Sei gut zu dir, wir brauchen dich
etwas
mehr zurücknehmen; den anderen öfter zu Wort kommen lassen)?
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|163| Eine weitere Übung ist das Spiel »Ich weiß, was du denkst«; spielen Sie es mit einem Menschen, den Sie gut kennen. Raten Sie
anhand der Signale des anderen, was er oder sie gerade denkt. Das ist nach 25 Jahren Ehe nicht besonders schwer, denn dann
weiß man jeden Blick, jede Mundbewegung und jede Stimmlage des anderen zu interpretieren. Deshalb spielen Sie dieses Spiel
auch mal mit einer Freundin oder einem Freund, vielleicht sogar mit einem guten Kollegen, weil Sie ein wichtiges Meeting vor
sich haben, bei dem es darauf ankommt, dass Sie sich beide wortlos verstehen.
Die Grundlage für dieses Spiel ist ein Moment, in dem Sie beide still dasitzen und jeder seinen Gedanken nachhängt – wobei
Sie versuchen, intuitiv zu erspüren, woran der andere denkt. Dann bitten Sie Ihr Gegenüber mit dem Satz »Ich weiß, was du
denkst« die Antwort auf ein Blatt Papier zu schreiben, es Ihnen dann zu zeigen und umgekehrt. So kann sich jeder vergewissern,
ob er die Gefühle und Gedanken des anderen richtig eingeschätzt hat. Wenn Sie dieses Spiel einige Male gespielt haben, werden
Sie überrascht sein: Es macht nicht nur Spaß – es hilft auch Ihrer Intuition auf die Sprünge.
Die intuitive Selbstkontrolle
Es ist aber auch wichtig, Ihre Antennen auf sich selbst zu richten. Beobachten Sie andere nie, ohne dabei auch sich selbst
zu beobachten. Denn was nutzt es, wenn Sie registrieren, dass Ihre Gesprächspartner harmonische oder dissonante Signale senden,
wenn Sie in diesem Augenblick gerade selbst unklare Signale abgeben und schon allein dadurch die Atmosphäre verändern. Hier
ist jeder gefordert, der täglich mit Menschen zu tun hat – ob Vorgesetzte und Mitarbeiter, Ausbilder, Verkäufer oder Verhandlungspartner.
Denn nicht nur im beruflichen Umfeld ist die Fähigkeit zur intuitiven Selbstkontrolle eine Schlüsselkompetenz, die sich regelrecht
auszahlen kann. Auch im privaten Bereich zeigt sich, wer in der Lage ist, außer dem |164| Hin- und Herlesen atmosphärischer Daten von anderen auch Selbstkontrolle zu üben und so demonstriert, dass er mit sozialer
Kompetenz gesegnet ist; so jemand wird schnell allgemein akzeptiert.
Wer sich dagegen in der Begegnung mit anderen nicht groß darum kümmert, sein eigenes Vorgehen intuitiv richtig zu gewichten,
weil er es nicht für wertvoll oder effizient erachtet, der steht beruflich wie privat bald im Abseits. Er wird möglicherweise
von seiner Umwelt abgelehnt, auch wenn er im Grunde ein netter Kerl ist.
Die Analyse einer Begegnung mit anderen ergibt daher nur Sinn, wenn Sie auch wissen, welche Signale Sie selbst gesendet haben.
Denn haben Sie sich bei einem Kontakt zu lässig gegeben, obwohl Sie hätten spüren müssen, dass der andere sich mehr Ernsthaftigkeit
und Engagement von Ihnen wünscht, so folgt der Misserfolg auf dem Fuße. Dasselbe gilt, wenn Sie laut und ungeschlacht auf
jemanden zugehen, bei dem Sie eigentlich sofort hätten merken müssen, dass er daraufhin innerlich zusammenzuckt, weil er eher
ein zurückhaltender und leiser Mensch ist.
Mein Rat ist deshalb: Versuchen Sie, bei wichtigen Begegnungen im Kopf stets eine Art Strichliste zu führen. Kreuzen Sie auf
der einen Seite an, was Sie beim anderen alles wahrnehmen. Und notieren Sie im Stillen auf der anderen Seite Ihr Zutun: Wie
Sie reagiert haben und was dann als Feedback zurückkam. Gehen Sie einmal eine Zeit lang mit dieser Strichliste im Kopf auf
andere zu. Haben Sie keine Angst, auf diese Weise an Spontaneität oder persönlicher Authentizität zu verlieren. Sie schaffen
sich so lediglich eine zusätzliche Wahrnehmungsinstanz und werden merken: Sie werden dadurch viel umsichtiger, denn die Selbstwahrnehmung
verbessert sich ebenso wie das tägliche Miteinander. Indem Sie mehr Wahrnehmungsinformationen erhalten, können Sie bei Menschen
individueller ansetzen; Sie lernen, mit dem eigenen Persönlichkeitsprofil besser umzugehen und sich so einzubringen, dass
Sie das gewünschte Ziel erreichen. Die anschließende Checkliste ist darauf ausgerichtet, das eigene Verhalten besser reflektieren
zu können.
|165| Take-Care-Checkliste: Intuition für sich selbst
Leitfrage/ Situative Antwort
In welcher Verfassung war ich, als ich den anderen traf (zum Beispiel: hatte keine richtige Lust; wollte Spaß haben und rumalbern;
wollte über meine Probleme
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