sich selbst schlecht zu behandeln und verkehrt zu leben, zu verabschieden, ihn sozusagen zu neutralisieren.
Denn wer den inneren Antrieb verspürt, sich für eine Sache oder Idee vollkommen aufzuopfern oder zu verzehren, setzt seine
Kraft zu einseitig ein, vergeudet sie und damit seine Lebenszeit für eine Sache, die ihn nicht auf Dauer glücklich und zufrieden
machen kann. Die bittere Ausbeute davon ist ein vorzeitiger Kräfteverschleiß und Alterungsprozess.
|145| Die einzige Möglichkeit, sich davor zu schützen, ist deshalb auch, das von Ihnen als ungut erkannte Motivationsmuster im Zaum
zu halten und ein Gefühl dafür zu kriegen, wann es wieder so durchbricht, dass es Ihnen (und anderen) mehr schadet als nutzt.
Dazu brauchen Sie ein gewisses Ausmaß an Kontrolle über Ihr tägliches Tun. Denn natürlich bleiben die anfangs erwähnten Lebensmotive
verlockend. Der Drang zu Macht, Anerkennung und Autorität, Status, Ehre, Besitz und
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