Sei mein Moerder
Haut, ein beschnittener Penis, klein wie ein Frauenfinger, darunter Ringe und feine, im kalten Licht der Halogenleuchten glitzernde Ketten, die am Hodensack befestigt waren.
Zoltan erwachte und wurde sofort wieder betäubt. Wie Mark es schon bei Lydia Brandt erlebt hatte, verschmorte die Haut am Hals und es roch nach verbranntem Fleisch.
Mark überlegte, ob er Zoltan knebeln und ihm anschließend den Mund verkleben sollte. Er konnte sich nicht erlauben, dass der Mann um Hilfe rief. Andererseits bewohnte er ein ganzes Stockwerk für sich, die Wohnungen in diesem Haus waren in einem Preissegment, das dicke Wände, Böden und Decken verhieß. Wer eine Million für ein Appartement zahlte, wollte nicht den Eventfilm der Woche von nebenan oder die Lustschreie des Nachbarn hören, was Zoltan gewiss geliebt hätte.
Also wartete Mark, bis der Mann erwachte, und hielt ihm den Schocker vor die Nase.
»Ein Laut und ich grille Ihren Schwanz!«, sagte er leise.
Der Mann seufzte und kniff die Lippen zusammen. Trotzdem presste er einen leisen Hilferuf durch die Nase.
Das Licht am Camcorder blinkte.
Dann konnte Zoltan sich nicht zusammenreißen und vergaß seine Eier. »Wer sind Sie?«
Mark lächelte. »Ein Besucher.«
Seine Handflächen waren glitschig. Unbändiger Hass pulste in seiner Brust, Hass auf Kussmund, Hass auf sich selbst, auf Gabi und auf alle, die ihm je etwas angetan hatten. Sogar Hass auf den verschissenen Köter, der an einem Strick gebaumelt hatte wie eine übergroße Ratte, die den Tod verdient gehabt hatte ... verdient gehabt ... verdient!
So, wie Zoltan den Tod verdiente.
Wie Brandt den Tod verdient gehabt hatte, schließlich hatte sie die Beine für ihn breit gemacht, für einen Fremden, liebe Güte. Wer tat so etwas schon, wenn nicht eine schale, ranzige Nutte?
Und Hass auf Trenkler, der ihm zugehört und sich anschließend vollgeschissen hatte, wie ein ängstliches Tier.
Hass auf jeden, der ihn einen Feigling schimpfte, denn Kussmund war nicht der erste gewesen, der ihm so etwas gesagt hatte. Auch Gabi hatte es getan, immer dann, wenn sie sich stritten und sie nicht weiter wusste und ihm vorhielt, er sei verrückter als seine Klienten, da sie genau wusste, wie sie ihm weh tun konnte, nur weil er seine Eltern noch liebte wie ein Junge und seinen Vater vergötterte, weil dieser ein so unmittelbarer, anständiger Mann gewesen war und seine Mutter, die eine liebenswerte Frau war, obwohl sie ihn so oft geschlagen hatte, als er noch klein gewesen war.
Er hatte ihr verziehen, denn er war ein schwieriges Kind gewesen.
Und Papa hatte weggeschaut, denn er hatte hart gearbeitet, um die Familie durchzubringen und seinem Filius ein Studium zu ermöglichen.
Er hasste Freud, der über Vatersehnsucht und die Lust auf die eigene Mutter doziert hatte, der das Schuldbewusstsein der gesamten Menschheit in den Mittelpunkt seiner Lehre gestellt hatte, ohne einen Tag gläubig gewesen zu sein.
Er hasste Erich Fromm, der ihm ins Ohr zu flüstern schien, als sei er sein Gewissen, sein Zerberus.
Der Mensch ist mehr als die Summe seiner Teile.
Der Mensch lebt bewusst und kann Wahrnehmungen schärfen.
Der Mensch kann entscheiden.
»Und ich habe mich entschieden!«, stieß Mark hervor.
Bernd Zoltan starrte seinen Besucher an, als träume er.
Du hast den vernunftbedingten menschlichen Fähigkeiten entsagt, murmelte Erich Fromm in seinem Kopf. Du bist abgestumpft! Du bist nicht mehr spezifisch menschlich. Du hast einen Defekt! Eine Neurose! Vielleicht eine affektive Psychose! Narzissmus! Gewaltbereitschaft mit Tendenzen zur Paraphilie! Störungen der Sexualpräferenz! Leichte Akoasmen!
»Leck mich! Ich habe keine Wahnvorstellungen!«, schrie Mark und starrte an Zoltan vorbei an die Wand.
Du hörst mich. Ist das etwa nichts? Du hörst eine Stimme in deinem Kopf, die es nicht geben dürfte!
»Bitte, warum haben Sie mich gefesselt? Das tut weh. Meine Gelenke tun weh«, jammerte Zoltan, noch immer leise, als ahne er, dass er sofort sterben würde, wenn er schrie.
Mama, du hast mir nicht die Wahrheit gesagt!
Was geschah mit mir als Kind?
Warum habt ihr plötzlich begonnen, mich so abgöttisch zu lieben?
»Bitte schneiden Sie mich los«, stammelte Zoltan.
Mark sah den nackten Mann an. Kalt, intensiv.
Und Zoltan begann zu schreien.
Mark knebelte ihn und verschloss den Mund obendrein mit Klebeband.
Dem fetten Mann liefen Tränen über das Gesicht, der weiße Körper glänzte vor Schweiß.
Mark beugte sich
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