Sei gut zu dir, wir brauchen dich
Verstand und Intuition miteinzubeziehen.
Jule und Sven sind seit einiger Zeit ein Paar. Obwohl beide bereits eine Scheidung hinter sich haben, überlegen sie, zusammenzuziehen.
Jule ist sehr optimistisch, doch Sven hat das Trauma seiner Scheidung immer noch vor Augen. Die letzten Monate seiner Ehe
waren für ihn schrecklich: Obwohl emotional längst auseinander gelebt, musste er trotzdem noch mit seiner Ex-Frau zusammenwohnen,
weil noch keine andere Wohnung bereitstand. Er erinnert sich an schlimme Streits, Heulkrämpfe, Selbstmorddrohungen, in Wut
zerschnittene Lieblingskrawatten, getrennte Fächer im Kühlschrank und Nächte in der Kneipe oder auf dem Klappbett im Heizungskeller.
Doch Jule drängt Sven, sich endlich zu entscheiden. Nach drei Jahren Zusammenlebens in getrennten Wohnungen hat sie das Hin
und Her satt. Sie hat keine Lust mehr, jeden Tag ihre Sachen durch |169| die halbe Stadt zu transportieren, sie möchte, dass die Beziehung fester wird, später vielleicht sogar heiraten und mit Sven
noch ein Kind haben.
Die Entscheidung fällt Sven nicht leicht. Er liebt Jule, das steht fest. Doch denkt er an seine Eheerfahrung, dann möchte
er lieber weiter mit einem gewissem Abstand zusammenleben. Das Risiko, noch einmal so verletzt zu werden, ängstigt ihn, und
er weiß nicht, was er tun soll. Sein Zögern führt zu heftigem Streit – Jule wertet es als Mangel an Liebe. Irgendwann schlägt
sie vor, er solle sich lieber von seinen Gefühlen zu ihr leiten lassen statt von seiner schlechten Erfahrung.
Sven weiß, eine falsche Entscheidung wäre ebenso fatal wie gar keine. Also nimmt er sich ein Wochenende, macht Spaziergänge
und versucht, auf sein Bauchgefühl zu hören. Da er das noch nie gemacht hat, erhält er zuerst auch keine Antwort. Stattdessen
drängt sich eine Reihe rationaler Erwägungen in den Vordergrund: »Wie kann ich etwas tun, was sich bereits als unglücklich
herausgestellt hat? Was ist diesmal anders? Bei meiner ersten Frau dachte ich am Anfang auch, es sei fürs ganze Leben!« Er
überlegt hin und her, aber kommt nicht weiter. Ermattet vom Nachdenken schläft er ein. Als er erwacht, ist alles anders. Denn
der kurze Schlaf hat ihm einen Traum geliefert: In dem sah er sich selbst, wie er an einem schönen Tag die Straße entlangging
und einen Kinderwagen schob. Er sah sich gelöst und zufrieden mit seinem Leben. Und plötzlich war seine Unentschiedenheit
wie weggeblasen. Denn er hatte sich mit diesem Bild von sich selbst sehr wohl gefühlt. Nun weiß Sven, was er tun soll. Er
entscheidet sich für ein neues Leben mit Jule.
Wie bei Sven kann es in Situationen, in denen eine Entscheidung schwer fällt und die eigene Intuition einem zunächst keine
klare Antwort liefert, sehr hilfreich sein, seinen Träumen besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Denn oftmals löst sich die
Konfliktsituation im Traum auf, oder man erhält zumindest einen Hinweis, der einem bei der Entscheidung hilft.
|170| Zuweilen sendet unsere Intuition aber auch ganz starke Signale als Hinweis, die vordergründige Faktenlage vor einer Entscheidung
noch einmal zu überprüfen, wie in folgendem Fall: Jessica arbeitet bei einer Unterhaltungsagentur als Kontakterin. Obwohl
sie dort mit interessanten Menschen zu tun hat, leidet sie unter dem unguten Klima zwischen den Kollegen. In dieser Atmosphäre
sieht sie keine Zukunftsperspektive und schaut sich seit einiger Zeit nach einer neuen Stelle um.
Bei einer Veranstaltung lernt sie Uwe kennen. Er ist Werbefilmer und einer der ganz Großen der Branche, alle Marktriesen Deutschlands
scheinen bei ihm Schlange zu stehen. Er bietet Jessica einen Job an und will sogar ihr bisheriges Gehalt verdoppeln.
Jessica ist euphorisch. Alle, die es gut mit ihr meinen, raten ihr, das Angebot anzunehmen, vor allem, da auch die Atmosphäre
in Uwes Firma fantastisch sein soll. Als Jessica sich dort umschaut, wird sie von Uwe mit großer Geste empfangen, die Mitarbeiter
sind nett und zeigen ihr schon, wo ihr Schreibtisch sein wird. Jessica zögert nicht länger und gibt ihre Zusage – in drei
Monaten will sie anfangen.
Doch auf der Heimfahrt wird ihr Enthusiasmus plötzlich schwächer. Ohne sagen zu können warum, schrillen bei ihr im Inneren
Alarmglocken. Ihr Verstand sagt, dass das ihre Chance ist, doch auf einmal mischen sich Gefühle in ihre Hochstimmung, die
sie sich nicht erklären kann. So bleibt das auch in den nächsten Tagen. Sie sagt
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