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Sei mein Moerder

Sei mein Moerder

Titel: Sei mein Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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In seinem Schädel rauschte es.
     
    Deshalb hier der erste Auftrag:
    Der Mann heißt Thomas Trenkler. Er arbeitet als Recruting-Manager bei BASF Services Europe im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Ich will, dass sie ihn mit einem Elektroschocker betäuben. Da Sie für das LKA arbeiten, dürfte es für sie kein Problem sein, sich mit dieser Waffe auszustatten. Dann bringen Sie Herrn Trenkler in Ihr Feriendomizil nach Brandenburg. Ein hübsches Blockhaus am See, weitab von jeder Menschenseele, das sie nach der Trennung von Ihrer Frau behalten haben. Dort installieren sie eine Videokamera, mit der sie die Tat filmen. Ich empfehle einen handelsüblichen HD-Camcorder mittlerer Preisklasse mit einer 32-GB-Speicherkarte. Somit sind wir kompatibel und ich habe das Vergnügen, einen technisch tadellosen Film zu genießen.
    Sie werden Herrn Trenkler fixieren, ihm die Finger mit einem handelsüblichen Skalpell abschneiden, danach den Hodensack. Dann schlitzen Sie ihn von der Brust bis zum Unterbauch auf. Ich will seine Därme sehen. Der Rest erledigt sich von alleine. Anästhesie, Drogen oder andere schmerzstillende Mittel sind untersagt! Anschließend entsorgen Sie die Leiche in der Nähe eines Wanderwegs. Ich will, dass man die Leiche findet, begreifen Sie das?
    Den Speicherchip entsorgen Sie wieder in unseren altbekannten Mülleimer.
    Ist das erledigt, werde ich eines der Fotos nach dem Zufallsprinzip vernichten und es bleiben nur noch drei Aufgaben. Das Foto Ihres Vaters habe ich entsorgt und durch eines Ihres Schwagers ersetzt, damit wir wieder bei vier sind. Wie gesagt, werden Sie beim vierten Auftrag erfahren, warum ich Sie für diese sinnvollen Taten aussuchte.
    Sie haben für die Erledigung des Auftrages drei Tage Zeit, also bis Freitag Morgen, kurz nach Sonnenaufgang, Ihrer liebsten Joggingzeit. Dann dürfte Ihre Amputation erträglich geworden sein, wenn auch noch nicht verheilt. Ich hoffe, Sie werden auch mit neun Zehen noch joggen? Aber sicherlich werden Sie. Sie sind keiner, der aufgibt. Jetzt nicht mehr.
    Mit besten Grüßen
    Ihr unbekannter Freund                               
                                      
     

9
     
    Mark zweifelte keine Sekunde daran, dass er den fremden Mann töten würde. Er überlegte, die Polizei einzuschalten, doch er wusste zu gut, wie gefährlich das war.
    Gerne hätte er seinen Kopf gereinigt, nachgedacht, wäre in sich gegangen, hätte den Sachverhalt von allen Seiten analysiert, doch dafür fehlte ihm die Zeit. Fachlich gesehen stand er noch immer unter Schock, anders war jene Gefühlskälte, die unversehens über ihn hereingebrochen war, nicht zu erklären.
    Ruhe, Gespräche, die er nicht führen konnte und Medikamente konnten ihn aus diesem traumatischen Zustand lösen, doch das dauerte Tage, vielleicht Wochen. So viel Zeit hatte er nicht.
    Seine Psyche hatte keine Gelegenheit, um sich zu erholen, Trauerbewältigung war unmöglich, und die Schmerzen in seinem linken Fuß wurden auch nicht besser und erinnerten ihn stets daran, dass er zu schwach und auf gewisse Art feige gewesen war. Er befand sich in einem psychotischen Zustand mit hohem Stress, aus den ihn lediglich ein Herzinfarkt oder ein Nervenzusammenbruch lösen konnte.
    Er surfte auf einer Welle trotziger Verzweiflung.
    Unwichtig, was nun geschah, er würde Schaden an seinem Geist nehmen, wusste er aus langjähriger Erfahrung als Psychologe. Schon jetzt, setzte er seine Selbstdiagnose fort, reagierte, nein – funktionierte er wie eine traumatisierte Person. Der Schaden, den der Tod seines Vaters in Beziehung zu seinem Kleinmut, sich den zweiten Zeh abzuschneiden, in seiner Psyche manifestierte, würde erst später zubeißen. Derzeit wetzte er noch die Krallen wie ein grinsendes Raubtier, das noch den Weg in seine Alpträume suchte.
    Mark fuhr ins LKA und schützte eine Grippe vor. Sein desolater Zustand war so treffend, dass man ihm die Notlüge abnahm.
    Er verstrickte einen freundlichen älteren Kollegen in ein Gespräch, lenkte ihn ab und ließ aus der Waffenkammer einen Elektroschocker mitgehen, von denen einige in staubigen Regalen lagen. Man würde das kleine Gerät vorerst nicht vermissen.
    Es passte in seine Handfläche. Er wog das leichte Kunststoffgehäuse und musterte die an der Vorderseite angebrachten zwei Metallkontakte. Er wusste, wie die Waffe funktionierte, denn er hatte das Unglück gehabt, einmal dabei gewesen zu sein, als

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