Sei mein Moerder
sagte die Frau. »Sie Ärmster.«
»Was’n los?«
»Wir haben eine Leiche gefunden, Doktor. Eine grauenvoll verstümmelte Leiche. Unsere Leute beginnen heute, ein Täterprofil zu erstellen.«
»Und Sie brauchen meine Hilfe?«
»Geht es denn?«
»Morgen, Frau Kreidler. Morgen bin ich so weit.«
»Dann schlafen Sie sich aus. Morgen ist wunderbar. Gute Besserung, Dr. Rieger.«
Mark starrte den Hörer in seiner Hand an.
Das also war der perfide Plan des Briefschreibers. Deshalb sollte die Leiche schnell gefunden werden.
Der Briefschreiber wollte, dass er, Markus Rieger, seine eigenen Morde für das LKA analysierte.
12
Will Prenker hatte noch am selben Tag vom Fund der Männerleiche erfahren. Noch immer hatte er Freunde beim LKA und erhielt Informationen. Interna waren nicht mehr dabei. News hingegen erhielt er, bevor es die Presse erfuhr. Nicht wenige Ex-Kollegen wünschten sich, dass Will wieder in Dienst genommen wurde. Es war bekannt, dass er damals ein politisches Bauernopfer gewesen war, dem nicht der Rausschmiss, sondern eine Top-Entziehungskur zugestanden hätte.
Er hatte als Privatermittler beste Arbeit geleistet und zudem war er von einem bekloppten Nerd abgeknallt worden und dem Sensenmann nur mit viel Glück von der Schippe gesprungen. Die Kugel hatte ihm mehrere Rippen gebrochen und einige Innereien verletzt. Doch die Chirurgen der Charité hatten sich als wahre Künstler erwiesen.
Ohne es zu wollen, hatte Will die Polizei auf die Spur des Pfahlmörders geführt, wobei man ganz nebenbei noch einen gesuchten Internetbetrüger dingfest machte oder genauer gesagt erschoss.
Schusswunde, Betrüger dingfest, Serienmörder gefasst!
Für so etwas gab es eigentlich einen Orden. Nicht wenige Ex-Kollegen dachten so.
Der Leiche hatten die Hoden und die Finger gefehlt, außerdem war sie von Brust bis Magen aufgeschlitzt worden. Der Mann, es handelte sich um einen Manager, musste etwa dreißig Minuten grauenvoll gelitten haben. Schon jetzt deutete sich an, dass es jede Menge Indizien gab. Angefangen von DNA-Spuren, Haaren, Speichelresten bis hin zu anderen Dingen, durch die Fachleute mehr erfuhren, als das bloße Auge preisgab.
Die Tat war auf gewisse Weise kreativ gewesen, mit Umständen verbunden, die darauf hinwiesen, dass es vermutlich bald ein zweites Opfer zu beklagen galt. Es war die Handschrift eines Serienmörders, der den ersten Spielstein gerückt hatte.
Will würde auf Dr. Rieger warten, den er schätzte. Rieger war seit zwei Jahren einer der wichtigsten Kriminalpsychologen des Landeskriminalamtes und seine messerscharfen Analysen hatte in einigen Fällen zum Erfolg geführt. Außerdem war Rieger ein freundlicher stiller Mann, der Will in der Vergangenheit ohne Ressentiments begegnet war. Nicht im Gebäude, das ging nicht, aber auf dem Parkplatz.
Das Problem bei Serienmorden war, dass jede Tat einem Puzzleteil gleichkam. Nur selten konnte eine zweite Tat verhindert werden , und manchmal entkamen Täter eben dadurch, dass sie leichtfertig waren und sich keine großen Umstände machten, wie Spezialkleidung zu tragen oder ähnliches, vor allen Dingen, wenn sie noch nicht aktenkundig geworden waren. Das klang absurd, besaß aber eine bestechende innere Logik.
Will spürte das, was er früher seinen ganz privaten Jagdtrieb genannt hatte. Es war die Lust, einen Täter zu stellen, denn Will glaubte fest daran, dass ein Krimineller vor die Gerichtsbarkeit gehörte, der er vertraute. Deutschland galt als vorbildlich, wenn es um Verurteilungen ging. Eine Todesstrafe gab es nicht, Rassismus war selten und meistens wurden zu milde als zu strenge Urteile gesprochen. In Deutschland setzte man auf Resozialisierung, wohingegen man in den USA darauf setzte, Schuldige zu töten oder wegzusperren und den Schlüssel zu entsorgen. Deshalb war Will Zeit seines Lebens gerne Bulle in Deutschland gewesen.
Er rief Dr. Rieger an.
Der Psychologe meldete sich. Er hatte eine erschöpfte Stimme, als sei er krank.
»Sorry, ich hatte die Grippe und bin heute den ersten Tag wieder im Haus. Bin noch nicht fit.«
»Das hört man«, sagte Will.
»Was machen die bösen Buben?«, fragte Rieger.
»Wenn es Preise für Verhaftungen gäbe, müsste man mir den Oscar verleihen.«
Rieger lachte knarzend. »Ich glaube, es gäbe da einen Preis, der Ihnen eher zusagen würde.« Er wartete Wills Antwort nicht ab. »Was kann ich für Sie tun?«
»Ich weiß von der Leiche, die gefunden wurde. Sack ab und Finger
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