Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sei mein Moerder

Sei mein Moerder

Titel: Sei mein Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
Vom Netzwerk:
auch.«
    »Und?«
    »Wenn mich nicht alles täuscht, wird die Staatsanwaltschaft für einen so grausamen Mord an einem Spitzenmanager eine ordentliche Belohnung ausschreiben. Und da alles nach Serienmord riecht, dürfen wir bald mit einer zweiten Leiche rechnen. Ein Fall für Prenker sozusagen.«
    »Sie wissen, dass ich Ihnen nichts sagen darf. Schon gar nicht, bevor die Sache an die Medien gegangen ist. Es ist schlimm genug, dass Sie ...«
    »Hallo? Seit wann sind Sie so biestig, Doc?«
    »Entschuldigen Sie ... mein Vater starb vor ein paar Tagen und derzeit ist manches durcheinander in meinem Leben.«
    Will zog den Hut für diese schnelle, ehrliche Antwort und Entschuldigung. Der Mann hatte einen guten Charakter.
    »Und dazu noch eine Grippe. Da kommt was zusammen. Mein tiefstes Beileid, Dr. Rieger. Soll ich Sie später nochmal anrufen?« Das war eine rhetorische Frage, denn Will hatte nicht vor, sich abwimmeln zu lassen. So wie Will den Psychologen kannte, war der auch keiner, der ein Gespräch aufschob. Und er hatte sich nicht verrechnet.
    »Ich glaube, da können Ihnen Ihre alten Kollegen besser helfen. Ich habe die Leiche noch nicht geprüft, und ein Täterprofil existiert noch nicht.«
    »Das ist es, Doc. Mich interessiert weniger, wie ein Opfer ohne Sack aussieht, sondern mehr, was im Kopf eines solchen Täters vorgeht. Für forensische Analysen gibt es die Fachabteilungen, aber für das, was sich hinter der Stirn eines Monsters abspielt und was ihn letztendlich verrät, sind Sie zuständig. Fast alle meine Fälle löse ich, indem ich zu ergründen versuchen, was und wie der Täter denkt. Nur wenn ich ihn kenne, kann ich ihn finden.«
    »Und Sie sind ein verdammt fähiger Polizist. Sie werden sich Ihr eigenes Bild machen.«
    »Schön, so etwas zu hören. Passen Sie auf, dass unsere Elvi nicht lauscht. Das mag sie gar nicht gerne hören. Sie würde mich am liebsten verhaften, wenn sie könnte.«
    Rieger lachte verhalten. »Elvira Kreidler ist eine feine Frau. Und es ist verständlich, dass sie sich in einer Männerhorde manchmal ganz schön durchsetzen muss. Viele Bullenhörner, wenn Sie verstehen.«
    »Einverstanden. Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Wir warten, bis die Presse informiert ist. Wie üblich kriegen die sowieso nur ein paar Häppchen. Danach telefonieren wir nochmal miteinander,  wenn ich mehr weiß, denn bisher bin ich so schlau wie Sie und auf Informationen angewiesen, die man mir geben will. Es ist sowieso eine Ausnahme, dass man mich so früh dazu ruft. Normalerweise erstellen Ihre ehemaligen Kollegen das Täterprofil und die erste psychologische Auswertung.«
    »Deshalb sind wir auch oft so erfolgreich«, brummte Will sarkastisch. »Weil jeder Bulle von sich denkt, er sei ein Superpsychologe, obwohl die meisten von uns eiskalte Ärsche sind mit viel zu wenig Empathie. Aber ich habe nichts gesagt ...«
    »Und ich habe nichts gehört.«
    »Und wie gesagt, das mit Ihrem Vater tut mir leid.«
    Rieger schwieg eine Weile, als überlege er. Will ließ ihm Zeit. Der Doc atmete schwer. »Das mit meinem Vater ist so eine Sache, Will.«
    Aha, jetzt war man bei Will .
    »Er starb an einem Herzinfarkt, aber vielleicht ... vielleicht können wir uns gegenseitig helfen. Ich habe da so eine Idee. Sie wissen ja, eine Hand wäscht die andere.«
    »Das tut sie, Doc. Wollen Sie mir jetzt schon sagen, was los ist?«
    »Geben Sie mir noch etwas Zeit, bitte.« Dr. Rieger legte auf.
    Verwundert sah Will sein Handy an. Was hatte das zu bedeuten? Vermutete der Doc, sein Vater könne an etwas gestorben sein, das der Aufmerksamkeit eines Ermittlers bedurfte? Das waren Neuigkeiten, mit denen er nicht gerechnet hatte.

13
     
    Will hatte den Mann vergeblich observiert. Ein Kleinganove, für den es nur 1.000 Euro Belohnung gab. Bisher fehlten die Beweise, die er mit einer 8 mm Minox C fotografieren wollte.
    Für gewöhnlich trieb Will sich nicht in solchen Bars herum. Lolita war ein Szenetreff für Dealer und ihre Kunden. Liebe Güte, es war erbärmlich. Da lief einer durch die Stadt, der einem Mann die Hoden abgeschnitten hatte, und er versuchte einen Jungen zu überführen, der ein paar Gramm Marihuana oder Koks verscherbelte. Doch auch solche Aufträge waren wichtig. Wie sagte man? Kleinvieh macht auch Mist! Euro kamen zu Euro.
    Eine Frau drängte sich an ihn. Gehörte sie zum Personal? War sie eine Professionelle? Oder eine, die auf einen Schuss aus war?
    Die Frau sah gesund aus, ihre langen schwarzen Haare glänzten,

Weitere Kostenlose Bücher