Sei mein Moerder
Telefonhörer.’
‚Sagen Sie mir schmutzige Dinge.’
‚Trinken Sie auf der Stelle Ihren Urin. Wie schmeckt er?’
‚Stöhnen Sie, so laut Sie können.’
Ungefähr von 60 Fällen alleine im Rheingebiet wusste man, die Dunkelziffer mochte höher sein. Die passenden Telefonopfer hatten allesamt den dreckigen Befehlen Folge geleistet. Der Täter war bisher nicht gefasst worden.
Schockloch! Die Psyche spielte verrückt und entzog sich der Rationalität.
Er starrte auf die Uhr – tick tack! – auf die Uhr – tick tack! – und kicherte. Tick tack! Immer auf die Uhr. Er sammelte sich, badete, entspannte sich und schließlich war es soweit.
Er war unterwegs, um seinen zweiten Mord zu begehen.
Lydia Brandt verließ den ‚ Löffel’ und ging zu ihrem Porsche. Der daneben geparkte Ford fiel ihr nicht auf. Auch nicht, dass die Kofferraumhaube geöffnet war. Sie sah einen Mann, der sich in den Kofferraum beugte, als suche er etwas. Sie musste an ihm vorbei, um einzusteigen.
Der Mann richtete sich auf, lächelte freundlich und ein brennender Schlag rammte durch ihren Körper, der sich anfühlte, als stände sie in Flammen.
Danach wurde es dunkel.
18
Will hatte Dr. Rieger nur knapp verpasst. Der Psychologe habe das Gebäude verlassen, hieß es. Der Privatermittler suchte den Parkplatz ab, und hielt Ausschau nach Riegers altem Ford Taunus, einem grünen mattlackigen Gefährt mit abgebrochener Antenne und schmutzig trüben Felgen. Ein hässlicher Anachronismus.
Fehlanzeige.
Rieger war schon weg. Will drückte die Kurzwahltaste. Nichts. Er brauchte Hinweise. Spätestens morgen würde die Staatsanwaltschaft eine Belohnung für sachdienliche Hinweise ausloben, die dazu führten, den Mörder von Thomas Trenkler zu finden. Je schneller er war, desto größer die Chance, den Kollegen vom LKA zuvorzukommen.
Er musste sich gedulden, so viel stand fest.
Er fuhr in die City, wo Janine vor den Friedrichstadt-Passagen auf ihn wartete. Zahllose Kauflustige und Touristen. Als gäbe es in Berlin keine schöneren Gegenden. Von hier aus war es nur ein Katzensprung zum Hotel Gendarm Nouveau oder zum Sofitel Gendarmenmarkt, wo man günstige, aber schöne Zimmer bekam.
Sie stieg ein und küsste ihn sanft auf die Wange. Ein schwacher Blütenduft umgab sie. »Du bist der erste Mann, der absolut pünktlich kommt.«
Er grinste, denn ihm war die Doppeldeutigkeit des Satzes nicht entgangen.
Wie immer sah sie wunderschön aus, ohne diesen Zustand durch Kleidung zu betonen. Sie strahlte es einfach aus, was auch an den langen schwarzen Haaren lag, die wie Seide bis zu ihren Hüften hingen. Sie war nur schwach geschminkt, betonte aber ihre großen Augen, über denen die wunderbaren schwarzen Brauen einen bestrickenden Kontrast zur hellen Gesichtshaut bildeten. Will mochte es, wenn Frauen sich nicht schminkten, er liebte die sanfte Natürlichkeit so sehr, wie er den Geschmack von Lippenstift verabscheute.
»Wie verbringen wir den Abend?«, fragte sie und blinzelte lasziv.
»Wir könnten zur Abwechslung essen gehen und uns unterhalten«, gab Will zurück.
»Wie langweilig«, schmollte sie.
»Wir könnten allerdings auch in ein Hotel gehen und uns lieben.«
Sie nickte eifrig.
»Aber lieber würde ich essen gehen«, fügte Will hinzu. »Es wäre schön, mehr voneinander zu erfahren, oder meinst du nicht?«
»Manchmal ist es gut, wie es ist. Wenn man zu viel vom anderen weiß, beginnt die Abhängigkeit«, sagte sie leise.
Will fuhr los und fädelte sich in den Verkehr ein. Er ließ die Jägerstraße hinter sich und parkte in der Charlottenstraße, nur wenige Minuten später. Er sah sie an. »Abhängigkeit? Wie meinst du das? Bisher haben wir ein paarmal miteinander geschlafen, immer in einem Hotel. Ansonsten weiß ich nichts von dir. Wovor fürchtest du dich?«
»Ich fürchte, dich zu verlieren. Denn so kommt es immer. Man verliert sich irgendwann, wenn man zu viel voneinander weiß.«
Er spürte einen leichten Stich. Sie machte ihm deutlich, dass sie keine Beziehung führen würden, nichts von Dauer, vielleicht auch nicht von Belang. Will war stets ein Romantiker gewesen. Er liebte es, einer Frau Blumen zu schenken, sie auszuführen, sie zu umsorgen. So war es mit Veronika gewesen und auch mit den wenigen Frauen, die es vor ihr gegeben hatte. Mit Janine war es anders, völlig anders.
»Du scheinst Schlimmes erlebt zu haben, sonst hättest du mehr Vertrauen«, stellte er fest.
»Jeder Mensch erlebt schlimme
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