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Sei lieb und büße - Thriller

Sei lieb und büße - Thriller

Titel: Sei lieb und büße - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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Bessy hat Mia und Clemens absichtlich auseinandergebracht. Warum?«
    »Sie fragt, warum. Ist das nicht süß?«, wendet Laureen sich an Bessy und formt einen übertriebenen Kussmund. »Sollen wir es ihr sagen? Als letzten Wunsch? Weil wir mal so gut befreundet waren, bevor das Miststück uns verraten wollte?« Die letzten Worte spuckt sie hasserfüllt in meine Richtung.
    »Meinetwegen«, lächelt Bessy. »Es bleibt ja unter uns.«
    Ich horche auf. Unter uns. Sie haben etwas mit mir vor. Mit aller Kraft stemme ich mich vom Boden hoch, versuche aufzustehen, meine Knie durchzudrücken, mich zu stabilisieren. Ich spüre Bessys Hände. Stark. Entschlossen. Sie dreht meine Arme auf den Rücken, drückt sie so hoch, dass der Schmerz sich wie ein Pfeil in meine Schultergelenke bohrt. Ich ächze, Bessy lockert den Druck. Dann spüre ich Metall an meinen Handgelenken.
    »Wirklich praktisch, diese Dinger. Wo hast du die her?«, fragt sie Laureen.
    »Wo ist Sina?« Meine Hände sind gefesselt.
    Bessy stellt die Handschellen enger. Es tut weh.
    »Ich dachte, du willst wissen, warum Bessy das Gerücht über deinen Bruder verbreitet hat.«
    Ich nicke, obwohl jede Kopfbewegung den Schmerz durch meinen Schädel katapultiert.
    »Es war eine Wette.«
    »Wette«, keuche ich. »Eine Wette?«
    »Ob Bessy es schafft, Mia und Clemens auseinanderzubringen. Sie hat die Wette gewonnen.« Laureen schnaubt gespielt ärgerlich.
    Eine Wette? All das wegen einer Wette?
    Ich sehe die zwei vor mir. In Laureens Zimmer. Bessy erzählt vom letzten Spiel, lästert über Mia, überlegt laut, wie sie ihr eins auswischen kann. Vielleicht hat ihr eine von Mias Entscheidungen als Teamkapitän nicht gefallen. Es wurmt sie, dass Mia mehr Macht hat als sie selbst. Sie will ihr eins reinwürgen. Zeigen, wer am längeren Hebel sitzt. Etwas zerstören. Etwas, was Mia besonders wichtig ist. Die Beziehung zu Clemens.
    »Ich hoffe, der Einsatz hat sich gelohnt«, gifte ich kaum hörbar.
    »Einsatz? Du meinst Wetteinsatz?« Bessy schüttelt den Kopf. »Wir hatten keinen. Es war einfach eine Wette.«
    »Genug gelabert«, mischt Laureen sich ein. »Bringen wir’s hinter uns.«
    »Sollen wir nicht warten, bis Sina tot ist?«, fragt Bessy.
    Tot? Was zum Teufel haben sie mit ihr gemacht? »Wo ist Sina?«, frage ich erneut, doch meine Stimme ist so dünn, dass sie in Laureens erstauntem »Warum sollten wir warten?« untergeht.
    »Wegen der Autopsie – wenn wir es so drehen, dass Tabea Sina getötet und dann Selbstmord verübt hat, sollte erst Sina tot sein und danach Tabea.«
    »Papperlapapp. Tabea hat Sina in die Zisterne gestoßen, sie angekettet und den Zulauf geöffnet, damit sie ertrinkt. Und dann hat sie sich selbst gerichtet.«
    »Warum sollte ich das tun?«, flüstere ich. »Das macht gar keinen Sinn.«
    »Muss es auch nicht«, sagt Laureen. »Du bist verrückt. Das wird aus deinem Brief an mich sehr deutlich. Deine Dämonen und so weiter … Schade, dass du ihn nicht lesen konntest, aber ich hielt es für sinnvoller, ihn aus deinem ›Gesendet‹-Ordner zu löschen.«
    »Halt. Stopp!« Ich lege all meine Kraft in meine Stimme, hoffe, dass Max mich hört, dass er versteht, was ich ihm sagen will. »Ihr könnt den Zulauf abstellen. Ihr könnt sie aus der Zisterne befreien. Sina weiß nichts! Sie denkt, ich bin Cruella. Lasst sie laufen. Ihr könnt alles auf mich schieben. Ich schreibe sogar einen echten Abschiedsbrief, in dem ich alles gestehe.«
    »Das ist sehr nobel von dir, aber unnötig. Deine Abschiedsmail ist völlig ausreichend.«
    Ich fasse an meine pochende Schläfe. Spüre, dass Panik in mir aufsteigt. »Ihr hättet mir keinen Stein an den Kopf knallen dürfen. Wer soll euch jetzt noch einen Selbstmord abnehmen?«
    »Mach dir darüber keine Sorgen. Die Wunde hat Sina dir bei eurem Zweikampf zugefügt.«
    Mit klopfendem Herzen lausche ich auf ein Rascheln im Gebüsch. Schritte, die sich entfernen. Zur Zisterne laufen. Doch nur das Zirpen einer vereinzelten Grille ist in dem Schweigen zu hören, das sich über die Lichtung gelegt hat. Was, wenn Max mich nicht gehört hat? Wenn er nicht weiß, wo die Zisterne ist? Jetzt bloß nicht durchdrehen, Tabea. Jeder, der in Kranbach aufgewachsen ist, kennt die Zisterne. Den für Kinder verbotenen Platz. Geheimnisvoll und gefährlich. Als der Einsiedler noch hier oben gewohnt hat. Er hat die Zisterne gebaut. Und den Zulauf, um die Zisterne aus dem Auffangbecken zu speisen.
    »Warum?«, frage ich schließlich.
    Laureen

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