Sei gut zu dir, wir brauchen dich
sich immer wieder: »Was willst du eigentlich?
Uwe ist doch ein toller Chef, die Kollegen sind nett und keine solchen Mobber, die Bezahlung stimmt auch – eigentlich ist
doch alles bestens.« Schließlich verdrängt sie das Gefühl und schreibt ihre Kündigung.
Doch obwohl ihre Freunde begeistert sind, kann sie sich nicht auf den neuen Job freuen. Im Gegenteil, Abend für Abend sitzt
sie zu Hause und grübelt. Sie weiß noch immer nicht, warum es ihr so schlecht geht mit dem Entschluss, in die neue Firma zu
wechseln. Solch einen Widerstreit in sich selbst hat sie noch nie erlebt. Als es |171| immer schlimmer wird, trifft sie eine Entscheidung gegen jede Vernunft. Sie sagt ab und fühlt sich schlagartig befreit.
Und ihr Gefühl täuschte sie nicht: Wenige Wochen nach Jessicas Absage wird Uwe verhaftet. Ihm wird vorgeworfen, Geld veruntreut
und Steuern hinterzogen zu haben. Keiner wusste, dass mit Uwe etwas nicht stimmte – bis auf Jessica und ihre Intuition. Nehmen
Sie solche Signale also ernst, denn sie bewahren Sie unter Umständen vor fatalen Fehlentscheidungen.
Je länger der Prozess des inneren Ringkampfes zwischen dem Für und Wider dauert, desto größer wird die Gefahr einer Fehlentscheidung.
Denn mit jedem erneuten Durchspielen der Konsequenzen unserer Entscheidung geht etwas von jener intuitiven Sicherheit verloren,
mit der man oft genau ins Schwarze trifft. Das bedeutet also: Wenn Sie die Frische des Augenblicks zu nutzen wissen, liegen
Sie mit Ihrer Entscheidung meistens richtig.
Erfahrene Entscheider zögern daher nicht lange, sie verlassen sich auf ihren Instinkt. Das gelingt, wenn Sie sich von einem
Problem oder einer Fragestellung kein analytisches Bild machen, sondern die Sachlage von vornherein intuitiv zu erfassen versuchen.
Natürlich ist die Gefahr, sich falsch zu entscheiden, auch dann nicht total gebannt. Denn Ihre Intuition kann Sie mitunter
auch täuschen – je nach Stimmungslage und persönlicher Lebenssituation. Der Vorteil des intuitiven Denkens ist, dass es schneller
und müheloser als das logische Denken funktioniert, weil es »wahrnehmungsähnlich« ist. So definiert es der amerikanische Kognitionswissenschaftler
Daniel Kahneman. Der mehrfach ausgezeichnete Professor für Psychologie und Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften
eröffnete ein neues Forschungsfeld, das sich mit dem menschlichen Entscheidungsverhalten beschäftigt.
Seitdem ich mich selbst dazu ermutige, bei schwierigen Entscheidungen auch einmal der Intuition den Vorrang zu geben, und
versuche, die Dinge intuitiv zu durchdenken, ist mir zunehmend bewusst geworden, wie oft mir in der Vergangenheit mein Kopf
mühevolle |172| und langatmige Entscheidungsprozesse aufgezwungen hat, obwohl ich instinktiv von der ersten Sekunde an wusste, was zu tun
war. Das zeigte sich schon bei solch banalen Dingen wie dem Kauf eines neuen Anzugs. Denn mein Gefühl wusste jedes Mal sofort,
welcher der richtige für mich war. Mein Verstand aber sagte: »Moment mal, nicht so hastig, erst mal eine Übersicht verschaffen,
Preise vergleichen und schauen, was die anderen Geschäfte bieten. Und überhaupt, ist dieser Anzug nicht etwas zu modisch?«
Das Ergebnis war, dass ich oft mit leeren Händen nach Hause fuhr und den Einkauf auf die nächste Woche vertagte – am Ende
griff ich aber doch zu jenem Anzug, der mich von Anfang an angesprochen hatte. Durch dieses Verfahren habe ich viel Lebenszeit
vertan. Ich denke, Ihnen wird es da nicht wesentlich anders ergehen.
Ich empfehle Ihnen daher: Fragen Sie sich jedes Mal bei einer Entscheidung: Was sagt meine Intuition dazu? Falls Sie den Eindruck
haben, Sie empfangen eindeutige Signale für oder gegen eine Sache, so nehmen Sie diese als Orientierungshilfe, um mit nachtwandlerischer
Sicherheit richtig und schnell zu entscheiden.
Wenn Sie Ihren intuitiven Stimmen mehr Wichtigkeit beimessen, sie in Ihr normales Leben stärker miteinbeziehen und zu einer
wichtigen Entscheidungshilfe erheben, so gehen Sie auch wesentlich besser mit sich selbst und Ihrer Seele um – ja, Sie werden
dadurch zufriedener und glücklicher. Denn Sie zwingen sich weniger durch Ihren Verstand beeinflusst etwas zu tun, was eigentlich
gar nicht gut für Sie ist, beziehungsweise etwas zu lassen, was genau das Richtige für Sie wäre.
Darüber hinaus werden Sie mit der Zeit die Erfahrung machen, dass Sie eine innere Instanz besitzen, die manchmal mehr weiß
als
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