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Sei mein Moerder

Sei mein Moerder

Titel: Sei mein Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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über den Mann.
    Nun lag es bei ihm.
    Er konnte dem Mann ein Messer ins Herz stoßen, was dafür sorgte, dass der Lebensmuskel explodierte und Zoltan auf der Stelle tot war, aber er konnte sich auch deliziös an ihm abarbeiten.
    Was sollte er tun?
    Ein schneller Tod oder weitere Folter?
    Marks Verstand raste. Auf seiner Vernunftebene begriff er, dass Kussmund ihn testete.
    Also war es besser, die Sache schnell abzuschließen.
    Die Genugtuung eines grausamen Mordes wollte er Kussmund nicht bereiten.
    Nein, so weit war er nicht. Noch immer war er ein Mensch, ein fühlendes, denkendes Wesen.
    Ich bin kein Mörder!
    Liebe Güte, dass er als Psychologe die Chuzpe hatte, sich selbst so zu belügen, war sensationell. Mark betrachtete sich wie aus der Ferne. Er sah sich, über den nackten Körper von Zoltan gebeugt, einen Mann, der dem Opfer in die Augen starrte.
    Kussmund forderte keine Tötungsmethode.
    Und doch war da diese feine Komponente der Lust, jenes unglaublich intensive Gefühl, einem Opfer etwas anzutun, weil es ein Opfer war. Die Schwäche dessen, der dort lag, machte Mark wütend.
    Er hasste Schwäche.
    Er war nie schwach gewesen. Hatte studiert, was brutal gewesen war, da seine Eltern sich ein Studium nicht leisten konnten und er sich jedes Semester nebenbei erarbeiten musste. Er hatte vierzehn Jahre mit Gabi überstanden, was ihn zu einem Überlebenskünstler gemacht hatte. Er hatte sich einen Zeh abgeschnitten, liebe Güte! Wer tat so etwas, wenn nicht ein tapferer Mann? Und schließlich hatte er Dinge vollbracht, die zwar moralisch verwerflich waren, aber eine Fähigkeit entwickelt, an der er gefeilt und die er perfektioniert hatte.
    Und sollte jemand, der über eine Fähigkeit verfügte, diese vergeuden, weil Anstand, Moral und Gewissen es wollten?
    Hatte nicht Goethe gesagt, jemand, der seine Fähigkeiten nicht der Öffentlichkeit zur Verfügung stelle, sei es nicht wert zu leben?
     
     
    Die Frage, wie er Zoltan endgültig töten würde, entbehrte nicht einer gewissen Spannung. Zum ersten Mal durfte er selbstständig arbeiten, kreativ sein, und er beschloss, Kussmund nicht zu enttäuschen.
    Kussmund hatte ihm geholfen, Mauern einzureißen, eine neue Fähigkeit zu entwickeln und sich am Geschmack der Macht zu laben. Nur Kussmund hatte er zu verdanken, dass sich sein mentaler Horizont auf eine Weise geweitet hatte, wie es sogar Sex nicht vermochte. Er hatte eine andere Seite seines Ichs gefunden, was wunderbar war.
    Er war Psychologe geworden, um den Menschen zu helfen.
    Er wollte stets ein guter Ehemann sein, aber hatte gefehlt.
    Er hatte nur Gutes in seinem Leben gewollt und war gescheitert.

24
     
    Will kaute auf seinem trockenen Geflügel, als sein Handy klingelte.
    Es war Foke.
    »He, Alter. Ich kann mich auf dich verlassen?«, fragte der Mann.
    »Klar kannst du das. Willst du dir die fünfzehn Prozent verdienen?«
    »Dreißig, Alter.«
    »Zwanzig.«
    »Okay.«
    »Rede.«
    »Die dritte Person, ein Mann, heißt Bernd Zoltan. Musste meine Fühler ganz schön ausstrecken. Aber was tut man nicht alles für zwanzig Prozent. Ich simse dir gleich die Adresse. War nicht einfach, das rauszukriegen, aber was tut man nicht alles für eine schöne Provision. Er gehört zum versauten Dreigestirn. Genau genommen ist er der Schlimmste von allen.«
    »Wenn deine Gäste wüssten, wie du über sie sprichst.«
    »Das wissen sie. Trotzdem lieben sie mich, denn ich biete ihnen die Show ihres Lebens.«
    »Vielleicht gelingt es der Polizei, Zoltans Leben zu retten.«
    »Tu so, als hättest du es alleine 'rausbekommen. Lass dir 'was einfallen. Halt mich aus der Sache raus. Entweder du nimmst die Sache selbst in die Hand, oder ...«
    »Das darf ich nicht. Wenn das rauskommt, bin ich geliefert.«
    »Bist du sowieso, Schnüffler.«
    Sie schwiegen, dann traf Will eine Entscheidung.
    Fünf Minuten später saß er in seinem Auto, programmierte das Navigationssystem und hoffte, nicht zu spät zu kommen.
     

 
    Er parkte vor dem dreistöckigen Apartmenthaus und drückte auf die entsprechende Klingel.
    Zoltan öffnete nicht.
    Will blickte sich um. Hier war nichts auffällig.
    Er ging zurück zu seinem Wagen und legte den Kopf in den Nacken. Hinter allen Fenstern war es dunkel. Er blickte auf die Armbanduhr. Kurz nach zwei Uhr. Schlafenszeit.
    Er setzte sich hinter das Lenkrad und behielt die Haustür im Auge. Entweder schlief Zoltan oder er war nicht daheim.
    Will Prenker kämpfte mit seinen Teufeln. Er musste sein Wissen

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