Sei mein Moerder
Weg zu seinem Ferienhaus in Brandenburg, während der erwachte Mann im Kofferraum brüllte.
Brandenburg umschloss die deutsche Hauptstadt wie ein fetter grüner Gürtel, der von mehr als 3000 Seen durchlöchert wurde. Marks Blockhaus, in dem er schöne Tage mit Gabi verbracht hatte, lag mitten in der sogenannten Toscana des Nordens, der Uckermark, direkt an einem wunderschönen See, an dessen Ufer ein Boot dümpelte, mit dem Mark angenehme Erinnerungen verband. Er folgte dem schmalen Weg, der hinter einer Baumreihe mit der Landschaft zu verschmelzen schien, und langte bei der Blockhütte an.
Zuerst hatte Gabi gemeint, das Haus läge zu einsam, sie würde sich fürchten, man wisse schließlich nie, wer sich hier rumtreibe. Später hatte sie es zu schätzen gelernt, vor allen Dingen an einem schönen Sommermorgen, wenn sie nackt aus dem Haus liefen und im See badeten, ohne Beobachter befürchten zu müssen. Und den Sex auf einem schwankenden Boot auf der Mitte des Sees hatte sie genauso genossen.
Der ideale Ort für einen Mord!
Trenkler pochte gegen das Blech, seine Füße stampften gegen Kunststoff und Mark schaltete genervt den Motor aus. Er riss den Kofferraumdeckel hoch, drückte den Knopf des Schockers und verpasste dem Mann eine weitere Ladung Strom. Trenkler verdrehte die Augen, die Zunge schoss aus seinem Mund und Speichel lief über seine Lippen.
In Windeseile zog Mark dem Mann das Jackett vom Körper und verzurrte die Hände und Beine seines Opfers mit grauem Klebeband. Während er sich den Mann auf die Schulter hievte, erwachte Trenkler, fand aber erst wieder zu sich, als Mark ihn auf den Stuhl gesetzt und daran befestigt hatte.
Er versuchte, die keifenden Fragen des Mannes zu ignorieren, und fixierte die Videokamera auf dem Küchentisch, nicht weit entfernt. Er klappte den Sucher aus. Der Ausschnitt war perfekt.
»Halten Sie die Schnauze!«, brüllte er.
Unversehens schloss Trenkler den Mund. Die Lippen des Mannes bebten, hinter den Brillengläsern glitzerten Tränen.
Mark riss ein handlanges Stück Tape ab und klebte es dem Mann auf den Mund. Vor den Lippen blähte sich das Klebeband bei jedem Laut, den Trenkler versuchte.
Mark ließ sich auf einen Stuhl am Küchentisch fallen und starrte den Mann vor sich an. Mit zitternder Stimme sagte er: »Was gleich geschieht, macht mir keinen Spaß, Herr Trenkler. Ich möchte, dass Sie das wissen. Ich kenne Sie nicht, ich habe nichts gegen Sie. Sie sind mir genauso fremd wie ich Ihnen. Ich werde zu dem hier gezwungen. Wenn ich Sie nicht töte, stirbt ein Mitglied meiner Familie. Ich weiß, das ist Ihnen kein Trost, doch Sie sollen wissen, dass ich alles das hier hasse. Ich bin ein guter Mensch, ich kann keiner Fliege etwas zuleide tun, aber das hat sich vor ein paar Tagen geändert. Ich musste mir sogar einen Zeh abschneiden, stellen Sie sich das vor. Und es gab einen aufgehängten Hund. Seine Zunge war ganz blau.«
Mit beschämender Erbitterung begriff Mark, dass Trenkler ihn für völlig wahnsinnig hielt, so viel spiegelten die panisch aufgerissenen Augen hinter den Brillengläsern. Aus dem Mund kam ein dumpfes Röhren. Mark begriff außerdem, dass er hoffte, sein Opfer würde ihm Absolution erteilen. Verdammt, er wollte, dass Trenkler begriff . Schon dieser Wunsch war Irrsinn, dennoch konnte Mark seinen Mund nicht halten. Seine Sinne loderten.
»Wenn ich Sie nicht töte, stirbt meine Tochter. Haben Sie Kinder? Würden Sie Ihr Kind töten lassen? Nein, nicht wahr? Sie würden genauso handeln wie ich, oder? Mein Vater musste schon dran glauben, Herr Trenkler. Eigentlich sollte ich mir zwei Zehen abschneiden, verstehen Sie? Zwei Zehen, aber ich konnte es nicht. Aus Strafe dafür wurde mein Vater ermordet, obwohl es wie ein Herzinfarkt aussah. Ich weiß aber, dass es anders war.«
Nun weinte der Mann hemmungslos. Die Brillengläser waren beschlagen, die Wangen zuckten.
»Ich möchte Sie nicht entwürdigen, Herr Trenkler, aber ich muss sie entkleiden.«
Mark zog das Skalpell aus dem Futteral und zerschnitt dem Mann Hemd, Hose und Shorts, was eine Weile dauerte, bis der Gefesselte nackt vor ihm saß, zu seine Füßen Stofffetzen. Danach schaltete Mark die Kamera ein.
»Da sehen Sie, wie pervers mein Auftraggeber ist. Er will sich die Sache anschauen, sozusagen als Beweis. Verrückt, nicht wahr, Herr Trenkler? Und wir beide, Sie und ich, wir können uns nicht dagegen wehren. Und nun ... nun muss ich so etwas tun. Ich darf Sie nicht betäuben,
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